Nicht nur schön, sondern auch gefährlich
Waldwege sollen gemieden werden – Letzte Straßen im Kreis werden von Bäumen befreit
Warum um Waldwege dieser Tage ein großer Bogen gemacht werden sollte.
DONAUTAL - Ob● mit Schlitten am Hang, Langlaufski auf der Loipe oder mit Schal und Mütze ausgestattet zu Fuß: Die Winterlandschaft lockt derzeit auch im Donautal viele Menschen nach draußen. Während es für einen Großteil etwas Abwechslung vom eingeschränkten Corona-Alltag bedeutet, sind andere damit beschäftigt, für Sicherheit zu sorgen. Denn die Schneemassen bergen auch Gefahren.
Die starken Schneefälle der vergangenen Tage haben in den Wäldern ihre Spuren hinterlassen. Eine schwere Last drückt derzeit auf die Bäume. Es besteht Schneebruchgefahr. Deshalb sagt Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach: „Momentan ist jeder gut beraten, nicht in den Wald zu gehen. Es ist wirklich gefährlich, es besteht akute Schneebruchgefahr.“Den Appell, Wald- und Forstwege zu meiden, unterstützen unter anderem auch die Bergwacht Donau-Heuberg sowie Mühlheims Forstrevierleiter Sebastian Dreher und Fridingens Forstrevierleiter Dominik Stehmer.
Wie Kaltenbach berichtet, sei in den vergangenen Tagen unter anderem im Stettener Tal ein landwirtschaftlich genutzter Schuppen durch Schneebruch beschädigt worden. „Entscheidend ist, dass bisher niemand zu Schaden gekommen ist“, erklärt er. Auch auf den Verkehr im Landkreis Tuttlingen hatte der Schneebruch Auswirkungen. Viele Land- und Kreisstraßen sowie Radwege seien betroffen gewesen, sagt Dominik Stehmer. Fridingens Bürgermeister Stefan Waizenegger berichtet beispielsweise von „größeren Ästen, die in Richtung Bergsteig aufgrund der Schneemassen“teilweise in die Fahrbahn hereingeragt hatten. Dort sei der Bauhof beauftragt worden, die Straße wieder sicher zu machen. Auch die Fridinger Feuerwehr war wegen umgefallener Bäume einige Male gefragt. „In der Nacht von Donnerstag bis Freitagmorgen waren wir vier Mal unterwegs“, berichtet Kommandant Franz-Josef Hamma. „Das kommt immer mal wieder vor, das sind ein paar Einsätze im Jahr. Wir fahren raus, beseitigen den Baum, sodass die Straße wieder befahrbar ist“, schildert er. „Richtig große Bäume waren es nicht, eher große Äste und kleinere Bäume“, sagt Hamma über die jüngsten Einsätze. Betroffen waren die Straßen zwischen Fridingen und Bärenthal, Fridingen und Buchheim, sowie die Landesstraße zwischen Fridingen und Mühlheim.
Die meisten Straßen im Kreis sind inzwischen wieder frei. Eine Ausnahme
ist die Kreisstraße zwischen Bärental und Kolbingen. „Die wird vorerst auch zu bleiben“, so Stehmer. Wie Nadja Seibert, Pressesprecherin des Landratsamts in Tuttlingen auf Nachfrage mitteilt, bleibt die sogenannte Bärensteige bis Freitag, 22. Januar, gesperrt. Eine weitere Straße, die bis am frühen Dienstagabend gesperrt war, ist die Kreisstraße zwischen Mühlheim und Mahlstetten. Dort war das Forstamt gefragt.
Für den Leiter des Mühlheimer Forstreviers, Sebastian Dreher, und seinen Kollegen
Rolf Mauthe aus Mahlstetten ging es am Dienstag in den Wald. Ihr Ziel war es, die Straße zwischen Mühlheim und Mahlstetten wieder verkehrstauglich zu machen und den Verkehrsteilnehmern eine sichere Fahrt zu ermöglichen. Forstunternehmer Leitz sowie die Waldarbeiter Stefan Wiegele und Johannes Schrödinger haben bei dieser Mission geholfen. Diese war nicht ganz ungefährlich. Denn: „Die Bäume weisen derzeit eine höhere Spannung auf und reagieren anders als gewohnt“, erklärt Dreher. Das heißt beispielsweise, dass sie dazu neigen, schneller aufzureißen, benennt er einen Unterschied. Die Baumkronen neigen sich aufgrund der Schneelast in Richtung der Straße. „Sie drohen, auch ohne weitere Schneefälle auf die Straße zu fallen“, sagt er.
Doch die Gefahr lauert dieser Tage nicht nur von oben. „Durch den Schnee hat man eine schlechtere Sicht in die Baumkrone, aus der abgestorbene Äste herabzustürzen drohen, und einen schlechteren Stand“, so Dreher. Insbesondere bei den von Schneebruch gefährdeten Bäumen sei es wichtig, bei deren Fällung auch rechtzeitig vom Baum wegzukommen. Daher werde ein Augenmerk darauf gerichtet, eine dicke Bruchleiste – die, so erklärt es Dreher, wie ein hölzernes Scharnier im Stamm funktioniert – und ein sogenanntes Halteband zu schneiden, damit der Baum zeit- und zielgenau fällt.
Auch wenn in dem Bereich „nur wenige Bäume“vom Schneebruch betroffen waren: „Es reicht, wenn einer unverhofft auf die Straße fällt und Schaden anzurichtet.“Das sollte mit der Aktion unterbunden werden. Insgesamt waren Dreher und seine Kollegen bis am späten Dienstagnachmittag im Einsatz. „Wir haben die Gunst der Stunde genutzt und ein paar mehr Bäume rausgeholt“, sagt er. Sollte es nochmals schneien, müsse die Straße hoffentlich nicht noch einmal gesperrt werden. „Es war vereinbart, dass die Straße ab 17 Uhr gebahnt und dann freigegeben wird“, sagt Dreher am Dienstagmittag. Laut Seibert sollte sie ab 18 Uhr wieder befahrbar sein.
„Alles andere im Wald lassen wir unberührt, das ist momentan zu gefährlich“, betont Dreher. „Es können derzeit keine Rettungsketten sichergestellt werden.“Sollte jemand im Wald verunfallen, sei er auch wegen der Schneemassen schwer zu bergen, sagt Mühlheims Forstrevierleiter. Entsprechende Hinweise gibt daher auch die Bergwacht Donau-Heuberg auf den Weg. „Durch die Schneelast können Äste und Baumwipfel abbrechen und sogar ganze Bäume umstürzen. Die Bergwacht Donau-Heuberg möchte darauf hinweisen, dass es daher besonders in
Waldgebieten derzeit gefährlich sein kann und man den Aufenthalt im Wald nach Möglichkeit vermeiden sollte. Auch bei Wanderwegen und Loipen an Waldrändern besteht die Gefahr von Schneebruch. Um Unfällen vorzubeugen, sollte auf Wege und Loipen abseits von Wäldern ausgewichen werden“, schreibt Alexandra Hipp von der Bergwacht. Bisher sei diese größtenteils zu verunfallten Schlittenfahrern gerufen worden. „Diesen Winter hatten wir noch keine Einsätze aufgrund von Schneebruch. Wir hoffen, dass es auch so bleibt, daher die Warnung“, so Hipp auf Nachfrage.
Mit Blick auf die für Ende der Woche vorhergesagten milderen Temperaturen, sagt Dreher: „Ich habe die Hoffnung, dass der Schnee dann runter kommt und die Last auf den Bäumen wieder niedriger wird.“Abschließend sagt der Forstrevierleiter stellvertretend: „Momentan sollte man sich von Waldstrecken fernhalten.“
„Momentan ist jeder gut beraten, nicht in den Wald zu gehen“, sagt Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach zur aktuellen Situation.