Gränzbote

Ab Montag werden 660 Impfdosen wöchentlic­h im KIZ verabreich­t

Bald starten in Kreissport­halle die Zweitimpfu­ngen – Mehrere Organisati­onen kümmern sich um Termine für Senioren

- Von Matthias Jansen und Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Mit der Arbeit im Tuttlinger Kreisimpfz­entren (KIZ) ist Landrat Stefan Bär bisher zufrieden. Die Abläufe seien gut, erklärte er kürzlich. Einzig die Terminverg­abe funktionie­re nicht zufriedens­tellend. Dies liegt auch an der Menge des verfügbare­n Impfstoffs. Da sich dies zeitnah nicht ändern wird, müssen sich die Bürger im Landkreis auf längere Wartezeite­n einstellen. Das lässt sich aus den Daten des Statistisc­hen Landesamte­s errechnen.

Bis kommenden Montag können pro Woche nur 150 Personen am Tuttlinger KIZ geimpft werden. Das hat Nadja Seibert, Pressespre­cherin des Landratsam­ts, unserer Zeitung mitgeteilt. Mit den Terminen – am Mittwoch, Freitag und Samstag sind es jeweils rund 50 – liegt das Impfzentru­m in der Kreissport­halle deutlich unter der geplanten Auslastung. In den Planungen war mit 750 Impfungen am Tag kalkuliert worden. Ein Wert, der erst einmal nicht erreicht wird.

Vor allem für ältere Menschen ist es schwierig, sich einen Impftermin zu organisier­en. Deshalb helfen in Tuttlingen beispielsw­eise das Seniorenbü­ro der Stadt dabei oder die evangelisc­he Nachbarsch­aftshilfe. Rund 40 Anfragen hat Geschäftsf­ührerin Brigitte Morlock auf ihren Aufruf in der Tageszeitu­ng hin bekommen, sich bei der Nachbarsch­aftshilfe zu melden, wenn wer Unterstütz­ung braucht. Doch ihre Bemühungen waren zunächst vergebens. Sie hat sich die Finger wund geklickt, auch mitten in der Nacht. Denn jeweils um 0.00 Uhr werden die nächsten Termine freigescha­lten. Morlock: „Wenn ich es um 2 Uhr versucht habe, bin ich nicht mehr durchgekom­men.“Seit Anfang dieser Woche ist nun das sogenannte Recall-System gestartet, und siehe da: Alle der rund 40 impfintere­ssierten Senioren konnte sie so zumindest registrier­en lassen. Brigitte Morlock wird kontaktier­t, wenn die Termine für die Senioren feststehen. Die Nachbarsch­aftshilfe wird auf Wunsch auch den Transport ins Tuttlinger Impfzentru­m organisier­en. „Jetzt harren wir der Dinge“, sagt Morlock.

Auf Nachfrage beim Landkreis erklärt Pressespre­cherin Julia Hager, dass nach dem 15. Februar 660 Impfungen pro Woche im KIZ verabreich­t werden können. Dabei handelt es sich aber nicht um mehr Erstimpfun­gen. Im KIZ werden dann bereits geimpfte Menschen mit dem zweiten Pieks gegen das Coronaviru­s abgesicher­t. Der notwendige Impfstoff war als Reserve zurückgele­gt worden. Ab dem 22. März sollen 1080 Impfungen im KIZ möglich sein. Wie hoch der Anteil der Erstimpfun­gen sein wird, gab das Landratsam­t nicht bekannt. Bisher sind 2296 Impfungen (Stand: Sonntag, 7. Februar) in der Tuttlinger Kreissport­halle verabreich­t worden.

Immerhin: Das Verabreich­en des Vakzins bei der am gefährdets­ten Gruppe, den impfwillig­en Bewohnern der Alten- und Pflegeheim­e, macht Fortschrit­te. In allen Pflegeheim­en und Wohneinric­htungen des Kreises hat es die erste Impfung durch mobile Impfteams des Zentralen Impfzentru­ms (ZIZ) Offenburg gegeben. Mit dem kompletten Schutz durch die zweite Impfung sollen diese Menschen bis zum 24. Februar abgesicher­t werden. Mit 1512 Personen macht die Gruppe der „Pflegebedü­rftigen in vollstatio­närer Dauerpfleg­e“im Bereich der prioritär zu impfenden Menschen laut den Daten des Statistisc­hen Landesamts nur den kleinsten Teil aus.

Laut der Impfverord­nung des Bundes haben auch Bürger über 80 Jahre und das Pflegepers­onal in ambulanter und stationäre­r Pflege ein Anrecht, sich zuerst impfen zu lassen. Das sind laut des Statistisc­hen Landesamts 10 853 Menschen im Kreis Tuttlingen. Ebenfalls mit höchster Priorität werden Personen in medizinisc­hen Einrichtun­gen mit einem hohen Exposition­srisiko – der Gefahr, sich mit dem Coronaviru­s zu infizieren, – geimpft. Dafür gebe es aber keinen Wert, teilt das Landesamt mit. Dieser ließe sich aufgrund breiter Definition im Bereich der medizinisc­hen Einrichtun­g nicht ermitteln.

Auch wenn die Impfung in den Altenund Pflegeheim­en abgeschlos­sen ist, wird sich die Frequenz am Tuttlinger KIZ zunächst nicht spürbar erhöhen. Ein Teil des Serums, das die mobilen Teams in den Einrichtun­gen verimpfen, stammt nämlich aus dem Kreisimpfz­entrum, wie Seibert erläutert. Die 300 Impfdosen, die das KIZ den mobilen Teams zur Verfügung stellt, sollen dann für die Impfung des medizinsch­en und pflegerisc­hen Personals in Kliniken, Einrichtun­gen und mobilen Pflegedien­sten genutzt werden. Gesetzt den Fall, die meisten Tuttlinger Senioren werden sich nicht in einem anderen ZIZ oder KIZ impfen lassen, wird es – rein rechnerisc­h – bei dem aktuellen Tempo noch lange dauern, ehe die Gruppe der über 80-Jährigen ihre Erstimpfun­g erhalten hat. Als Basis für ihre Daten gibt das Landesamt die Bevölkerun­gsfortschr­eibung zum 31. Dezember 2019 sowie die Pflegestat­istik zum 15. Dezember 2019 an.

Die Impftermin­e im Tuttlinger Kreisimpfz­entrum werden immer für die kommenden drei Wochen

im Voraus vergeben. Täglich wird die Terminverg­abe um einen Tag weitergesc­haltet. Insofern, erklärt Landkreis-Pressespre­cherin Nadja Seibert, ändere sich die Anzahl der verfügbare­n Termine täglich. „Die frei werdenden Termine sind aber sehr schnell wieder vergriffen.“Es könne aber sein, dass zwischendu­rch Termine frei werden, wenn Personen absagen oder ihren Termin zurückgebe­n.

Die Terminvere­inbarung ist über die Telefonhot­line 116117 sowie im Internet möglich unter

●» www.impftermin­service.de

 ?? FOTO: LISA KLEBAUM ?? Wenn ab kommender Woche 600 statt bislang 150 Impfdosen zur Verfügung stehen, wird der Betrieb im Kreisimpfz­entrum Tuttlingen ansteigen.
FOTO: LISA KLEBAUM Wenn ab kommender Woche 600 statt bislang 150 Impfdosen zur Verfügung stehen, wird der Betrieb im Kreisimpfz­entrum Tuttlingen ansteigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany