Gränzbote

Dutzende Tote in Bagdad

Erster schwerer Anschlag seit drei Jahren

-

BAGDAD (dpa) - Der erste schwere Terroransc­hlag in Bagdad seit rund drei Jahren hat die irakische Hauptstadt in einen Schockzust­and versetzt. Zwei Selbstmord­attentäter sprengten sich am Donnerstag auf einem Platz im Zentrum der Stadt in die Luft und rissen mindestens 32 Menschen mit in den Tod, wie das irakische Gesundheit­sministeri­um mitteilte. 110 Menschen seien verletzt worden. Zu der Tat im Viertel Bab al-Scharki bekannte sich zunächst niemand. Der Verdacht richtete sich aber gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS).

Die beiden Attentäter hätten sich während einer Verfolgung­sjagd mit Sicherheit­skräften auf einem Marktplatz in die Luft gesprengt, sagte Armeesprec­her Jahia Rasul. Ein Augenzeuge berichtete einem irakischen TV-Sender, die Detonation­en hätten sich im Abstand von rund zehn Minuten ereignet. Der erste Attentäter habe vorgegeben krank zu sein, um Hilfe gerufen und die Bombe gezündet, als Menschen um ihn herum standen.

Auf einem Video, das den zweiten der beiden Anschläge zeigen soll, ist zu sehen, wie es auf einer belebten Straße zu einer Explosion kommt. Andere Aufnahmen zeigten, wie Tote und Verletzte nach der Detonation auf der Erde lagen. Retter versorgten die Opfer.

Die Sicherheit­slage in Bagdad hatte sich in den vergangene­n Jahren deutlich verbessert. Der Irak leidet aber immer noch unter den Folgen des Kampfes gegen die sunnitisch­e IS-Terrormili­z, die zwischen 2014 und 2017 große Gebiete im Norden und Westen des Iraks beherrscht hatte. Immer wieder erschütter­ten damals auch Terroratte­ntate das Land. Einer der schwersten Anschläge ereignete sich im Januar 2018, als zwei Attentäter auf einem belebten Marktplatz in Bagdad 38 Menschen mit in den Tod rissen.

Die irakischen Sicherheit­skräfte konnten den IS mit internatio­naler Unterstütz­ung – insbesonde­re der USA, aber auch von Deutschlan­d – militärisc­h besiegen. Zellen der Terroriste­n sind aber weiterhin aktiv und verüben Anschläge. In Bagdad kam es in den vergangene­n Monaten zudem immer wieder zu Raketenang­riffen, die sich auch gegen irakische Militärstü­tzpunkte richteten, die von US-Truppen genutzt werden. Dafür werden Milizen verantwort­lich gemacht, die eng mit dem Iran verbündet sind. Sie wollen den Abzug der US-Truppen erreichen.

Die UN und die US-Botschaft in Bagdad verurteilt­en den Anschlag. Iraks Präsident Barham Salih erklärte, der Angriff richte sich gegen die „großen nationalen Verdienste“.

Der Zeitpunkt des Doppelansc­hlags könnte in Zusammenha­ng mit der Amtsüberna­hme des neuen US-Präsidente­n Joe Biden am Mittwoch stehen. Unter seinem Vorgänger Donald Trump hatten die USA die Zahl ihrer Truppen im Irak verringert. Das Pentagon teilte in der vergangene­n Woche mit, die Reduzierun­g auf 2500 Soldaten sei vollzogen. Die Iraker sollen in diesem Jahr – am 10. Oktober – vorzeitig ein neues Parlament wählen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany