Harte Fronten im Tarifstreit
IG Metall wirft Arbeitgeberverband Ignoranz vor
RAVENSBURG (ben) - In den Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg zeichnet sich nach der zweiten Verhandlungsrunde keine Annäherung ab. Sowohl Südwest-IG-MetallChef Roman Zitzelsberger als auch Südwestmetallvorsitzender Wilfried Porth sagten nach den Gesprächen in Fellbach, dass man keinen Schritt vorangekommen sei. Die Gewerkschaft fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder als Lohnsteigerungen oder als Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert. Südwestmetall lehnt das kategorisch ab. In einer OnlinePressekonferenz warf Zitzelsberger Südwestmetall Ignoranz vor, weil die Arbeitgeber Gespräche über sogenannte Zukunftstarifverträge verweigerten. Das Streichen von Zulagen sowie das Infragestellen von tarifvertraglichen Standards sei zu wenig, um den Herausforderungen zu begegnen.
RAVENSBURG - Die IG Metall BadenWürttemberg hat den Arbeitgeberverband Südwestmetall im Anschluss an die zweite Verhandlung in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie scharf angegriffen. „Wir haben den Eindruck, dass die Arbeitgeber mit Antworten von gestern die Fragen der Zukunft beantworten wollen“, erklärte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Der Arbeitnehmervertreter kritisierte vor allem, dass der Arbeitgeberverband alle Vorschläge, wie man Tarifverträge vor dem Hintergrund der Transformation in der Autoindustrie und der fortschreitenden Digitalisierung neu ausrichten könne, nicht einmal diskutiert habe. Der Gewerkschaft schwebt vor, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer für die Zukunft einen tarifvertraglichen Rahmen schaffen, in dem dann für jedes Unternehmen betriebsspezifische Lösungen erarbeitet werden. „Das wurde komplett negiert, es ging Südwestmetall einzig und allein um Kostenreduzierungen“, sagte Zitzelsberger weiter. „Doch allein auf das Streichen von Zulagen und das Infragestellen von tarifrechtlichen Standards zu setzen, das ist viel zu kurz gesprungen.“
Zitzelsbergers Widerpart auf der Seite der Arbeitgeber bestätigte die verhärteten Fronten in anderen Worten. „Wir haben einen Grunddissens, inwieweit die Transformation zu einer neuen Form von Tarifverträgen führen muss“, sagte Daimlers Personalvorstand Wilfried Porth, den die Mitglieder im November zum neuen Vorsitzenden von Südwestmetall gewählt hatten. „Wir brauchen mehr Differenzierung auf Ebene der Betriebe, ohne dass die Gewerkschaft mit am Tisch sitzt, wir brauchen mehr Flexibilität, schließlich stehen wir neuen Wettbewerbern mit neuen Geschäftsmodellen gegenüber. Und wir müssen uns von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden.“Unter solchen Gewohnheiten, die sich in Baden-Württemberg über die Jahre angesammelt haben und über die Zulagen
anderer westdeutscher Bundesländer hinausgingen. „Mein liebstes Beispiel ist nach wie vor, dass wir eine Spätschichtzulage zahlen, wenn wir in die Mittagspause gehen“, sagte Porth bei einer Online-Pressekonferenz
nach den Verhandlungen in der Schwabenlandhalle in Fellbach. „Das passt einfach nicht mehr in die zukünftige Wettbewerbssituation.“
Einig waren sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer allein in der Tatsache, dass sie sich nicht einig waren. „Die zweite Verhandlungsrunde hat uns keinen Schritt weiter gebracht, die Vorstellungen liegen sehr weit auseinander“, erklärte Zitzelsberger. Bei Porth klang das so: „Wir haben uns jede Mühe gegeben, uns unsere Themen gegenseitig zu erläutert, dabei sind wir uns nicht näher gekommen.“
Neben den Zukunftstarifverträgen fordert die IG Metall unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteigerungen oder als zumindest teilweisen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert. Südwestmetall lehnt das kategorisch ab.
Die Friedenspflicht endet für die Gewerkschaft Ende Februar, dann kann sie ihre Mitglieder zu Warnstreiks aufrufen. „Ob es dazu kommt, wird die IG Metall mit viel Augenmaß entscheiden“, erklärte Zitzelsberger. Einen Termin für die nächste Verhandlungsrunde gibt es noch nicht. Bevor der festgelegt wird, wollen sich beide Seiten intern noch einmal beraten.