Wortlos auf dem Weg zum „Killer“
Im Spiel gegen Bayer Leverkusen setzt VfB-Trainer Matarazzo erneut große Hoffnung in Topstürmer Wamangituka
STUTTGART - Pellegrino Matarazzo ist ein guter Gesprächspartner. Der Trainer des VfB Stuttgart spricht gleich vier Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch und ein bisschen Spanisch. Offenbar ist er aber auch ein Meister der nonverbalen Kommunikation: „Es passiert sehr viel über Körpersprache“, erklärt der 43-Jährige auf die Frage, wie er sich mit seinem Topspieler Silas Wamangituka unterhält. Der Kongolese, der im August 2019 vom FC Paris zu den Schwaben wechselte, nehme zwar fleißig Deutschunterricht und „wird immer besser“, so Matarazzo, doch auch ohne große Worte scheint das Zusammenspiel zwischen dem Trainer und seinem Musterschüler bestens zu funktionieren.
Unter Matarazzo entwickelte sich Wamangituka zu einem der gefährlichsten Stürmer der Bundesliga und hat nicht erst seit seinen beiden überragenden Solo-Treffern gegen Mainz und Mönchengladbach die Aufmerksamkeit vieler Topclubs auf sich gezogen. Das weiß auch sein Trainer: „Er ist ein guter Junge mit viel Potenzial, aber wann er seinen Weg über den VfB Stuttgart hinaus geht, das kann ich nicht sagen“, sagt der Coach und betont: „Aktuell ist er bei uns. Und ich bin sehr glücklich darüber.“
Auf seinen mit elf Treffern besten Torjäger wird der Trainer auch beim schweren Auswärtsspiel am Samstag in Leverkusen (15.30 Uhr/Sky) setzen. Im Duell der beiden Pokalverlierer von unter der Woche möchte der VfB den nächsten Schritt machen. Auch wenn er mit der bisherigen Saisonleistung seiner Mannschaft und Tabellenplatz zehn „unterm Strich zufrieden“ist, sieht Matarazzo noch reichlich Optimierungsbedarf. „Wir müssen noch mehr zum Killer werden, noch mehr gewinnen wollen und nicht nur nicht verlieren.“
Dass der VfB bei diesem Ziel auf einen angeschlagenen Gegner trifft, ist sicher nicht schädlich. Nach starkem Saisonstart wähnten sich die Leverkusener Ende des vergangenen Jahres schon als Titelanwärter, mittlerweile finden sie sich nur noch auf Platz fünf wieder. Gerade mal eines der vergangenen fünf Spiele hat die Werkself gewonnen (2:1 gegen Dortmund). Spätestens nach der blamablen 1:2-Pokalniederlage gegen Viertligist Rot-Weiß Essen unter der Woche steht BayerTrainer Peter Bosz gehörig unter Druck. „Jeder Trainer muss Ergebnisse liefern, das ist ganz normal“, sagte Clubchef Fernando Carro der Deutschen Presse-Agentur. Und auch der niederländische Coach weiß: „Ich verstehe die Fans. Es ist an uns, auf dem Platz Antworten zu geben.“
Pellegrino Matarazzo hat durchaus die Sorge, dass die Rheinländer diese Antworten bereits im Spiel gegen den VfB geben könnten. „Ich bin gespannt, wie sie gegen uns auftreten werden. Es wird sicher eine gute Mannschaft auf dem Platz stehen“, sagt der 43-Jährige und glaubt, dass sich das Spiel vor allem über die Frische im Kopf entscheiden wird: „Die Mannschaft, die nach dem Aus im DFB-Pokal schneller wieder Energie für das anstehende Spiel aufbauen kann, hat auch gute Chancen, erfolgreich zu sein.“
Dass der Aufsteiger aus der Landeshauptstadt durchaus mit einem Spitzenteam wie Leverkusen mithalten kann, zeigte sich bereits beim Hinspiel. Ein spätes Tor von Sasa Kalajdzic sicherte den Schwaben einen Punkt (1:1). Der Österreicher wird auch diesmal wieder im Kader stehen. Offen ist hingegen der Einsatz von Mittelfeldspieler Daniel Didavi (muskuläre Probleme) und dem verletzungsanfälligen Verteidiger Konstantinos Mavropanos. Silas Wamangituka geht hingegen mit viel Lob seines Trainers in das Duell mit dem Champions-League-Anwärter: „Er ist einfach ein guter Junge mit einem guten Herzen, das eher Richtung Demut schlägt“, sagt Matarazzo über seinen Stürmer. „Er ist eher schüchtern als arrogant und hört zu. Er lacht viel, hat einen guten Humor.“Und der funktioniert auch ganz ohne Sprache.