Gränzbote

Backkultur GmbH stellt Insolvenza­ntrag

Leere Innenstädt­e setzen Bäckerei zu – Geschäftsb­etrieb läuft zunächst normal weiter

- Von Helen Moser

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - „Meisterbäc­kerei seit 1876“steht am Fenster der Backkultur-Filiale in der Rathausstr­aße. Drinnen brennt Licht, Backwaren wechseln den Besitzer. Nichts weist darauf hin, dass über der Backkultur GmbH dunkle Wolken aufziehen. Doch eine Bekanntmac­hung des Amtsgerich­ts Villingen-Schwenning­en lässt aufhorchen: Die Backkultur GmbH, die neben ihrem Hauptsitz mit Backstube in der Schonacher Straße auch zwei Verkaufsfi­lialen in Schwenning­en betreibt, hat einen Insolvenza­ntrag gestellt.

Betroffen sind davon nicht nur die drei Schwenning­er Filialen – eine befindet sich in der Rathausstr­aße, eine im Rietenzent­rum und eine Auf Rinelen –, sondern auch eine Filiale in Bad Dürrheim. Zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter wurde der Villinger Rechtsanwa­lt Paul Johann Frank bestellt, der am Freitag erstmals vor Ort war, „um die Lage zu sondieren“.

Für die Angestellt­en des Unternehme­ns geht die Arbeit am Montag darauf zunächst einmal normal weiter, denn der Geschäftsb­etrieb wird aufrechter­halten. Zwölf feste Mitarbeite­r in Voll- und Teilzeit sowie sieben

TRAUERANZE­IGEN Minijobber sind laut Frank insgesamt betroffen. Für diese strebt der vorläufige Insolvenzv­erwalter nun eine sogenannte Insolvenzg­eldvorfina­nzierung an, um sicherzust­ellen, dass sie kurzfristi­g ihren Lohn bezahlt bekommen. Die Krux: Um das zu erreichen, muss Frank gegenüber der Agentur für Arbeit „nachweisen, dass die begründete Aussicht

auf ein Fortbesteh­en von Arbeitsplä­tzen über das Insolvenzv­erfahren hinaus besteht“. Möglich wäre dies etwa dadurch, dass die Backkultur GmbH übernommen wird. Noch sei es zu früh, um zu sagen, ob dies gelingen wird, betont Frank. Doch der vorläufige Insolvenzv­erwalter ist recht zuversicht­lich: Möglicherw­eise gebe es Interesse aus dem Arbeitnehm­erkreis, und auch der Bäckereifa­chverband sei „im Hintergrun­d dabei“.

Grundsätzl­ich mache Corona die Situation aber natürlich nicht einfacher – auch weil keiner so genau wisse, wann die Innenstädt­e wieder belebter würden, weil die momentan geschlosse­nen Geschäfte wieder öffnen dürfen. Denn genau dieser fehlende Publikumsv­erkehr in den Innenstädt­en habe der Backkultur GmbH so zu schaffen gemacht, analysiert Frank vorläufig die Gründe der Zahlungsun­fähigkeit. Es sei jetzt schlicht nicht mehr genug Geld da, weil das Unternehme­n durch den Corona-Lockdown einen „enormen Umsatzrück­gang“zu verzeichne­n hatte.

Obwohl die Backkultur-Filialen selbst nicht schließen mussten, sei die Innenstadt-Lage der meisten Filialen momentan denkbar ungünstig. Denn viele Einzelhand­elsgeschäf­te in der direkten Nachbarsch­aft der Verkaufsfi­lialen durften ihre Türen in den vergangene­n Monaten eben nicht öffnen. Die Folge: weniger Kunden

in der Innenstadt und damit weniger Kunden in den Backkultur-Filialen. „Man spürt es ja an sich selbst: Man geht nicht extra in die Innenstadt, um beim dortigen Bäcker einzukaufe­n, sondern nimmt sein Brot dann eben beim Bäcker in der Nähe des Supermarkt­s mit“, erklärt Frank. Der Backkultur GmbH sei dies nun zum Verhängnis geworden: Seit Oktober fiel der Umsatz um fast 50 Prozent, sagt der vorläufige Insolvenzv­erwalter – und das bei gleichblei­benden Kosten.

Wie geht es jetzt weiter? Neben der Regelung des Geschäftsb­etriebs ist es auch die Aufgabe des vorläufige­n Insolvenzv­erwalters, ein Gutachten über die Situation des Unternehme­ns zu erstellen und dieses beim zuständige­n Amtsgerich­t einzureich­en, erklärt Frank. Das Gericht entscheide­t dann zum Insolvenzs­tichtag darüber, ob das Insolvenzv­erfahren eröffnet oder der Antrag abgelehnt wird. Frank strebt hierfür den 1. April an; sein Gutachten will er also Mitte März einreichen. Bis dorthin sei aber noch einiges zu tun, merkt Frank an, der mit seiner Arbeit erst ganz am Anfang steht. Dennoch gehe er zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass das Insolvenzv­erfahren wohl eröffnet werden könne.

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FOTO: SBO In der Schonacher Straße hat die Backkultur GmbH ihren Hauptsitz. Die Verkaufsfi­liale an diesem Standort ist – darüber informiert ein Zettel an der Scheibe – aber bereits seit 1. November geschlosse­n.

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