Keine Mediathek im Union-Areal
Pläne für neue Bibliothek im Drei-Kronen-Hof zerschlagen sich – Bauantrag eingereicht
Pläne wären rechtlich fragwürdig und zu teuer gewesen.
TUTTLINGEN - Eine Mediathek im Drei-Kronen-Hof? Diese Vorstellung ist Geschichte. Wie Stadtsprecher Arno Specht auf Nachfrage mitteilt, wird die Idee nicht weiter verfolgt – aus mehreren Gründen.
Es gab schon Visualisierungen und gemischtes Echo im Gemeinderat: Eine Mediathek im Drei-KronenHof – der Gebäudekomplex, den die Wohnbau auf dem alten Union-Areal errichten will – hätte zum neuen Treffpunkt werden können. Eine Mischung aus Bibliothek, Buchhandel und Cafébetrieb war angedacht.
Im Mai hatte der Gemeinderat beschlossen, zu prüfen, wie teuer das Vorhaben werden würde und ob der Flächenbedarf ausreiche. Nun heißt es von der Stadt, aufgrund von mehreren Problemen habe man sich dagegen entschieden: „Zum einen wären wir aufgrund des doch schon sehr weit fortgeschrittenen Planungsstandes bei der Gestaltung der Mediathek relativ eingeschränkt gewesen“, teilt Specht mit. Um die 2000 Quadratmeter hätte die Stadt im Drei-Kronen-Hof mieten können. Das hätte von der Fläche zwar ausgereicht, über die Raumaufteilung hätte die Stadt allerdings kaum noch mitentscheiden können.
Dann gab es laut Specht auch zuschussund vergaberechtliche Unklarheiten. Heißt: Ein Projekt für öffentliche Nutzung in dieser Größenordnung müsste man europaweit ausschreiben. Der Investorenwettbewerb war schon 2016, dafür wäre es nun zu spät gewesen. Die Idee, eine Mediathek in dem Areal zu platzieren, kam laut Specht erst nach dem Wettbewerb auf. Und ein dritter Faktor waren die Kosten. 300 000 bis 400 000 Euro wären pro Jahr fällig geworden.
Dass die Stadtbibliothek regelmäßig über zu wenig Platz klagt, bleibt dennoch ein Problem, dessen man sich in der Stadtverwaltung auch bewusst sei, sagt Specht. Bei der weiteren Entwicklung der Innenstadt gebe es dafür vielleicht andere Möglichkeiten. Die Suche nach einem neuen Standort habe auch zurückstehen müssen, „weil andere Projekte wie die Schulen Personal und Finanzen binden“.
Für die Wohnbau wiederum hätte die Mediathek einen zuverlässigen Mieter bedeutet – Geschäftsführer Horst Riess sagt aber, ihm sei es auch um städtebauliche Aspekte gegangen. „Man muss was tun, um die Innenstadt attraktiv zu machen.“
Für den Drei-Kronen-Hof bedeutet die Absage keine größeren Änderungen. „Wir fahren zweigleisig“, sagt Riess. Statt der Mediathek plane man nun mit Büroräumen. Darüber hinaus sind im Drei-Kronen-Hof
Wohn- und Geschäftsräume vorgesehen. Probleme gab es zuletzt, passende Mieter für die Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss zu finden. Da sich das Projekt mehrfach verzögert hatte, „haben wir die Interessenten
von vor ein paar Jahren jetzt natürlich nicht mehr“, so Riess. Eine Mischung aus Gastronomie und Einzelhandel im Erdgeschoss sei aber nach wie vor vorgesehen.
Den Bauantrag hat Riess bei Oberbürgermeister Michael Beck kurz vor Weihnachten eingereicht. Laut Stadtverwaltung soll er im Laufe des Frühjahrs genehmigt werden.
Ein Lichtblick für die Gestaltung des Areals ist für die Wohnbau der Kauf des Gebäudes Obere Vorstadt 11, das sich noch auf dem Gelände befindet. „Da waren wir schon seit Jahren dran“, sagt Riess. Seit zwei Jahren hatte die Wohnbau schon drei Geschosse besessen, der vierte Eigentümer hatte nun Ende vergangenen Jahres endlich dem Verkauf zugestimmt – über den Preis will Riess nichts sagen, günstig dürfte es nicht gewesen sein.
Das Gebäude soll nun abgerissen werden und an der Stelle die Zufahrt zur Tiefgarage des Drei-KronenHofs gebaut werden. Damit wird der Neubau rings um das Haus von Blum Bürotechnik entstehen, das als einziges auf dem Areal verbleibt – der Eigentümer hatte den Verkauf mehrfach abgelehnt.