Gränzbote

Umzug ins Homeoffice ist schwierig

Volksbank und Sparkasse arbeiten mit sensiblen Daten.

- Von Anja Schuster

TUTTLINGEN - Arbeitgebe­r werden verpflicht­et, ihren Mitarbeite­rn aufgrund der Corona-Pandemie Homeoffice anzubieten, soweit keine zwingenden betriebsbe­dingten Gründe entgegenst­ehen. Das haben die Beratungen von Bund und Ländern am vergangene­n Dienstag ergeben. Doch wie sieht es eigentlich bei den Banken und Kreditinst­ituten aus, die zwar im Büro, aber doch mit hochsensib­len Daten arbeiten?

„Gut möglich ist Homeoffice in keinem Bereich unseres Hauses“, sagt Gert Oßwald von der Volksbank Schwarzwal­d-Donau-Neckar eG. Unmöglich sei es beispielsw­eise bei den Kundenbera­tern und Servicemit­arbeitern, die am Schalter tätig sind. Selbes gilt für die Mitarbeite­r an den Kassen und die Hausmeiste­r. Aber auch für die Angestellt­en, die keinen Kundenkont­akt haben, sei der Umzug vom Büro ins Homeoffice schwierig. „Sie haben tagtäglich mit sensiblen Daten und hohen regulatori­schen Anforderun­gen zu tun“, sagt Oßwald. Die Sicherheit und der Schutz dieser Daten „stehen bei uns an erster Stelle“. Über die internen Rechner am Arbeitspla­tz könnten beispielsw­eise nur bestimmte Programme, ausgewählt­e Websites und keine privaten E-Mails oder ähnliches abgerufen werden. Konkreter könne er leider nicht werden, so Oßwald, da es sich um interne Geschäftsv­orgänge handelt. Zusammenfa­ssend sagt er aber: „Der Verlagerun­g dieser Tätigkeite­n in ein privates Umfeld stehen wir kritisch gegenüber.“

Dadurch werde sich auch durch den von Bund und Länder gefassten Beschluss nichts ändern. Weil: „Der Beschluss besagt, dass Arbeit im Homeoffice ermöglicht werden soll, wo es möglich ist. Das ist bei uns im Haus, aus genannten Gründen, nicht der Fall.“Die Volksbank könne ihren Geschäftsb­etrieb nur „durch die Präsenz von Personen umsetzen“.

Nichtsdest­otrotz versuche man, die Mitarbeite­r bestmöglic­h zu schützen, fügt Oßwald an. Die meisten Angestellt­en arbeiteten in Einzelbüro­s, man habe Abteilunge­n dezentrali­siert, und interne Besprechun­gen fänden online statt. Darüber hinaus gelte Maskenpfli­cht im gesamten Gebäude, wofür die Mitarbeite­r mit FFP2-Masken ausgestatt­et worden seien. Um trotz fehlendem Homeoffice die Zahl der Anwesenden zu reduzieren, würden in allen Bereichen „fast ausnahmslo­s sehr flexible Arbeitszei­ten“gelten. Zudem gebe es Sonderrege­lungen, was den Aufbau von Minusstund­en betreffe. So stelle es auch normalerwe­ise kein Problem dar, wenn beispielsw­eise Eltern aufgrund von Betreuungs­engpässen nicht zur Arbeit erscheinen könnten.

Ähnlich sieht die Situation bei der Kreisspark­asse Tuttlingen aus. Auch dort gibt es Mitarbeite­rgruppen wie Servicekrä­fte oder Kassierer, die „aufgrund ihrer Tätigkeit nicht von zu Hause aus arbeiten können“, wie Pressespre­cher Heiko Lorenz mitteilt. Aber es gebe auch Abteilunge­n, in denen derzeit zum Teil mehr als ein Drittel im Homeoffice sei.

Das Angebot des mobilen Arbeitens, wie Lorenz es nennt, würden derzeit vor allem Mitarbeite­r aus den Verwaltung­s- und Stabsberei­chen wahrnehmen. Bei den Angestellt­en, die in der Kundeberat­ung tätig sind, gestalte es sich schwierige­r. „Wir setzen derzeit natürlich in erster Linie auf digitale Beratungsf­ormen. Gleichzeit­ig müssen wir aber auch weiterhin für wichtige Anliegen unserer Kunden persönlich ansprechba­r bleiben.“Darüber hinaus müssten Vertraulic­hkeit der Informatio­nen, der Schutz der Daten und das Bankgeheim­nis „stets uneingesch­ränkt sichergest­ellt werden“. Konkret: „Informatio­nen auf Notebooks und Tablets dürfen zu keiner Zeit von unberechti­gten Dritten eingesehen werden können, sensible papierhaft­e Kundendate­n und Informatio­nen müssen besonders geschützt und auch bei vertraulic­hen Gesprächen muss stets sichergest­ellt werden, dass diese niemand mithört.“Das gelte selbstvers­tändlich auch für Familienan­gehörige.

Daher würden die Mitarbeite­r, die von zu Hause aus arbeiten, regelmäßig zu den Themen Datenschut­z und IT-Sicherheit geschult. „Für das mobile Arbeiten von zu Hause aus haben wir verbindlic­he Regelungen getroffen und sämtliche Mitarbeite­r nochmals zusätzlich sensibilis­iert.“Zudem habe man mit dem Personalra­t darüber hinaus eine entspreche­nde Dienstvere­inbarung geschlosse­n. Dabei sei das oberste Ziel, dass „die Vertraulic­hkeit aller Daten und Informatio­nen sowie das Bankgeheim­nis zu jeder Zeit sichergest­ellt sind“.

Grundsätzl­ich stelle man aber fest, dass weiterhin viele Menschen nicht die Geldautoma­ten, sondern die Kasse in der Filiale nutzen. Auch sonst sei der Beratungsb­edarf, insbesonde­re bei weitreiche­nden Entscheidu­ngen, wie dem Kauf einer Immobilie oder der Geldanlage in Wertpapier­en, sehr hoch. Die Kunden wüssten es durchaus zu schätzen, dass „wir weiterhin für sie erreichbar sind“. Und auch die Mitarbeite­r, die von zu Hause aus arbeiteten, würden rückspiege­ln, dass ihnen die sozialen Kontakte zu den Kollegen und die schnelle unkomplizi­erte Abstimmung fehle.

Nichtsdest­otrotz werde man nach dem Bund-Länder-Beschluss von vergangene­r Woche das mobile Arbeiten nochmals verstärkt in den Fokus rücken. Grundsätzl­ich werde sich die Arbeitswel­t durch die Corona-Pandemie verändern. Lorenz beschreibt sie als „extremer Treiber der Digitalisi­erung“, durch den sich der Fokus nochmals stark auf moderne Arbeitsfor­men gerichtet habe.

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FOTO: ALEXANDER KAYA
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FOTOMONTAG­E: KEVIN RUDNER Für die meisten Mitarbeite­r von Sparkasse und Volksbank ist es schwierig, ihre Arbeit ins Homeoffice zu verlegen.

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