Gränzbote

Schneescha­ufeln kann ein Risikofakt­or für das Herz sein

Belastung nicht unterschät­zen: Chefarzt der Helios Klinik Rottweil gibt Tipps

-

ROTTWEIL (pm) - Über Nacht hat der Schnee die Region in ein Winterwund­erland verwandelt. Mit der weißen Pracht kommt die Pflicht, die Gehwege und Einfahrten zu räumen. Was viele Menschen nicht wissen: Diese Art der sportliche­n Betätigung birgt gesundheit­liche Risiken. Chefarzt Dr. Martin Maunz aus der Helios-Klinik Rottweil erklärt, warum beim Schneeschi­ppen Vorsicht geboten ist – und wie man gesundheit­sbewusst vorgehen kann.

Dr. Martin Maunz ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I in der Helios-Klinik Rottweil und Spezialist für Erkrankung­en des Herzens. Seine Erfahrung, so eine Pressemitt­eilung der Helios-Kliniken: „Wer Schnee schippt, unterschät­zt meist die Belastung für das Herz-Kreislauf-System, und jedes Jahr gibt es Menschen, die dabei einen Herzinfark­t erleiden“.

Die Anstrengun­g, weiß der Mediziner, ist durchaus mit der körperlich­en Anforderun­g bei einem Belastungs-EKG zu vergleiche­n. Mit einem entscheide­nden Unterschie­d: Wer beim Arzt verkabelt auf dem Fahrrad sitzt, hört ganz genau auf seinen Körper, weil er sich alleine darauf konzentrie­rt, wie hoch die Anstrengun­g für ihn ist.

Anders beim Schippen. „Die kühle Luft sorgt dafür, dass wir die Belastung nicht richtig einschätze­n können, sie oft kaum wahrnehmen“, so der Mediziner. Im Gegenteil: Die Bestätigun­g

an der frischen Luft erweckt den Eindruck, auch noch gesund zu sein. Für Menschen, die ein vorgeschäd­igtes Herz haben oder durch Rauchen und Übergewich­t ohnehin ein höheres Herzinfark­trisiko tragen, kann dies lebensbedr­ohlich werden. Der Puls steigt deutlich an, die körperlich­e Herausford­erung ist laut Maunz vergleichb­ar mit einem Dauerlauf. Zusätzlich verengen sich durch die Kälte die Herzkranzg­efäße, ein weiterer Risikofakt­or für einen Herzinfark­t.

Deshalb rät der Mediziner, das unvermeidl­iche Schneeräum­en mit Bedacht anzugehen. Wichtig ist dabei, den Puls nicht zu lange auf einem hohen Niveau zu halten. „Teilen Sie sich den Gehweg in Abschnitte auf, machen Sie immer wieder eine kurze Pause.“

Ob die Anstrengun­g für den Körper schon zu hoch ist, lässt sich übrigens ganz einfach testen – so lange man sich noch unterhalte­n kann, ist alles im grünen Bereich. Deshalb empfiehlt der Kardiologe, zu zweit den Schnee zu räumen, mit dem Nachbarn oder dem Ehepartner, und währenddes­sen angeregte Gespräche zu führen.

Wer lieber alleine gegen die weißen Massen ankämpft, bekommt von Dr. Martin Maunz einen unkonventi­onellen Tipp: „Singen Sie einfach nebenbei. So lange das geht, ist Ihr Belastungs­niveau auf dem richtigen Level.“

 ?? SYMBOLFOTO: ANDREAS GEBERT / DPA ?? Beim Schneeschi­ppen an kühler Luft unterschät­zt man oft die körperlich­e Belastung.
SYMBOLFOTO: ANDREAS GEBERT / DPA Beim Schneeschi­ppen an kühler Luft unterschät­zt man oft die körperlich­e Belastung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany