Umzug ins Homeoffice ist schwierig
Volksbank und Sparkasse arbeiten mit sensiblen Daten.
TUTTLINGEN - Arbeitgeber werden verpflichtet, ihren Mitarbeitern aufgrund der Corona-Pandemie Homeoffice anzubieten, soweit keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen. Das haben die Beratungen von Bund und Ländern am vergangenen Dienstag ergeben. Doch wie sieht es eigentlich bei den Banken und Kreditinstituten aus, die zwar im Büro, aber doch mit hochsensiblen Daten arbeiten?
„Gut möglich ist Homeoffice in keinem Bereich unseres Hauses“, sagt Gert Oßwald von der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG. Unmöglich sei es beispielsweise bei den Kundenberatern und Servicemitarbeitern, die am Schalter tätig sind. Selbes gilt für die Mitarbeiter an den Kassen und die Hausmeister. Aber auch für die Angestellten, die keinen Kundenkontakt haben, sei der Umzug vom Büro ins Homeoffice schwierig. „Sie haben tagtäglich mit sensiblen Daten und hohen regulatorischen Anforderungen zu tun“, sagt Oßwald. Die Sicherheit und der Schutz dieser Daten „stehen bei uns an erster Stelle“. Über die internen Rechner am Arbeitsplatz könnten beispielsweise nur bestimmte Programme, ausgewählte Websites und keine privaten E-Mails oder ähnliches abgerufen werden. Konkreter könne er leider nicht werden, so Oßwald, da es sich um interne Geschäftsvorgänge handelt. Zusammenfassend sagt er aber: „Der Verlagerung dieser Tätigkeiten in ein privates Umfeld stehen wir kritisch gegenüber.“
Dadurch werde sich auch durch den von Bund und Länder gefassten Beschluss nichts ändern. Weil: „Der Beschluss besagt, dass Arbeit im Homeoffice ermöglicht werden soll, wo es möglich ist. Das ist bei uns im Haus, aus genannten Gründen, nicht der Fall.“Die Volksbank könne ihren Geschäftsbetrieb nur „durch die Präsenz von Personen umsetzen“.
Nichtsdestotrotz versuche man, die Mitarbeiter bestmöglich zu schützen, fügt Oßwald an. Die meisten Angestellten arbeiteten in Einzelbüros, man habe Abteilungen dezentralisiert, und interne Besprechungen fänden online statt. Darüber hinaus gelte Maskenpflicht im gesamten Gebäude, wofür die Mitarbeiter mit FFP2-Masken ausgestattet worden seien. Um trotz fehlendem Homeoffice die Zahl der Anwesenden zu reduzieren, würden in allen Bereichen „fast ausnahmslos sehr flexible Arbeitszeiten“gelten. Zudem gebe es Sonderregelungen, was den Aufbau von Minusstunden betreffe. So stelle es auch normalerweise kein Problem dar, wenn beispielsweise Eltern aufgrund von Betreuungsengpässen nicht zur Arbeit erscheinen könnten.
Ähnlich sieht die Situation bei der Kreissparkasse Tuttlingen aus. Auch dort gibt es Mitarbeitergruppen wie Servicekräfte oder Kassierer, die „aufgrund ihrer Tätigkeit nicht von zu Hause aus arbeiten können“, wie Pressesprecher Heiko Lorenz mitteilt. Aber es gebe auch Abteilungen, in denen derzeit zum Teil mehr als ein Drittel im Homeoffice sei.
Das Angebot des mobilen Arbeitens, wie Lorenz es nennt, würden derzeit vor allem Mitarbeiter aus den Verwaltungs- und Stabsbereichen wahrnehmen. Bei den Angestellten, die in der Kundeberatung tätig sind, gestalte es sich schwieriger. „Wir setzen derzeit natürlich in erster Linie auf digitale Beratungsformen. Gleichzeitig müssen wir aber auch weiterhin für wichtige Anliegen unserer Kunden persönlich ansprechbar bleiben.“Darüber hinaus müssten Vertraulichkeit der Informationen, der Schutz der Daten und das Bankgeheimnis „stets uneingeschränkt sichergestellt werden“. Konkret: „Informationen auf Notebooks und Tablets dürfen zu keiner Zeit von unberechtigten Dritten eingesehen werden können, sensible papierhafte Kundendaten und Informationen müssen besonders geschützt und auch bei vertraulichen Gesprächen muss stets sichergestellt werden, dass diese niemand mithört.“Das gelte selbstverständlich auch für Familienangehörige.
Daher würden die Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten, regelmäßig zu den Themen Datenschutz und IT-Sicherheit geschult. „Für das mobile Arbeiten von zu Hause aus haben wir verbindliche Regelungen getroffen und sämtliche Mitarbeiter nochmals zusätzlich sensibilisiert.“Zudem habe man mit dem Personalrat darüber hinaus eine entsprechende Dienstvereinbarung geschlossen. Dabei sei das oberste Ziel, dass „die Vertraulichkeit aller Daten und Informationen sowie das Bankgeheimnis zu jeder Zeit sichergestellt sind“.
Grundsätzlich stelle man aber fest, dass weiterhin viele Menschen nicht die Geldautomaten, sondern die Kasse in der Filiale nutzen. Auch sonst sei der Beratungsbedarf, insbesondere bei weitreichenden Entscheidungen, wie dem Kauf einer Immobilie oder der Geldanlage in Wertpapieren, sehr hoch. Die Kunden wüssten es durchaus zu schätzen, dass „wir weiterhin für sie erreichbar sind“. Und auch die Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiteten, würden rückspiegeln, dass ihnen die sozialen Kontakte zu den Kollegen und die schnelle unkomplizierte Abstimmung fehle.
Nichtsdestotrotz werde man nach dem Bund-Länder-Beschluss von vergangener Woche das mobile Arbeiten nochmals verstärkt in den Fokus rücken. Grundsätzlich werde sich die Arbeitswelt durch die Corona-Pandemie verändern. Lorenz beschreibt sie als „extremer Treiber der Digitalisierung“, durch den sich der Fokus nochmals stark auf moderne Arbeitsformen gerichtet habe.