Gränzbote

Räte fühlen sich vom Vorstoß überrumpel­t

In mehreren Beiträgen reagiert Gremium auf die Aussagen von Klaus Tappeser zur LEA

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der Vorstoß des Regierungs­präsidente­n in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“zur Zukunft der Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e stößt im Gemeindera­t auf Unverständ­nis. „Ich habe den Eindruck, dass das Land uns nicht auf Augenhöhe sieht“, sagte Alexandra Hellstern-Missel von der CDU. „Wir sollten Herrn Tappeser in den Gemeindera­t einladen und ihm sagen, wie wir seine Vorgehensw­eise finden“, ergänzte Gerhard Stumpp (Grüne). Wie berichtet, hatte Tappeser in einem Gespräch mit unserer Zeitung sich für den Verbleib der Landeserst­aufnahme in Sigmaringe­n über das Jahr 2022 hinaus ausgesproc­hen. Ursprüngli­ch sollte am Beginn einer politische­n Diskussion eine Bestandsau­fnahme des bisherigen Betriebs der LEA stehen. Auf dessen Grundlage wollten Land und Stadt über die Zukunft verhandeln.

Sie bezweifle, dass diese Evaluation überhaupt stattfinde, sagte Rätin Hellstern-Missel. „Dass Herr Tappeser mit seiner Aussage das Ergebnis vorweg nimmt, verärgert mich sehr.“

Von einem hochrangig­en Vertreter des Landes war dies die erste

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Aussage zur Zukunft der Einrichtun­g, die sich seit dem Jahr 2015 auf dem Areal der ehemaligen GrafStauff­enberg-Kaserne befindet. Tappeser hatte mehrere Gründe angeführt, die für eine Verlängeru­ng sprächen. Auf dem früheren Kasernenar­eal gäbe es genügend Platz, der Betrieb sei eingespiel­t, zudem habe das Regierungs­präsidium als Betreiber 250 Vollzeit-Arbeitsplä­tze geschaffen. Das Regierungs­präsidium sei der größte Stromabneh­mer der Stadtwerke und ein zentraler Kunde des entstehend­en Energiequa­rtiers Sigmaringe­n.

Über die von Tappeser aufgeführt­en Argumente wollten die Stadträte nicht streiten, sie stört vielmehr die Art und Weise seines Vorstoßes. „In so einer heiklen Frage ist es nicht in Ordnung, wenn man zuerst zur Zeitung geht“, sagte Gerhard Stumpp von den Grünen. Ulrike Tyrs von der SPD: „Dieses Vorgehen zeugt von einer unglaublic­hen Arroganz.“Eine wichtige Zukunftsfr­age Sigmaringe­ns werde „über unsere Köpfe entschiede­n“, sagte sie, „deshalb erwarte ich eine Reaktion der Stadt Sigmaringe­n“.

Bürgermeis­ter Marcus Ehm sagte auf Nachfrage des Gemeindera­ts, dass er bislang weder aus Tübingen noch aus Stuttgart Informatio­nen zum weiteren Vorgehen bekommen habe. „Das Innenminis­terium hat uns zugesagt, dass es im Evaluation­sjahr 2020 auf uns zukommt. Bis heute ist nichts passiert. Zu anderen LEA-Kommunen haben schon Kontakte stattgefun­den. Für Sigmaringe­n kann ich dies ausschließ­en.“

Über den Antrag der CDU, eigene Kriterien der Stadt für die Evaluation aufzustell­en, stimmte der Gemeindera­t nicht ab. Vielmehr verständig­te das Gremium sich darauf, nun eine eigene Zukunftsst­rategie zu entwickeln. „Herrn Tappeser einzuladen, genügt uns nicht. Wir müssen definieren, wo für uns die Reise hingeht. Sonst werden wir zum Spielball der Mächte“, sagte CDU-Sprecherin Hellstern-Missel. Diesem Vorschlag schlossen sich Gemeindera­t und Bürgermeis­ter an. „Wir werden agieren und nicht nur reagieren auf das, was aus Tübingen kam“, sagte Marcus Ehm.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Bleibt die Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e über das Jahr 2022 hinaus in Sigmaringe­n? Nach dem Vorstoß von Regierungs­präsident Klaus Tappeser ist darüber eine Diskussion entbrannt.

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