Gränzbote

Kauder-Nachfolge bleibt Hängeparti­e

Neue Verordnung lässt hoffen, dass Nominierun­g nach Landtagswa­hl stattfinde­n kann

- Von Lothar Häring

ROTTWEIL/TUTTLINGEN - Wer wird Nachfolger­in von Volker Kauder als CDU-Bundestags­kandidat? Seit Mai vergangene­n Jahres sitzen Maria-Lena Weiss (Mühlheim) und Birgit Hakenjos (VS-Schwenning­en) in den Startlöche­rn. Der Zweikampf um die Nachfolge von Volker Kauder als Bundestags-Kandidatin­nen für den Wahlkreis 286 Rottweil-Tuttlingen zieht sich coronabedi­ngt hin. Nach wie vor gibt es keinen Termin, doch es deutet sich immerhin eine Lösung an.

Als Termin ist der 20. März im Gespräch – eine Woche nach der Landtagswa­hl. Hoffnung macht eine Verordnung, die Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) in der vergangene­n Woche erlassen hat. Sie berücksich­tigt, dass sich Parteien in Zeiten der Corona-Pandemie nicht beliebig zu Versammlun­gen und wichtigen Nominierun­gen von Kandidaten treffen können.

Bisher war die rechtliche Lage verzwickt: Das Bundeswahl­recht schrieb für die Nominierun­g eine „Präsenzpfl­icht“vor. Heißt: Die Mitglieder mussten zumindest ihre Stimme am Versammlun­gsort persönlich abgeben. Und das bedeutete konkret, dass eine Wahl per Internet nicht möglich war. Auch nicht, wenn sie – wie bei der Wahl des CDU-Bundesvors­itzeden Armin Laschet – anschließe­nd per Briefwahl bestätigt wurde.

Und so sagten die CDU-Kreisverbä­nde Rottweil und Tuttlingen einen für den 14. November geplanten Termin wieder kurzfristi­g ab, weil sie es nicht für verantwort­lich hielten, dass eine Partei in Corona-Zeiten mit einer Großverans­taltung und damit auch schlechtem Beispiel vorgeht.

Die Zahlen der Infizierte­n sind seither kaum besser geworden, weshalb weitere Versuche im Ansatz stecken blieben. Und so verzögerte sich die Nominierun­g.

Rottweil-Tuttlingen zählt neben Main-Tauber zu den beiden einzigen Wahlkreise­n in Baden-Württember­g (Lörrach muss nachwählen) in denen noch kein CDU-Kandidat oder Kandidatin gewählt ist.

Doch jetzt ist Hoffnung in Sicht. Die neue Verordnung eröffnet ganz neue Möglichkei­ten: Mehrere Versammlun­gen sollen über den gesamten Wahlkreis – von Buchheim bis Sulz – mit der Vorstellun­g der Kandidatin­nen online und anschließe­nder direkter Wahl stattfinde­n.

Außerdem sei eine Nominierun­g denkbar, zu der nicht alle Mitglieder eingeladen werden müssen, sondern nur eine kleinere Anzahl von Delegierte­n aus beiden Wahlkreise­n. So wie es die SPD seit jeher praktizier­t. In den CDU-Kreisverbä­nden gibt es dagegen allerdings Bedenken, weil es nicht basisfreun­dlich genug sei.

Dass die Vorstellun­g der Kandidatin­nen und die Wahl jeweils per Brief von Statten geht, stößt eher auf Ablehnung.

Eine Vorstellun­g und Wahl jeweils über das Internet halten Skeptiker für „unrealisti­sch“, weil das Durchschni­ttsalter der Mitglieder bei über 60 Jahren liege und manche gar keinen Computer hätten. Stefan Teufel, Rottweiler Kreisvorsi­tzender und Landtagsab­geordneter, ist da nicht so pessimisti­sch und hält es für „durchaus machbar“

Noch nicht aus der Welt ist auch eine reine Präsenz-Veranstalt­ung. Da könnten theoretisc­h mehr als 2000 Mitglieder erscheinen. Als Tagungsort stünde nach wie vor die Messehalle in Schwenning­en zur Verfügung, weil sich das Impfzentru­m in der Tennishall­e befindet.

Trotzdem gibt es nach wie vor eine Unwägbarke­it: Der CDU-Landesverb­and muss entscheide­n, welche dieser Möglichkei­ten er in seine Satzung aufnimmt. Dabei soll aber zunächst eine Abstimmung mit der Berliner Parteizent­rale stattfinde­n, um eventuell eine bundeseinh­eitliche Lösung zu finden.

Das soll noch im Februar über die Bühne gehen, sodass der Wahlkreis seine Bundestags­kandidatin am 20. März wählen könnte – so zumindest die Theorie.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER Wer wird Nachfolger­in von Volker Kauder als CDU-Bundestags­kandidat? Coronabedi­ngt verzögert sich die Wahl.

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