Mehr Geld fürs Geldabheben
Preise für Bankkonten steigen weiter – doch Kunden können viele Alternativen nutzen
SCHONDORF - Banken haben im vergangenen Jahr so kräftig die Preise angehoben wie noch nie. Ein Kunde, der pro Monat fünf Überweisungen am SB-Automaten tätigt und sich eine Girocard zum Geldabheben leistet, zahlt im Jahr durchschnittlich knapp 80 Euro. Ende 2019 waren es noch 71,04 Euro. Noch drastischer waren die Preisanhebungen bei den Onlinekonten. Fünf Internetüberweisungen im Monat, zwölf Monatspauschalen und eine Girocard kosten ihn momentan 53,04 Euro. Ende 2019 waren es erst 44,30 Euro – eine Preissteigerung von mehr als 20 Prozent.
Immer neue Gebühren: Der Trend zu versteckten Preiserhöhungen setzt sich fort. „Viele Banken legen eine schon fast bewundernswerte Phantasie an den Tag, Dinge zu bepreisen, die gestern noch kostenlos waren“, sagt Horst Biallo vom gleichnamigen Verbraucherportal. Ein Beispiel: Die Sparkasse Gießen berechnet seit dem 1. Dezember 2020 beim Kontomodell Individual 35 Cent für jede Gutschrift und jede OnlineÜberweisung. Das war vorher noch im Monatspreis enthalten.
Drastische Erhöhungen: Viele Geldhäuser haben die Preise nicht wie früher moderat, sondern um 50 Prozent und mehr angehoben.
Dafür einige Beispiele:
Raiffeisenbank Schwabmünchen: VR-Kompaktkonto von 2,75 auf 4,50 Euro pro Monat;
Schwedt: Monatspauschale Giro Standard von 3,95 auf 5,95 Euro;
Raiffeisenbank Gefrees: GiroKomfort von 6,50 auf 10,50 Euro; Genossenschaftsbank Unterallgäu: Girocard Maestro von 5,00 auf 15,00 Euro Jahresgebühr; Volksbank Vogtland: VR-Individual von 3,50 auf 7,50 Euro monatlich.
Stadtsparkasse
Hoher Dispo: Trotz Niedrigzins verharrt der durchschnittliche Dispo bei gut zehn Prozent. Die Spanne ist riesengroß. Null Prozent bis zu einer eingeräumten Überziehung von 10 000 Euro nimmt die ökologisch orientierte GLS-Bank und will so „das für Kunden derzeit positive Kreditzinsniveau weitergeben“. Die Raiffeisenbank Plankstetten aus der Oberpfalz wirbt mit dem Slogan „eine Bank wie keine andere“. Stimmt – denn mit 13,75 Prozent Dispo- und 18,75 Überziehungszins liegt sie bundesweit vorn.
Konto innerhalb der Bank wechseln: Wer trotzdem bei seiner Bank oder Sparkasse bleiben möchte, hat zwei Sparmöglichkeiten. Kunden können vom Filial- aufs Onlinekonto umsteigen. Die Monatspauschale ist niedriger, Überweisungen sind kostenlos oder zumindest günstiger als am SB-Automaten oder Schalter.
Oder sie steigen auf ein höherwertiges Premiumkonto um. Im Monatspreis ab zehn Euro sind alle Überweisungen enthalten, oft sogar die am Schalter, zumindest eine Girocard und bisweilen sogar eine Standardkreditkarte. Bei Barabhebungen gibt es keine Beschränkungen und Zahlungen mit der Girocard sind immer kostenlos. Bei den vermeintlich günstigeren Konten kassiert heute schon jedes zweite Geldhaus bis zu 80 Cent je Bezahlvorgang.
Konto und Bank wechseln: Wer seiner Bank den Rücken kehren will, muss wissen: Das ist ganz einfach. Seit 2016 muss die neue Bank laut Gesetz den Wechsel für den Kunden durchführen. Kunden brauchen nur ein einziges Formular auszufüllen, um die neue Bank zu ermächtigen, das zu tun. In zwei Wochen ist der Wechsel dann erledigt.
Filiale oder Online?
Vor dem Wechsel stellt sich zuerst die Frage, ob eine Filiale nötig ist oder Onlinebanking reicht. Günstige Filialkonten gibt es bei Hypovereinsbank, Degussa, den Sparda- und PSD-Banken, auch wenn diese in der Zwischenzeit zum größten Teil nicht mehr auf die monatliche Grundgebühr verzichten mögen. Anders ist das bei den Direktbanken, die zur Gruppe von insgesamt 37 Geldhäusern zählen, die weiterhin ein kostenloses Girokonto anbieten. Bankkunden, die ohnehin Onlinebanking machen, sind – preislich gesehen – bei Internetbanken wie DKB, ING, Meine Bank oder Comdirect am besten aufgehoben. Hier läuft die Kommunikation über Internet, Mail, Chat, Telefon ohne persönlichen Kontakt. Aber das haben die meisten Leute mittlerweile wegen des Coronavirus sowieso gelernt. Viele Bankfilialen sind ganz oder vorübergehend geschlossen.
Kostenlos Bargeld: Direktbanken verzichten nicht nur auf die sonst üblichen Gebühren. Auch Girocards und Kreditkarten kosten nichts. Und über diese organisieren sie eine Gratis-Bargeldversorgung in der gesamten Eurozone oder sogar weltweit (DKB, Consorsbank). Und fast alle bieten das Zahlen mit dem Smartphone über Apple Pay und Google Pay. Eine Schwäche gibt’s: Wer oft Bargeld auf sein Konto einzahlen will, sollte sich eher für eine Bank vor Ort entscheiden.