Und wer hat’s erfunden?
Von schmackhaften Würsten und herzhaften Legenden
Vielleicht nirgendwo auf der Welt wird eine so innige Zuneigung gepflegt zu jener magischen Mischung aus zerkleinertem Fleisch, Fett, Blut und Gewürzen, das in Därme gefüllt wird, wie in Deutschland. Wurst ist in dieser Beziehung gar nichts.
Obwohl nach der Überlieferung schon Griechen und Römer dergleichen zubereitet haben sollen. Sie schätzten die Wurst wohl als leicht zu transportierende und nahrhafte Wegzehrung. Das ist sie im Prinzip auch heute noch, so mancher sehnt sich in Zeiten von Corona danach, mal wieder an einem Imbiss vorbeizuschauen, auf dem Wochenmarkt, auf einem Volksfest. Ach.
So sehr lieben die Deutschen ihre Wurst, dass es unzählige Varianten gibt, garniert nicht nur mit Senf oder Ketchup, sondern mit dem ein oder anderen Gründungsmythos als schmackhafter Beilage. So will es beispielsweise die Legende, dass die klassische Münchner Weißwurst exakt am 22. Februar 1857 von Sepp Moser, dem Wirt der Bierwirtschaft „Zum Ewigen Licht“erfunden worden ist. Jenem Sepp, so wurde jahrzehntelang kolportiert, waren ausgerechnet am Tag des Faschingshöhepunkts die Schafsaitlinge (Schafdärme) für seine Bratwürstl ausgegangen, weshalb er das fertige Kalbsbrät in die zufällig noch vorrätigen, jedoch viel voluminöseren Schweinsdärme eingefüllt habe. Die neue, gewissermaßen „zufällig“entstandene Wurstform soll den Stammgästen und den Honoratioren der Stadt so sehr gemundet haben, dass damit die legendäre Weißwurst geboren war.
Vergleichsweise jung, aber nicht weniger legendär ist die Currywurst. Auch sie scheint ihre Entstehung einem glücklichen Zufall zu verdanken. In Berlin-Charlottenburg soll die Imbissbudenbesitzerin Herta Heuwer an einem verregneten Septemberabend des Jahres 1949 aus Langeweile und mangels Kundschaft die erste Soße ihrer Art aus Currypulver, Tomatenmark und Worcestershire-Soße gemischt und zu einer Wurst serviert haben. Voilà, die erste Currywurst. Soweit die Legende, was Wahrheit, was Erfindung ist, muss dahingestellt bleiben. Aber was wäre das essbare Ding wohl ohne einen ordentlichen Schöpfungsmythos? Nur ein armes Würstchen. (la)