Viele ältere Menschen können die Schneemassen nicht alleine wegräumen
Seniorenbüro verbucht Nachfragen nach Unterstützung – Nachbarn sind gefragt
TUTTLINGEN - Die Räumpflicht schreibt Straßenanliegern vor, den Gehweg werktags bis 7 Uhr auf einer Breite von mindestens einem Meter von Schnee und Eis zu befreien. Aber: Nicht nur in diesem schneereichen Winter ist das für viele Senioren eine unlösbare Aufgabe.
Beim Seniorenbüro der Stadt Tuttlingen gehen jedes Jahr pünktlich Ende Herbst etliche Anfragen dazu ein: Gibt es jemanden, der mir beim Räumdienst helfen kann?
Ramona Storz, Leiterin des Seniorenbüros, geht davon aus, dass es in diesem Winter noch weitaus mehr Nachfragen gab – schließlich hat es letztmals vor rund 15 Jahren ähnliche Massen der weißen Pracht zu beseitigen gegeben. „Viele Möglichkeiten zur Unterstützung gibt es aber nicht“, sagt sie.
Die Stadtverwaltung könne keine Hilfe bieten oder vermitteln. Es bleibt der Verweis auf einige gewerbliche Anbieter in der Stadt. Die fahren mit großem Gerät an und kosten entsprechend. Storz: „Das kann sich nicht jeder leisten.“
Die Nachbarschaftshilfe wird in Tuttlingen vor allem durch die Sozialstationen der evangelischen und katholischen Kirchen abgedeckt. Selina Zehnder, Pflegedienstleiterin der katholischen Sozialstation, winkt aber ab: „Schneeschippen machen wir nicht“, denn die Mitarbeiter seien mit häuslicher Unterstützung der Senioren, wie Einkaufen und Putzen, mehr als ausgelastet. Das sei schlicht und einfach eine Frage der Kapazitäten.
Allerdings weiß sie auch von keiner Anfrage in dieser Richtung. Das mag auch daran liegen, dass viele der Klienten der Sozialstation in Mehrfamilienhäusern wohnen, die in der Regel über einen Hausmeisterservice verfügen, lautet ihre Mutmaßung. In den ländlicheren Gebieten wiederum seien die Nachbarschaftsvereine die besten Ansprechpartner, so ihr Tipp.
Werktags muss bis 7 Uhr, sonnund feiertags bis 8.30 Uhr geräumt sein, heißt es auf der Homepage der Stadt Tuttlingen. Je nach Bedarf – und Schneelage – sollen die Wege bis 21 Uhr frei sein. Dazu sind viele Senioren, vor allem alleinstehende Rentnerinnen, aber körperlich gar nicht in der Lage.
Ramona Storz appelliert deshalb an rüstige Bürger in der Nachbarschaft, sich im Blick zu haben und gegenseitig zu unterstützen. Das funktioniere größtenteils sehr gut, hat sie festgestellt. Durch Homeoffice und die Tatsache, dass mehr Arbeitnehmer als sonst zu Hause sind, ergäben sich ja vielleicht noch weitere Kapazitäten.