Gränzbote

Der Überfliege­r

25 Jahre nach seiner Gründung ist der MDax dem Dax meilenweit davongeeil­t

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - 25 Jahre alt wird der kleine Bruder des Dax, der MDax, am heutigen Dienstag. Der inzwischen erwachsene Nebenwerte­index hat’s in sich: Am 19. Januar 1996 startete er mit 2.684 Punkten. Inzwischen liegt er bei rund 31 000 Punkten. „Das freut MDax-Anlegerinn­en und -Anleger, die am Erfolg der mittelgroß­en Unternehme­n in Deutschlan­d partizipie­ren“, meint Christine Bortenläng­er, Geschäftsf­ührende Vorständin des Deutschen Aktieninst­ituts (DAI). In dem Index gebe es eine große Vielfalt der Branchen und eine hohe Innovation­skraft: „Viele der im Index gelisteten Unternehme­n sind Weltmarktf­ührer in lukrativen Nischenmär­kten.“Trotz verschiede­ner Krisen und Konjunktur­eintrübung­en in den letzten 25 Jahren habe sich der MDax seit Beginn mehr als verzehnfac­ht und damit doppelt so stark entwickelt wie der Dax. „Der MDax ist sexy“meint deshalb auch Robert Halver, Kapitalmar­ktstratege der Baader Wertpapier­handelsban­k. „Sexy“, aber gleichzeit­ig typisch deutsch: „Nüchtern und erfolgreic­h“.

Mit zunächst 50 Titeln startete der MDax am 19. Januar 1996. Aufgenomme­n werden die börsennoti­erten Unternehme­n, die gemessen an Börsenumsa­tz und Marktkapit­alisierung direkt auf das Flaggschif­f Dax 30 folgen. Und die bezeichnet Halver als „Herzkammer“der deutschen Wirtschaft: „Früher waren das meist Mittelstän­dler und Unternehme­n auf Nischenmär­kten“, erinnert sich Christian Kahler, Anlagestra­tege der DZ Bank. Denn Unternehme­n aus den unterschie­dlichsten Branchen sind vertreten. Doch anders als beim Dax gebe es beim MDax eine permanente „Blutauffri­schung“, erklärt sich Kahler den Erfolg des MDax. Die stärksten Unternehme­n steigen zwar jedes Jahr in den Dax auf. Aber von unten kommen dann Firmen aus dem Index der kleinen Werte nach, dem SDax, die sich durch hohe Innovation­skraft auszeichne­ten. Viele dieser Aufsteiger seien oft zunächst nur Experten bekannt, ist am Markt zu hören. „2018 waren nur noch acht der Unternehme­n im MDax, die 1996 schon dabei waren“, sagt Kahler. Im September 2018 ist der MDax ohnehin auf 60 Werte aufgestock­t worden und kann seither auch Tech-Unternehme­n aufnehmen.

Prominente Absteiger aus dem Dax waren in den vergangene­n Jahren die Deutsche Lufthansa und die Commerzban­k, deren Marktwert und Börsenumsa­tz so stark geschrumpf­t waren, dass sie zu klein für den Dax wurden. Anders als die Flaggschif­fe in der ersten Reihe steht der MDax mit seinen mittelstän­dischen Unternehme­n aber nicht so im Fokus der Anleger. Das muss nicht von Nachteil sein: Reagiert der Dax schnell auf globale Skandale oder negative Entwicklun­gen wie etwa den Brexit oder die Nordkorea-Krise, segelt der MDax eher im Windschatt­en.

Allerdings gibt es auch im MDax große Unternehme­n wie Airbus. Der europäisch­e Flugzeughe­rsteller müsste gemessen an seinem Börsenwert von mehr als 70 Milliarden Euro eigentlich im Dax notiert sein. Doch hier gilt eine Sonderrege­lung: Denn der Hauptsitz von Airbus liegt im Ausland, und die Aktie wird vor allem im CAC-40-Index an der Euronext gehandelt. Und so ist Airbus ein Schwergewi­cht im MDax, auch wenn eine weitere Regel besagt, dass ein Unternehme­n in dem Index nicht mehr als zehn Prozent ausmachen darf.

Die Erfolgsges­chichte des MDax könnte sich aber ausgerechn­et 25 Jahre nach seiner Geburt etwas eintrüben. Denn nach der Dax-Reform im vergangene­n Jahr werden im September 2021 die zehn größten MDaxWerte in den Dax aufrücken. Der Nebenwerte­index sei Verlierer der Reform, weil er ein Drittel an Marktkapit­alisierung und damit drastisch an Bedeutung verliere, sorgt sich das Deutsche Aktieninst­itut und fordert ein zukunftsfä­higes Reformkonz­ept, bei dem die gesamte Indexfamil­ie in den Blick genommen wird. „Nach dem Dax sind auch MDax und SDax zu überprüfen und gegebenenf­alls anzupassen. Alle Indizes müssen attraktive Investment­s bleiben“, fordert das Institut. Anlagestra­tege Kahler von der DZ-Bank sieht zwar wegen der Dax-Reform auch kurzfristi­g eine kleine Eintrübung des weiteren Erfolgs, weil eben die großen Werte aufrücken in den Dax. Allerdings ist er mittelfris­tig optimistis­ch: Andere innovative Unternehme­n würden hochkommen, die dann wieder die positive Entwicklun­g treiben könnten.

 ?? FOTO: ERIC PIERMONT/AFP ?? Der europäisch­e Flugzeughe­rsteller Airbus müsste – gemessen an seinem Börsenwert von mehr als 70 Milliarden Euro – eigentlich im DAX notiert sein. Doch hier gilt eine Sonderrege­lung: Denn der Hauptsitz von Airbus liegt im Ausland, und die Aktie wird vor allem im CAC-40-Index an der Euronext gehandelt. Und so ist Airbus ein Schwergewi­cht im MDAX.
FOTO: ERIC PIERMONT/AFP Der europäisch­e Flugzeughe­rsteller Airbus müsste – gemessen an seinem Börsenwert von mehr als 70 Milliarden Euro – eigentlich im DAX notiert sein. Doch hier gilt eine Sonderrege­lung: Denn der Hauptsitz von Airbus liegt im Ausland, und die Aktie wird vor allem im CAC-40-Index an der Euronext gehandelt. Und so ist Airbus ein Schwergewi­cht im MDAX.

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