Knappes Angebot für Fahrradkäufer
Corona-Boom sorgt für maue Auswahl an Rädern und steigende Preise
RAVENSBURG (hego) - Der Fahrradboom hält in der Corona-Krise weiter an. Die Hersteller kommen bei der Produktion kaum hinterher. Deshalb müssen sich Käufer auch in diesem Jahr auf ein beschränktes Angebot einstellen. „Wir rechnen damit, dass die Warenverfügbarkeit knapp sein wird“, sagt David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband. Wegen der kräftig gestiegenen Transportkosten könne es außerdem „an der einen oder anderen Stelle“Preiserhöhungen geben.
RAVENSBURG - Wer im vergangenen Jahr ein Fahrrad oder Fahrradzubehör kaufen wollte, hatte nicht viel Auswahl. Die Lager der Händler waren leer. Die Corona-Krise hatte zu einem solchen Boom im Fahrradhandel geführt, dass die Industrie mit der Produktion nicht mehr nachkam. Nur wer Glück hatte, fand sein Wunschmodell noch in der passenden Größe im Laden. Daran wird sich so schnell nichts ändern.
„Auch im Jahr 2021 ist davon auszugehen, dass es eine Radknappheit gibt“, prognostiziert Albert Herresthal, Geschäftsführer des Verbunds Service und Fahrrad, der mehr als 300 Händler, Hersteller und Dienstleister vertritt. David Eisenberger, Kommunikationschef des ZweiradIndustrie-Verbands, erklärt: „Durch Corona sind die Lieferketten und die Produktionsplanung gestört. Gleichzeitig gibt es eine extrem hohe Nachfrage. Darauf konnte sich kein Unternehmen vorbereiten.“
Zwar seien die Lager, nachdem sie im Sommer leergefegt waren, mit der neuen Modellreihe 2021 wieder aufgefüllt worden. Doch von der neuen Ware sei auch schon wieder viel verkauft worden, sagt Eisenberger. Und die Hersteller hätten ihre Produktionsprozesse nicht so schnell an den erhöhten Bedarf anpassen können. Die Branche schiebt sozusagen eine Bugwelle vor sich her.
Durch den Kundenansturm wurden im vergangenen Jahr nach Schätzungen deutlich mehr Fahrräder und
E-Bikes verkauft als in den Vorjahren. Das Plus für die deutschen Hersteller liegt laut Eisenberger bei 20 Prozent. Die Branche konnte das schaffen, weil die Lager der Händler und Hersteller im Frühjahr 2020 voll waren und ab September bereits die neuen Modelle für 2021 ausgeliefert wurden. Doch diese Reserve fehlt jetzt. Spätestens im Sommer könnte deshalb die Auswahl für die Kunden deutlich schrumpfen.
Eisenberger empfiehlt potenziellen Käufern, sich besser früher als später Räder anzusehen und „nicht erst bis April zu warten“. Kunden sollten außerdem flexibel sein, was die Wunschmodelle betrifft. Zwei, drei Alternativen auszusuchen sei sinnvoll, sagt Eisenberger. Gleiches gelte für den Einkaufsort. Es müsse ja vielleicht nicht der Fahrradhändler um die Ecke sein. Im vergangenen Jahr habe man die Erfahrung gemacht, dass die Händler auf dem
Land noch mehr Modelle vorrätig hatten als in der Stadt.
Die Knappheit ist aber nicht der einzige Wermutstropfen für Radenthusiasten. Denn Fahrräder dürften in diesem Jahr auch teurer werden. „Ist die Nachfrage hoch und das Angebot knapp, gehen die Preise nach oben“, erklärt Eisenberger. Neben diesem marktwirtschaftlichen Grundprinzip komme ein weiterer Faktor hinzu: „Die Lieferketten, vor allem die Logistik, sind weiter gestört.“
Habe ein leerer Frachtcontainer in Asien vor Corona 1000 Euro gekostet, liege der Preis inzwischen bei 7000 Euro, rechnet Eisenberger vor. „Deswegen glauben wir, dass es an der ein oder anderen Stelle, je nach Hersteller, mit Sicherheit auch Preiserhöhungen geben wird.“Rabattschlachten, wie sie in den Jahren zuvor üblich waren, seien jedenfalls definitiv ausgeschlossen.