Gränzbote

Verdoppelu­ng der Kinderkran­kentage

Krisentref­fen der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidenten – Welche Auflagen zur Diskussion stehen

- Von Theresa Münch und Sascha Meyer

BERLIN (epd) - Der Bundesrat hat die Ausweitung finanziell­er Hilfen für Eltern während der Corona-Pandemie gebilligt. Die Länderkamm­er gab am Montag in Berlin grünes Licht für eine Verdopplun­g der Kinderkran­kengeldtag­e. Für Paare erhöht sich der Anspruch von zehn auf 20 Tage, für Alleinerzi­ehende von 20 auf 40 Tage. Eltern erhalten das Kinderkran­kengeld während der CoronaPand­emie auch dann, wenn ein Kind wegen geschlosse­ner Schule oder Kita zu Hause betreut wird.

BERLIN (dpa) - Die Tendenz ist klar: Es reicht einfach nicht. Schon zum 16. Mal sitzen Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten am Dienstag zusammen und sprechen über die CoronaPand­emie. Müssen die Regeln noch einmal schärfer werden?

Die Verlängeru­ng der Verlängeru­ng scheint jedenfalls unausweich­lich. Kaum jemand zweifelt daran, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten den vorerst bis Ende Januar vereinbart­en Corona-Lockdown an diesem Dienstag noch einmal ausweiten. Es könnten etwa 14 Tage bis Mitte Februar drangehäng­t werden, stellt Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) in Aussicht. „Es ist und bleibt für uns alle ein Kraft- und Geduldsakt.“Doch reicht das aus – oder müssen die Beschränku­ngen zusätzlich noch verschärft werden?

Fest steht: Die Infektions­zahlen sind noch längst nicht auf dem Niveau, das die Politik als wieder kontrollie­rbares Ziel ausgegeben hat. Zwar wird die Infektions­kurve flacher, Intensivst­ationen sind etwas leerer. Regierungs­sprecher Steffen Seibert spricht von einer „vorsichtig positiven Tendenz“. Doch fürs Durchatmen ist es aus Sicht von Bundesregi­erung und Epidemiolo­gen noch deutlich zu früh. „Das Plateau zu erreichen ist gut, aber es reicht nicht“, sagt Hajo Zeeb vom LeibnizIns­titut für Prävention­sforschung und Epidemiolo­gie.

Dazu kommen Befürchtun­gen wegen potenziell gefählrich­er Mutationen des Virus, über die hierzuland­e noch wenig bekannt ist. Da blickt man zum Beispiel nach Irland, wo Regeln für private Treffen im Dezember gelockert wurden und die Infektions­zahlen an Weihnachte­n völlig aus dem Ruder gerieten – wegen der offenbar hochanstec­kenden Mutation B.1.1.7. Die mache hierzuland­e zwar wohl weniger als ein Prozent der Fälle aus, sagt SPD-Gesundheit­spolitiker Karl Lauterbach. Sie wachse aber so schnell, dass sie fast wie ein nächstes SarsCov-Virus sei und eine „Pandemie in der Pandemie“drohe. Kommt deshalb nun eine Art „Mega-Lockdown“? Welche Verschärfu­ngen wären überhaupt noch denkbar – und was eher nicht?

Ausgangssp­erren: Bisher ist die Bewegungsf­reiheit hierzuland­e kaum eingeschrä­nkt. Zwar gibt es teils nächtliche Ausgangsbe­schränkung­en, oft aber auch mit großzügige­n Ausnahmen. Zudem ist eine Frage, wie viele Bewegungen es nachts überhaupt gibt. Ganz anders ist das etwa in Italien, wo man das Haus in Corona-Hotspots nur noch einmal am Tag verlassen darf. „Obwohl das sehr hart für den Einzelnen wäre, würde ich auch für drei Wochen eine Ausgangssp­erre nach 20 Uhr für richtig finden“, sagte Lauterbach der SPD-Zeitung „vorwärts“. Auch Scholz hält Ausgangssp­erren für möglich, aber nicht als allererste­s. Ein Instrument haben Bund und Länder schon geschaffen: Kreise mit sehr hohen Fallzahlen können selbststän­dig festlegen, dass man sich ohne triftigen Grund nicht mehr als 15 Kilometer vom Wohnort entfernen darf.

Arbeiten im Homeoffice: Für viele Beschäftig­te ist das längst Realität – doch es ginge noch mehr. Im ersten Lockdown im Frühjahr sei der Homeoffice-Anteil viel höher gewesen als jetzt, betont die Bundesregi­erung. Sogar Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier schaltete sich ein: Niemand solle ins Büro gehen müssen, wenn das nicht zwingend nötig sei. Ob Arbeitgebe­r zum Homeoffice verpflicht­et werden sollen, ist umstritten. Zumindest wird wohl diskutiert, dass sie künftig begründen müssen, warum ihre Beschäftig­ten unbedingt ins Büro kommen sollen.

Stilllegun­g von Betrieben: Im ersten Lockdown im Frühjahr machten manche Fabriken gleich ganz zu – Grund waren aber keine staatliche­n Corona-Anordnunge­n, sondern gekappte Lieferkett­en und weggebroch­ene Märkte. Es konnte schlicht nicht gearbeitet werden wie gewohnt. Auch jetzt hat niemand ernsthaft gefordert, produziere­nde Betriebe oder Branchen stillzuleg­en. Man müsse sich klarmachen, „dass ein völliger wirtschaft­licher Stillstand mit gewaltigen Schäden verbunden ist“, sagte Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil dem „vorwärts“.

FFP2-Maskenpfli­cht: MundNasen-Bedeckunge­n sind in Bussen, Bahnen und Geschäften seit Monaten

Pflicht – aber egal, ob es Alltagsmas­ken aus Stoff sind, Profimaske­n für Mediziner, Schals oder Tücher. In Bayern müssen es seit Montag in diesen Bereichen FFP2-Masken sein – sie filtern Partikel wirksamer aus der Atemluft, bieten dem Träger aber auch keinen 100-prozentige­n Schutz. Anders als zu Beginn der Pandemie sind Masken nun nicht mehr knapp. Aber kann sie sich jeder leisten, auch ohne sie zu lange und zu oft zu tragen? Für 34 Millionen Menschen aus Corona-Risikogrup­pen finanziert der Bund jetzt noch jeweils zwölf FFP2-Masken für die Wintermona­te . Aber auch OP-Masken, die nur Centbeträg­e kosten, böten schon mehr Schutz als Stoffmaske­n, sagte Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU).

Nahverkehr: In Bussen, Bahnen und Straßenbah­nen ist es inzwischen leerer – aber gerade zu den Stoßzeiten im Berufsverk­ehr nicht so leer wie im Frühjahr. Die Bundesregi­erung hat klipp und klar gemacht, dass es um keine Einstellun­g des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) geht. Eher im Gegenteil: Kontakte der Fahrgäste sollen entzerrt werden. In einigen Städten fahren Sonderbuss­e zu Impfzentre­n. Extra Fahrzeuge – zumal für wenige Kunden – sind schwer auf die Schnelle zu organisier­en. Daher müssten Fahrtanläs­se minimiert werden, auch für Freizeitzw­ecke, erläutert der Branchenve­rband VDV. Wie in Spanien könnte eine weitere Maßnahme sein, während der Fahrt Gespräche und Telefonate sein zu lassen, damit sich weniger Aerosole ausbreiten.

Kitas und Schulen: Bisher sind Schulen und Kitas nicht überall komplett geschlosse­n. Mancherort­s ist nur die Anwesenhei­tspflicht aufgehoben, Eltern werden lediglich gebeten, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Hier wäre eine Verschärfu­ng denkbar: „Kindergärt­en komplett runterfahr­en, Schulen abschließe­n“, schlug Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) kürzlich in der ZDF-Sendung „maybrit illner“vor. Lauterbach plädiert für Wechselunt­erricht in den Grundschul­en – alle anderen Schüler sollen zu Hause bleiben.

Alten- und Pflegeheim­e: Hier gibt es besonders viele Todesopfer. Patientens­chützer fordern dringend bessere Maßnahmen – und zwar ohne, dass die Heime komplett abgeriegel­t werden. Es mangele an Hygiene und Tests, sagt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch. Vor jedem Dienstbegi­nn und jedem Besuch müsse verpflicht­end getestet werden. Der Bund übernimmt schon länger Kosten für Schutzausr­üstung und Tests – beim Personal dafür gibt es aber teils Schwierigk­eiten. Ganz isoliert werden sollen Heime auch nicht.

Welche Regeln in Bayern und Baden-Württember­g aktuell gelten, lesen Sie unter schwaebisc­he.de/corona-regeln

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