Löwenmädchen Ciara soll Kinder stärken
Prävention gegen sexuellen Missbrauch: Puppentheater in Kindergärten und Schulen
TUTTLINGEN (iw/pm) - Grauzone sexueller Missbrauch: Die Dunkelziffer ist laut Fachleuten erschreckend hoch. Das heißt, dass viele Betroffene unmittelbar keine Hilfe erfahren. Die Tuttlinger Beratungsstelle Phönix gegen sexuellen Missbrauch setzt deshalb zusammen mit dem Sigmaringer Puppentheater auf Prävention: Eine großangelegte Kampagne soll 2021 in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen das Thema in den Fokus setzen.
Mit „Ciara, das Löwenmädchen“möchte Jürgen Steiert, der auf eine langjährige Berufserfahrung in der Jugendhilfe zurückblicken kann, ein Puppentheater mit präventivem und interaktivem Charakter vorstellen. Das Sigmaringer Puppentheater bereitet sich schon jetzt intensiv auf zahlreiche mögliche Auftritte in Kindergärten und Grundschulen vor. „Auch wenn wir noch nicht wissen, wann und wie wir tatsächlich starten können“, erklärt Sandra Kienzle-D’Ernesto, Vorsitzende des Vereins Phönix.
Durch den ersten Lockdown im April und den damit verbundenen Schließungen von Kindergärten und Grundschulen hat sich für viele Kinder etwas ganz Entscheidendes verändert. Mögliche und vertraute Ansprechpersonen waren oder sind plötzlich nicht mehr so einfach erreichbar. Auf welchem Weg sich ein Kind in diesem Fall dann mitteilen kann, wird zu einer Ergänzung in seinem Stück führen, erklärt Jürgen Steiert, um Kindern auch während der Pandemie Handlungsmöglichkeiten an die Hand geben zu können.
Ziel war es, ein Stück für Kinder zu entwickeln, das keine Angst erzeugt, aber Kinder dazu anregen soll, mitzureden und mitzudenken. Kinder haben eigentlich immer ein sehr feines Gespür dafür, wann sie ein gutes und wann ein schlechtes Gefühl in einer Situation haben, erklärt Steiert. Schwieriger sei es aber, aus einer für sie unangenehmen Situation wieder herauszukommen. Mit dem Stück „Ciara, das Löwenmädchen“werden die Kinder Teil der Aufführung und können Ideen entwickeln.
Steiert hat sich beim Entwickeln des Stücks fachliche Hilfe geholt: neben Phönix waren Nina Apin, Redakteurin der TAZ in Berlin und Autorin des neuen Buches „Der ganz normale Missbrauch“dabei, ebenso wie zwei Beamtinnen der Kriminalpolizei Tuttlingen. Die Schirmherrschaft hat Michelle Halder, eine erfolgreiche Rennfahrerin aus Meßkirch, übernommen.
Das Projekt wird außerdem vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst über den Landesverband Amateurtheater gefördert.
„Prävention ist das A und O“, findet Sandra Kienzle-D’Ernesto. Dabei denkt sie nicht nur an die Kinder, sondern auch an Erzieher, Lehrer und Leiter von Sporteinrichtungen. Denn: „Umso besser diese geschult und sensibilisiert sind, umso größer ist die Chance, dass etwas aufgedeckt werden und den Kindern und Schülern so früh wie möglich geholfen werden kann.“