Vorsicht vor dem „todgeilen Dreier“
Freerider Patrick Gremminger warnt ungeschulte Tourenski-Läufer vor Lawinen
TUTTLINGEN - Die jüngste Schneepracht hat vor allem die Herzen von Wintersportlern höher schlagen lassen. Besonders die Disziplin des Tourenski erfreut sich zunehmender Popularität. Doch der Sport, den jung und alt abseits der Pisten betreiben können, birgt besonders in alpinen Gebieten Gefahren, Lawinen oder Schneebrüche auszulösen. Der Tuttlinger Freeride-Snowboarder und Touren-Geher Patrick Gremminger erklärt, worauf es beim Tourgehen ankommt und warnt vor Touren im Hochgebirge ohne vorherige Schulung loszulaufen.
Erst am vergangenen Wochenende musste sich Gremminger bei einem Tourengang mit zwei befreundeten Sportlern wundern. Dem semiprofessionellen Alpinsportler folgten zahlreiche Tourenski-Läufer, ohne dabei Abstand zu halten. „Mir ist eine Traube von mindestens 50 Menschen hinterher gelaufen. Ein Mann kam mir sogar so nahe, dass er mir hinten auf die Ski getreten ist. Und der Hang hatte eine Neigung von 30 Grad“, sagt Gremminger. Dabei sei das beim verantwortungsvollen Tourengehen ein Tabu.
Denn: „Man muss die Abstände einhalten, um nicht zu viel Druck auf die Schneedecke auszuüben, damit diese nicht abbricht und eine Lawine auslöst“, sagt der 27-Jährige. An diesem Tag sei am besagten Berg eine Lawinenstufe zwischen drei und vier ausgerufen worden – also eine reale Lawinengefahr. „Da ist mir brutal aufgefallen, wie viele Leute mit Tourenski im Gebirge herumlaufen, die keine Ahnung haben.“
Als er den Mann ansprach und ihn darauf aufmerksam machte, die Abstände wegen der Lawinengefahr einzuhalten, stieß Gremminger auf Unverständnis. „Es kommt beim Touren-Gehen nicht nur unbedingt darauf an, dass man seine Skier oder sein Snowboard in allen Situationen im Griff hat. Das ist die absolute Grundvoraussetzung.“Wichtig seien vor allem aber Kenntnisse zur Tourenplanung, zu den vorherrschenden Wetterbedingungen, die Hangneigung (ab 25 Grad Hangneigung besteht eine potentielle Gefahr von Lawinenabgängen) einzuschätzen und den Wind zu beobachten, betont Gremminger.
Der erfahrene Freerider empfiehlt, sich vor jeder Tour über das Wetter und die Lawinengefahr beim Lawinenlagebericht zu informieren. Auch einen Tourenski-Kurs zu absolvieren, um sich das nötigste Know-how anzueignen, sei dringend ratsam. Schnell könne es bei solchen Touren durch achtlose Tourenplanungen zu gefährlichen Situationen kommen. Der „todgeile Dreier“ist dabei unter Freeridern ein geläufiger Begriff, der nichts Schlüpfriges verbirgt, sondern bei Lawinengefahrstufe 3 davor warnt, sich arglos in den frischen Neuschnee zu stürzen und sich in Todesgefahr zu bringen.