Generalsanierte Orgel erklingt seit 2015 erstmals öffentlich
Arbeiten in der Theresienkirche kosten 360 000 Euro – Festgottesdienst mit Orgelweihe am Sonntag, 14. Februar
TROSSINGEN - Wer sie erschallen hört, der weiß: Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Generalsanierung der großen Späth-Lenter-Orgel in der Theresienkirche ist abgeschlossen. Die Gesamtkosten liegen bei 360 000 Euro. Am Sonntag, 14. Februar, wird sie ab 10.30 Uhr bei einem Festgottesdienst mit Weihbischof Johannes Kreidler geweiht.
Kantor Edgar Blaas ist restlos begeistert vom neuen „Sound“der Kirchenorgel und ihren technischen Möglichkeiten. „Meine Erwartungen wurden übertroffen – was hier steht, ist noch besser als erhofft.“Der Theresienkirche stehe „erstmalig seit ihrer Erbauung eine Orgel mit 42 Registern zur Verfügung, die allerhöchsten Ansprüchen an Technik und Klangästhetik im liturgischen wie konzertanten Orgelspiel genügt“, ist der Kantor geradezu euphorisch. „Diese Kirchenorgel vertritt den Standort einer Musikstadt selbstbewusst und steht weit über lokale Grenzen hinaus als einzig in ihrer Art da.“
Die Historie der Späth-LenterOrgel reicht weit zurück: Der Neubau erfolgte in den 1950er Jahren in zwei Abschnitten durch die Gebrüder Späth aus Ennetach-Mengen. 1998 stand eine Reparatur samt Erweiterung an durch Orgelbau Walcker aus Kleinblittersdorf; die Neuintonation oblag Gerhard Lenter. Orgelbau Lenter aus Sachsenheim zeichnete auch 2005 verantwortlich für die Ausreinigung und klangliche Anpassung an die durch die Kirchensanierung im Jahr zuvor entstandene Veränderung der Klangschale.
Und die Firma ist auch zuständig für die im November 2019 gestartete Generalsanierung mit technischem Neubau, Erweiterung, Umdisponierung und Neuintonation.
Seit 2015 war das mächtige Instrument nicht mehr erklungen: „Wegen Kabelbrandgefahr musste die Orgel aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden“, blickt Blaas zurück. Die elektrischen Leitungen, die im Spieltisch verbaut worden waren, waren marode. Auch der Klang war nicht mehr so, wie er sein sollte. Also Generalsanierung: Der Förderverein „Freunde der Kirchenmusik an St. Theresia“sowie „zahlreiche rührige Gemeindemitglieder nahmen sich des Themas an“, erinnert sich der Kantor. Drei namhafte süddeutsche Orgelbaubetriebe seien ins Auge gefasst worden. „Die Ausschreibung umfasste drei Kernpunkte: Neuanlegen der gesamten elektrischen und elektronischen Steuerung und der Windversorgung, neuer Spieltisch und die endgültige Harmonisierung des Gesamtkonzepts.“Den Zuschlag bekam die Firma Lenter, mit der man eine „gewisse Qualität“verbinde, so Blaas.
„Da wir die Orgel lange kennen, wussten wir, wo die Probleme sind“, sagt Andreas Lenter. So habe sie große „Luftmengen-Defizite“gehabt. Bei stärkeren Akkorden sei „die Orgel in die Knie gegangen“, beschreibt es Lenter. Ein Gegenmittel sei eine „wesentlich größere Windmaschine als die vorherige im engen Turmraum“. Diese steht nun direkt bei der Orgel auf der Empore. Ein Manko sei auch die Zugänglichkeit gewesen. Jetzt könne man zwecks Wartung „überall bequem hinkommen“. Zur Feinabstimmung wurde jede Pfeife einzeln angespielt und eingerichtet. Alle elektrischen Leitungen seien überprüft, „die komplette Elektronik auf den aktuellen Stand gebracht worden“, erläutert Andreas Lenter. „Damit für die nächsten Jahrzehnte Ruhe ist.“
Ruhe jedoch nur, was weitere Arbeiten betrifft. Für einen vollen, variantenreichen Klang sorgt hingegen der chipbasierte Spieltisch im neuen Design: Kantor Blaas ist hin und weg von den ihm nun zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, die er bei einer kleinen Demonstration andeutet. Die Kombinationsmöglichkeiten erscheinen fast unendlich angesichts von 3000 Plätzen auf 6200 Ebenen pro Chip als Spielhilfe.
Abgenommen wurde die sanierte Orgel am 30. Dezember. „Wir haben alle Vorgaben eingehalten“, sagt Gerhard Lenter. Eigentlich sollten die Arbeiten bereits zur Adventszeit abgeschlossen sein, aber Zuliefererprobleme wegen der Pandemie hätten zu einer Verzögerung geführt. „Wir hätten früher fertig sein können – aber so konnten wir immerhin in aller Ruhe alles ausbalancieren“, sieht Gerhard Lenter das Positive darin. „Und wegen Corona hätten wir Mitte Dezember eh keine Einweihung machen können“, sagt Siegbert Fetzer, Vorsitzender des Kirchengemeinderats.
360 000 Euro kostet die Generalsanierung insgesamt, knapp 160 000 Euro davon sind laut Fetzer inzwischen durch Spenden zusammengekommen. Die Stadt steuert zehn Prozent der Gesamtkosten bei. Die fehlende Summe will die Kirchengemeinde über ihren Haushalt der kommenden Jahre finanzieren. Ohne weitere Spenden sei man 2028 damit durch, „mit weiteren Spenden früher“, hofft Fetzer auf nicht abnehmende Unterstützung.
Der katholische Pfarrer Thomas Schmollinger betont, dass bei der Finanzierung darauf geachtet worden sei, „dass wegen der Sanierung nichts anderes brach liegen muss, etwa in der Senioren- und der Jugendarbeit“.
Sonst müssten eher eventuell Renovierungsarbeiten am Kirchengebäude geschoben werden, „da steht aber nichts Dringendes an“.
Zum Festgottesdienst mit Orgelweihe am Sonntag, 14. Februar, seien pandemiebedingt um die 40 Mitfeiernde zugelassen. Geplant seien 60 bis 70 gewesen sowie mehrere Gottesdienste. Vorgesehen sind unter anderem eine Prozession im Kircheninnern zur Weihe der Orgel, Gebete, Fürbitten, Evangelium und Ansprache. Edgar Blaas wird die sanierte Orgel erstmals öffentlich spielen, auch die Frauenschola des Theresienchors zählt zu den Mitwirkenden. In größerem Rahmen sollen die Feierlichkeiten im Laufe des Jahres nachgeholt werden – sobald das Virus es zulässt. Dann will Blaas zudem eine „ganze Orgelkonzertreihe“starten.