Seit 100 Tagen im Amt
Neuhausens neue Bürgermeisterin Marina Jung im Interview.
NEUHAUSEN OB ECK - Bei der Wahl im September hatte sie mehr als 90 Prozent der Stimmen erhalten. Am Mittwoch, 10. Februar, ist Neuhausens neue Bürgermeisterin Marina Jung seit genau 100 Tagen im Amt. Im Gespräch mit Redakteurin Alena Ehrlich erzählt sie, wie sie den Start in den neuen Job erlebt hat, welche Themen sie in der Gemeinde angehen will und warum der Posten für sie nach wie vor ein Traumberuf ist.
Frau Jung, seit Anfang November sind Sie nun Bürgermeisterin in Neuhausen ob Eck. Wie haben Sie sich in Ihre neuen Aufgaben eingearbeitet?
Ich denke sehr gut bisher. Die Corona-Pandemie bringt eine ganz andere Einarbeitungszeit mit sich. Vorher wäre man mehr auf Terminen unterwegs gewesen. Nun hatte ich mehr Zeit, die Projekte und Maßnahmen, die in der Gemeinde anstehen, genauer anzuschauen und so auch besser und schneller in die Sachverhalte hereinzukommen.
Im Wahlkampf haben Sie Neuhausen ob Eck als attraktive Gemeinde mit hervorragender Infrastruktur und einer gut aufgestellten Verwaltung beschrieben. Welche neuen Eindrücke konnten Sie in den vergangenen 100 Tagen gewinnen?
Die Eindrücke haben sich auf jeden Fall bestätigt. Neuhausen ist außerdem eine sehr liebenswerte Gemeinde, das kam für mich noch dazu. Ich wurde vor Ort sehr gut aufgenommen und konnte deshalb auch schnell in meine Aufgaben hineinfinden. Dabei unterstützen mich natürlich in erster Linie der Gemeinderat und die Verwaltungsmitarbeiter. Leider ist es so, dass Hausbesuche jetzt nicht mehr stattfinden können, zum Beispiel bei den Jubilaren. Ich bin froh, wenn das wieder starten kann und ich mich auch mit der Bürgerschaft mehr austauschen und diskutieren kann.
Sie haben es bereits angedeutet – durch die Corona-Pandemie gibt es derzeit viele Einschränkungen. Wie schwer ist es da, den Kontakt herzustellen – zu den Rathausmitarbeitern, den Bürgern, aber auch zu den anderen Bürgermeistern in der Region?
In der Verwaltung ist es so, dass wir recht überschaubar sind. Jeder Mitarbeiter bildet ein Glied in der Kette und man merkt es schnell, wenn jemand fehlt. Deshalb sind wir auch auf einen guten Austausch und eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Aber es ist auch so, dass man wenig rauskommt und dadurch wenig Kontakte mit den Bürgerinnen und Bürgern hat. Das würde ich gerne intensivieren. Auch mit meinen Kollegen hatte ich bislang noch nicht so viel
Kontakt. Oft ist es so, dass wir uns in einer Videokonferenz treffen oder den Austausch dann telefonisch vornehmen. Hier gilt es erst einmal, die Entwicklung in Sachen Pandemie abzuwarten.
Wie wirken sich die Einschränkungen auf die Arbeit in der Verwaltung aus?
Wir haben das Glück, dass wir ein relativ neues Rathaus haben. Dadurch haben wir sehr großzügige und weite Räume. Die Mitarbeiter haben bei uns fast überall Einzelbüros. In manchen Bereichen, wie im Bürgerbüro, werden die Büros auch doppelt besetzt. Dennoch kann man da die Abstände sehr gut wahren. Nichtsdestotrotz habe ich mich ebenfalls für das Home Office ausgesprochen. Dabei sind wir auch bei den Mitarbeitern auf offene Ohren gestoßen und versuchen, überall, wo es geht, zumindest einmal pro Woche Homeoffice zu ermöglichen. Ansonsten ist das Rathaus so weit geschlossen, aber es ist möglich, Termine zu vereinbaren, um seine Anliegen zu klären. Manchmal ist es auch so, dass wir Bürger vor dem Rathaus vorfinden. Dann versuchen wir, sie der Reihenfolge nach hereinzulassen und schnell Abhilfe zu schaffen. Nichtsdestotrotz stehen wir als Verwaltung für alle Anfragen zur Verfügung.
Bevor Sie Ihre Stelle in Neuhausen antraten, waren Sie in VillingenSchwenningen beschäftigt. Wie hat sich Ihr Alltag durch Ihren neuen Posten verändert?
Der Alltag ist in einer Verwaltung, meiner Meinung nach, immer ähnlich. Aber es ist schon etwas anderes, eine Bürgermeisterin zu sein. Das heißt, ich muss viel bewusster planen und mich mit Sachinhalten auseinandersetzen. Letztendlich prüfe ich ja auch viele Inhalte im Voraus – wie Gemeinderatsvorlagen, die von mir freigegeben werden. Da trage ich dann sozusagen die letzte Verantwortung.
Den Wunsch, Bürgermeisterin zu werden, hatten Sie schon länger. Auch in Villingen-Schwenningen hatten Sie bereits kandidiert. Hat sich Ihre Vorstellung von dem Beruf bestätigt?
Ja, auf jeden Fall. Nach wie vor ist es ein Traumberuf. Ich glaube, es gibt nichts Schöneres. Sicherlich gibt es Höhen und Tiefen, aber ich glaube, das ist auch immer die Art und Weise, wie man damit umgeht und welche Ziele man sich selber steckt. Ich kann für mich persönlich sagen: Ich bin zwar noch nicht so lange dabei, aber ich finde dieses Berufsbild durchaus sehr ausfüllend.
Gerade im Beruf des Bürgermeisters gibt es nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen. Auch war in der Vergangenheit Thema, dass der Beruf durch Anfeindungen und fehlende Familienfreundlichkeit an Attraktivität verliert. Sehen Sie in diesen Bereichen auch Probleme?
Ich denke, diese Probleme gibt es in jeder Führungsebene. Als Führungskraft kennt das jeder Mann und jede Frau gleichermaßen. Sicher ist bei einer Frau die Frage präsenter, ob sie Kinder hat und wie sie sich den Alltag dann vorstellt und diesen gestaltet. Aber ich denke, auch in dieser Position wird es in den kommenden Jahren mehr Frauen geben, die sich vorstellen können, Bürgermeisterin zu werden und die Wege finden, Familie und Beruf zu vereinbaren. Da gibt es ja schon zahlreiche Beispiele – auch in der höheren Politik.
Nun hatten Sie ja bereits etwas Zeit, die Gemeinde besser kennenzulernen. Haben Sie auch schon Themen identifiziert, die Sie in Ihrer Amtszeit unbedingt angehen möchten?
Es ist sicherlich schon einiges an mich herangetragen worden. Wir haben zum Beispiel das Thema Funkmasten und wie wir damit umgehen wollen. Eine Frage ist, welche Standorte wir als Gemeinde dafür bereitstellen können und welche vonseiten der Telekom auch geeignet sind. Auf der anderen Seite wollen wir dadurch auch die Breitbandentwicklung nicht vernachlässigen, sondern diese gleichermaßen in Angriff nehmen und weiter ausbauen. Auch da haben wir schon einige Gespräche geführt. Aber es gibt auch unzählige andere Themen, wie die Kita-Betreuung, die immer mal wieder nach den örtlichen und zeitlichen Bedürfnissen angepasst werden muss. Oder Baustellen wie die Themen Wohnen und Gewerbe. In Neuhausen ob Eck realisieren wir gerade einen dritten Bauabschnitt in einem neuen Wohngebiet. Da hoffen wir natürlich auch, die Bürgerschaft für unsere Gemeinde gewinnen zu können.
Sie selbst leben mit Ihrer Familie derzeit noch in Villingen. Einen Umzug nach Neuhausen hatten Sie aber nicht ausgeschlossen. Steht dieser bald schon an?
Bisher noch nicht, da habe ich mir noch keine Gedanken dazu gemacht. Vorrangig sehe ich erst einmal, mich hier gut einzuarbeiten und alle Themen parat zu haben. Das hat zunächst Priorität.