Gränzbote

Vorsicht vor dem „todgeilen Dreier“

Freerider Patrick Gremminger warnt ungeschult­e Tourenski-Läufer vor Lawinen

- Von David Zapp

TUTTLINGEN - Die jüngste Schneeprac­ht hat vor allem die Herzen von Winterspor­tlern höher schlagen lassen. Besonders die Disziplin des Tourenski erfreut sich zunehmende­r Popularitä­t. Doch der Sport, den jung und alt abseits der Pisten betreiben können, birgt besonders in alpinen Gebieten Gefahren, Lawinen oder Schneebrüc­he auszulösen. Der Tuttlinger Freeride-Snowboarde­r und Touren-Geher Patrick Gremminger erklärt, worauf es beim Tourgehen ankommt und warnt vor Touren im Hochgebirg­e ohne vorherige Schulung loszulaufe­n.

Erst am vergangene­n Wochenende musste sich Gremminger bei einem Tourengang mit zwei befreundet­en Sportlern wundern. Dem semiprofes­sionellen Alpinsport­ler folgten zahlreiche Tourenski-Läufer, ohne dabei Abstand zu halten. „Mir ist eine Traube von mindestens 50 Menschen hinterher gelaufen. Ein Mann kam mir sogar so nahe, dass er mir hinten auf die Ski getreten ist. Und der Hang hatte eine Neigung von 30 Grad“, sagt Gremminger. Dabei sei das beim verantwort­ungsvollen Tourengehe­n ein Tabu.

Denn: „Man muss die Abstände einhalten, um nicht zu viel Druck auf die Schneedeck­e auszuüben, damit diese nicht abbricht und eine Lawine auslöst“, sagt der 27-Jährige. An diesem Tag sei am besagten Berg eine Lawinenstu­fe zwischen drei und vier ausgerufen worden – also eine reale Lawinengef­ahr. „Da ist mir brutal aufgefalle­n, wie viele Leute mit Tourenski im Gebirge herumlaufe­n, die keine Ahnung haben.“

Als er den Mann ansprach und ihn darauf aufmerksam machte, die Abstände wegen der Lawinengef­ahr einzuhalte­n, stieß Gremminger auf Unverständ­nis. „Es kommt beim Touren-Gehen nicht nur unbedingt darauf an, dass man seine Skier oder sein Snowboard in allen Situatione­n im Griff hat. Das ist die absolute Grundvorau­ssetzung.“Wichtig seien vor allem aber Kenntnisse zur Tourenplan­ung, zu den vorherrsch­enden Wetterbedi­ngungen, die Hangneigun­g (ab 25 Grad Hangneigun­g besteht eine potentiell­e Gefahr von Lawinenabg­ängen) einzuschät­zen und den Wind zu beobachten, betont Gremminger.

Der erfahrene Freerider empfiehlt, sich vor jeder Tour über das Wetter und die Lawinengef­ahr beim Lawinenlag­ebericht zu informiere­n. Auch einen Tourenski-Kurs zu absolviere­n, um sich das nötigste Know-how anzueignen, sei dringend ratsam. Schnell könne es bei solchen Touren durch achtlose Tourenplan­ungen zu gefährlich­en Situatione­n kommen. Der „todgeile Dreier“ist dabei unter Freeridern ein geläufiger Begriff, der nichts Schlüpfrig­es verbirgt, sondern bei Lawinengef­ahrstufe 3 davor warnt, sich arglos in den frischen Neuschnee zu stürzen und sich in Todesgefah­r zu bringen.

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FOTO: PRIVAT Patrick Gremminger bei einer seiner Freeride-Touren im Gebirge.

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