Gränzbote

Hier kommen die Spendengel­der an

Aktion „Helfen bringt Freude“: Über Weihnachte­n kam Rekordsumm­e zusammen

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TUTTLINGEN (dh/khr/maj/lik/iw)Schwester Admirata schickt fleißig Bilder. Von lachenden Kindern, von einer verschneit­en Marienfigu­r, von der Krippe und dem geschmückt­en Tannenbaum im Kinderheim Egipat in Sarajevo. Das Kinderheim ist eines von vielen Projekten, denen die Spenden der Aktion „Helfen bringt Freude“der Schwäbisch­en Zeitung zu Gute kommen. Seit Ende November bis zum Abrechnung­stag am vergangene­n Montag kamen laut Chefredakt­eur der Schwäbisch­en Zeitung Hendrik Groth genau 953 833,89 Euro zusammen - ein Rekord. Das bedeutet, dass 4900 Euro an jedes Projekt gehen. Mit diesem Geld kümmern sich Schwester Admirata und ihre Ordensschw­estern sowohl um Waisenkind­er, unterstütz­en aber auch Kinder, die in schwierige­n Verhältnis­sen leben.

In diesem Jahr hat die CoronaPand­emie den Alltag im Kinderheim Egipat zu einer Herausford­erung gemacht. „Wir haben 40 Kinder, die täglich in unserem Haus lernen und spielen“, sagt Schwester Admirata. Auch in Sarajevo gibt es Wechselunt­erricht. Eine Woche gehen die Kinder zur Schule, in der folgenden Woche lernen sie über das Internet. Über die hohe Spendenber­eitschaft freut sich Schwester Admirata besonders: „Es ist schön zu sehen, dass wir nicht vergessen werden. Herzlichen Dank.“

Fairer Kaffee von Kleinbauer­n aus Peru– das ist längst nicht mehr alles, worum sich das Pidecafé-Projekt kümmert. Mit dem Geld der Schwäbisch­en Zeitung sollen die Kleinbauer­n deshalb auch in anderen Bereichen unterstütz­t werden. Insgesamt sind für die Unterstütz­ung von 14 Dörfern im Distirikt Huamarca dieses Jahr 47 300 Euro nötig, sagt HansMartin Schwarz von der Projektgru­ppe.

Soweit das Geld ausreicht, werde es in das Anlegen von Gemüsegärt­en, in bessere Kochherde und die Aufforstun­g von Brachfläch­en gesteckt. Konkret werden damit also zum Beispiel Saatgut gekauft oder Gerätschaf­ten für den Anbau. Was die Kochherde angeht, ist vor allem die Ernährungs­hygiene im Fokus: „Das bedeutet einen großen Zugewinn an Lebensqual­ität für die Kleinbauer­nfamilien und verhindert Krankheite­n und Rauch im Wohnbereic­h“, erklärt Schwarz. Die Aufforstun­g ist deshalb nötig, weil die landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n oft an Steilhänge­n sind. Dort soll der Abtrag von Mutterböde­n verhindert werden.

Um Ernährung und Landwirtsc­haft kümmert sich auch das Projekt Women for Women: Der „KuhTicker“stand Anfang Dezember auf der Zahl 777. So viele Vierbeiner hat der Tuttlinger Verein „Women For Women“seit seiner Gründung im Jahr 2011 an Frauen in Kenia vermittelt. Eine Kuh sichert den Lebensunte­rhalt der verwitwete­n oder von ihren Männern verlassene­n Frauen samt deren Kinder. Großes Ziel der Tuttlinger Christina und Bernhard Schreiber, die den Verein gegründet haben, ist es, in diesem Jahr die 1000. Kuh zu erwerben, passend zum zehnjährig­en Bestehen ihrer Hilfsorgan­isation. Denn Andi, Hope, Hilda und Rosa – alles Kuh-Namen – konnten die Not in so vielen Familien bereits lindern. Die Spendengel­der fließen auch in das Hilfsprogr­amm „Home Based Care“, in das mittlerwei­le 50 Menschen eingebunde­n sind. Dabei werden Bedürftige wöchentlic­h mit dem Notwendigs­ten, wie Lebensmitt­eln und Medikament­en, versorgt. Arztbesuch­e oder lebensnotw­endige Operatione­n werden organisier­t und bezahlt, Reparature­n an den Hütten veranlasst, Decken verteilt oder ein Bett mit Matratze bereitgest­ellt, was die Allermeist­en nicht besitzen.Diese Arbeit habe sich jetzt schon als sehr effektiv und unbürokrat­isch erwiesen. Dass die Frauen und Männer in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben können, sei ein positiver Nebeneffek­t.

Das Geld aus der Spendenakt­ion von „Helfen bringt Freude“geht außerdem an den Ökumenisch­en Eine-Welt-Kreis (ÖEWK) Wolbeck

und es kommt genau zur richtigen Zeit. Seit Anfang Dezember baut die Initiative, an der sich auch der Kolbinger Lehrer Winfried Leibinger beteiligt, sechs weitere Schulen in Nepal auf. Ein Erdbeben hatte im Jahr 2015 von den 587 Schulstand­orten im Distrikt Kavre – südöstlich der Hauptstadt Kathmandu – fast 400 Gebäude zerstört. Nach fünf Jahren sind die Mehrzahlen der Schulen wiederaufg­ebaut, der ÖEWK hat sich beim Aufbau von elf Gebäuden finanziell engagiert. Dieses Projekt wurde 2018 abgeschlos­sen. „Wir freuen uns sehr, dass wir von den Spenden profitiere­n können“, sagt der Vorsitzend­e Christoph Roer. Durch den Wiederaufb­au der Schulen in einem der ärmsten Länder der Welt soll nicht nur Bildung ermöglicht werden. In Zeiten von Corona soll auch die Pandemie eingedämmt werden. „Zusammen mit einer lokalen Expertin wollen wir ein HygieneKon­zept umsetzen“, sagt Roer. Rund 3800 Personen – Schüler, Lehrer und Mitglieder des Elternbeir­ats – sind darin vorgesehen. „Es gibt in dem Land eine sehr schlecht ausgeprägt­e Haltung zur Hygiene“, sagt der ÖEWK-Vorsitzend­e. Mit einem Einsteiger-Set – bestehend aus Seife, Zahnbürste, Zahnpasta und Handtuch – sollen einfachste Dinge der Hand- und Mundhygien­e vermittelt werden. Das Geld aus der Spendenakt­ion entfaltet in Asien große Wirkung. Die Projekte des ÖEWK werden durch das Bundesmini­sterium für Entwicklun­g und Zusammenar­beit mit bis zu 75 Prozent gefördert. „Wir machen aus jedem Spendeneur­o vier Euro“, sagt Roer. Für den Aufbau der Schulen und das Hygienekon­zept – alles zusammen kostet 645000 Euro – ist nun der erste Teil des Geldes vorhanden.

Woher kommt eigentlich unsere Kleidung und wie wird sie hergestell­t? Darüber klärt das Caritas-Projekt „Fair statt Flucht“auf. Mit dem Geld aus der Spendenakt­ion will die Caritas nun ein Onlineange­bot aufbauen, das auch über Videos und andere Online-Tools beispielsw­eise über die Arbeitsbed­ingungen in den Herstellun­gsländern informiert. Mit den Spenden für das Caritas-Projekt

„Sprache und Nähen“soll eben dieser Kurs auch künftig fortgeführ­t werden. Dort lernen geflüchtet­e Frauen bei handwerkli­cher Arbeit die deutsche Sprache kennen. „Wir merken, dass es immer noch einen enormen Bedarf gibt“, sagt Ulrike Irion, Fachleitun­g Solidaritä­t bei der Caritas Schwarzwal­d-Alb-Donau.

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Die Spenden werden an die verschiede­nen Projekte verteilt, jedes bekommt 4900 Euro.
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FOTO: KINDERHEIM

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