Manche Lehrer gehen bei Laptops leer aus
Verteilung der Bundesmittel für Leihgeräte startet – Bayern stockt Mittel auf, Südwesten nicht
STUTTGART - Soviel ist klar: Digitaler Unterricht erfordert technische Geräte. Seit Beginn der Corona-Pandemie pochen Lehrervertreter darauf, dass Pädagogen Laptops oder Tablets vom Staat – ihrem Dienstherrn – gestellt bekommen. Das passiert zwar nun, allerdings bekommen wohl nicht alle Lehrer ein Leihgerät.
Die Pandemie hat aus der Digitalisierung der Schulen eine Notwendigkeit gemacht. Nun muss es schnell gehen. Auf den Digitalpakt Schule haben sich Bund und Länder schon 2019 geeinigt: Mit fünf Milliarden Euro beteiligt sich der Bund an Investitionen im Bildungsbereich, für die eigentlich allein die Länder zuständig sind.
Wegen der Pandemie hat der Bund mehrmals zusätzliche Programme aufgelegt. 500 Millionen Euro gibt es konkret dafür, dass sich Schüler Endgeräte bei Bedarf ausleihen können. Die 65 Millionen für Baden-Württemberg hat das Land verdoppelt. Laut einer Sprecherin von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) haben die Schulträger die Summe bereits im Dezember komplett ausgegeben. Weitere 500 Millionen Euro stellt der Bund für ITExperten zur Verfügung. Sie sollen sich um die Technik und deren Wartung kümmern. Ab April können die Schulträger Geld hierfür beantragen.
Nun gibt der Bund den Ländern 500 Millionen Euro dafür, dass auch Lehrer mit Laptops und Tablets als Leihgabe versorgt werden können. Seit Ende Januar ist die entsprechende Vereinbarung in Kraft, wie das Kultusministerium auf seiner Homepage erklärt. Wieder entfallen auf den Südwesten 65 Millionen Euro, die das Land an die Schulträger weiterreicht. Städte, Gemeinden und freie Träger bekommen ein Budget, das sich an der Zahl ihrer Lehrerstellen bemisst. Ob diese das Geld ebenso proportional an alle Schulen in ihrer Zuständigkeit verteilen, bleibt derweil ihnen überlassen. Anträge muss im Südwesten niemand stellen – im Gegensatz zu Bayern, wie Eisenmanns Sprecherin betont.
Mit den 65 Millionen könnten im Südwesten 150 000 Laptops oder Tablets angeschafft werden – bei insgesamt 137 000 Lehrern an öffentlichen und privaten Schulen bedeute dies ein Gerät für jeden von ihnen, rechnet Eisenmanns Sprecherin vor.
Doch genau das bezweifelt Norbert Brugger, Dezernent vom badenwürttembergischen Städtetag. „Mit dem Geld alle Lehrer mit einem Gerät auszustatten, ist unrealistisch“, sagt er. „Wir haben dazu Berechnungen gemacht: Für 500 Euro kann man vielleicht ein Gerät kaufen, aber nicht einrichten und mit den nötigen Programmen ausstatten.“
Auch Bayern rechnet anders – nämlich mit 1000 Euro pro Gerät. Im Freistaat gibt es laut einem Sprecher von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) 155 000 Lehrer. Referendare und Pfarrer, die Religion unterrichten, zieht das Ministerium ab – bleiben 140 000 Lehrer, die potenziell ein Leihgerät wollen. Die 78 Millionen
Euro vom Bund stockt das Land auf 93 Millionen Euro auf. So sollen also 93 000 Lehrer ein Leihgerät bekommen. 31 000 Lehrer hätten bereits durch andere Programme eins. So sollen also bald 124 000 Lehrer in Bayern ein Leihgerät haben, 16 000 gehen demnach wohl leer aus.
Die Sprecherin von Südwest-Kultusministerin Eisenmann verweist auf diverse weitere Förderprogramme, über die Lehrer ein Leihgerät bekommen könnten. Auch mit dem Geld für Schüler-Leihgeräte könnten etwa Lehrer ein Laptop bekommen, wenn sie über keinen eigenen verfügen und aus gesundheitlichen Gründen von zu Hause aus arbeiten müssen. Auch über den großen Digitalpakt Schule, der 585 Millionen Euro für Baden-Württemberg vorsieht, könnten Lehrer ein mobiles Endgerät bekommen. Außerdem hätten schon etliche Schulträger eigene Geräte für die Lehrer angeschafft.
Trotz der Zweifel bleibt Brugger vom Südwest-Städtetag gelassen. „Jetzt statten wir mal aus und sehen, wie es weitergeht“, sagt er. „Es gibt ja vielleicht auch Lehrkräfte, die eigene Geräte haben und gar kein weiteres wollen.“
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft will zunächst abwarten. Bei ihrer Schulleitertagung Ende Januar habe Kultusministerin Susanne Eisenmann versichert: Jeder Lehrer, der ein Gerät braucht, bekomme auch eins, berichtet GEW-Landesgeschäftsführer Matthias Schneider. Notfalls werde das Land zusätzliches Geld nachlegen. Das erwartet auch Brugger, wie er sagt. Falls das Geld nicht ausreiche, müsse das Land eben zusätzliches Geld in die Hand nehmen.