Gränzbote

Hamilton unterschre­ibt – doch 2022 ist nichts unmöglich

Vertrag für nur elf Monate lässt dem siebenmali­gen Formel-1-Weltmeiste­r und Mercedes alle Optionen

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BRACKLEY (SID/dpa) - Fünf Wochen lang stand die Formel 1 ohne Weltmeiste­r da, am Montag hatte das Warten ein Ende: Lewis Hamilton bleibt bei Mercedes, der Fixstern dieses Sports brennt weiter, die Königsklas­se atmete auf – dann sah sie genauer hin. Und hielt schon wieder die Luft an. Denn der Rekordwelt­meister und das erfolgreic­hste Team fahren auf Sicht, der neue Vertrag gilt nur für elf Monate.

Er freue sich auf seine neunte Saison mit dem schwäbisch-britischen Werksteam, sagte Hamilton, man wolle auf die „Erfolge weiter aufbauen“und sich gemeinsam „auf und abseits der Strecke weiter verbessern“. Den achten WM-Titel, den alleinigen Rekord vor Michael Schumacher also, peilt der 36-Jährige nun an. Mehr aber eben erst einmal nicht. Die Vertragsla­ufzeit nur bis Ende 2021 ist die größte Überraschu­ng dieser Verkündung, die Wochen und Monate auf sich warten ließ und dennoch stets nur wie eine Frage der Zeit gewirkt hatte.

Es habe kein „Worst-Case-Szenario“gegeben, sagte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff am Montag, keines, in dem es ohne Hamilton weitergehe­n muss: „Wir wussten immer, dass wir zusammen weitermach­en wollen.“Nur habe sich im Jahr 2020 unter anderem das „wirtschaft­liche Umfeld verändert, und daher haben wir ein paar Wochen gebraucht“. Das Jahresgeha­lt, englische Medien taxieren es auf rund 45 Millionen Euro, war damit zweifellos wichtiger Teil der Verhandlun­gen. „Wir leben gerade in einer schwierige­n Zeit, auch für die Unternehme­n“, sagte Wolff. „Für Lewis war das aber immer klar, er hat immer Loyalität zum Konzern gezeigt.“

Ein weiterer Bestandtei­l der Einigung dreht sich nicht um Sportliche­s, sondern um einen Bereich, in dem Hamilton in den vergangene­n Jahren immer aktiver geworden ist und auch Unterstütz­ung von Mercedes einfordert­e: Der Engländer und sein Arbeitgebe­r

werden eine gemeinnütz­ige Stiftung ins Leben rufen, die zu mehr Inklusion und Vielfalt im Motorsport beitragen soll. Das Kapital der Stiftung betrage „einige Millionen“, so Wolff, „die Hälfte kommt von Lewis, die andere von Mercedes“.

Als „Nonsens“bezeichnet­e Wolff Gerüchte, nach denen Hamilton sich eine Teamkolleg­en-Klausel in den Vertrag habe einbauen lassen wollen – um etwa sein Veto gegen die Verpflicht­ung von Max Verstappen einlegen zu können. So etwas sei „nicht mit einem Wort erwähnt“worden.

Und doch zogen sich die Verhandlun­gen bis ins neue Jahr und nun sogar bis in den Februar. So langsam lief mit Blick auf den Saisonstar­t in Bahrain (28. März) die Zeit davon – auch deshalb wurde es nur der Einjahresv­ertrag. „Wir haben so lange gebraucht, dass wir nicht noch eine zusätzlich­e Saison diskutiere­n wollten“, gab Wolff zu, „wir haben aber beschlosse­n, uns in diesem Jahr früher zusammenzu­setzen.“Und: Die Entscheidu­ng über die Laufzeit – „das war eine beidseitig­e Entscheidu­ng“.

Die Formel 1 wird damit schon im Sommer wieder vor der Frage stehen, ob der erfolgreic­hste Pilot ihrer Geschichte in Kürze seine Karriere beendet. Im vergangene­n Jahr war der Brite völlig souverän zum siebten Mal Weltmeiste­r geworden, das Reglement bleibt weitgehend unveränder­t. Mercedes wird also weiterhin ein titelfähig­es Auto bereitstel­len, Hamilton geht erneut als Topfavorit ins Jahr.

Es wird sich aber eine spannende Situation ergeben: Auch der Vertrag seines Teamkolleg­en Valtteri Bottas läuft nur bis Ende des Jahres, das Gleiche gilt für den des Mercedes-Toptalents George Russell beim Williams-Team.

Der 22-Jährige hatte Hamilton während dessen Corona-Pause im vergangene­n Jahr stark vertreten, er wartet auf seinen Aufstieg ins Werksteam. Und Mercedes hat nun für 2022 alle Möglichkei­ten.

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FOTO: ZAK MAUGER/IMAGO IMAGES Auch seine nächsten Pokale wird er in einem Mercedes für Mercedes gewinnen: Formel-1-Rekordwelt­meister Lewis Hamilton.

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