Gränzbote

Geschäftss­tart in der Pandemie

Catia und Raffaele Lauro kämpfen sich mit ihrem Café durch den Lockdown

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN – Die wirtschaft­lichen Sorgen vieler Geschäftsl­eute wachsen mit jeder weiteren LockdownWo­che. Wer in dieser Phase ein Geschäft neu eröffnet, der muss besonders viel Mut und Durchhalte­vermögen beweisen. Die Trossinger Catia und Raffaele Lauro haben diesen Schritt mit der Eröffnung ihres Cafés „Atelier“gewagt.

Wenn Catia Lauro durch ihr Café in der Hohnerstra­ße führt, dann strahlt sie überrasche­nd viel Zuversicht aus, und das, obwohl das Ende aller Corona-Einschränk­ungen noch in weiter Ferne zu liegen scheint. Erst im längeren Gespräch zeigt sich, wie schwer die Sorgen auf ihr und ihrem Mann Raffaele doch lasten. „Es war natürlich nicht geplant, dass wir in einer Pandemie unser Café eröffnen“, sagt sie. „Als wir vergangene­s Jahr mitten im Umbau waren, kam Corona auf. Da stand es gar nicht zur Debatte, dass wir nicht öffnen. Es war ja alles da, alles gekauft, alles eingericht­et“, sagt sie und zeigt mit einer ausladende­n Geste durch das kleine Café, das zwar seit einem Dreivierte­ljahr geöffnet hat und doch bisher nie einen ganz normalen Betrieb erlebt hat.

„Im Sommer, als die Auflagen deutlich lockerer waren, lief das Geschäft gut an“, sagt ihr Mann Raffaele. Doch mit dem zweiten Lockdown war beiden klar: „Wir müssen unser Geschäftsm­odell anpassen.“Lief der Außerhausv­erkauf erst noch ganz gut – „Gewinn konnte man damit natürlich nicht machen, aber zumindest zeigen, dass es uns und unser Café gibt“, so Catia Lauro – blieben die Gäste im Dezember fast ganz aus.

„Als der Lockdown verschärft wurde und die Regierung gesagt hat, dass eigentlich alle zu Hause bleiben sollen, war hier fast nichts mehr los“, ergänzt ihr Mann. „Wenn man den Laden für ein oder zwei verkaufte Kaffees den ganzen Tag offen hält, dann verursacht das natürlich nicht nur viel mehr Kosten als Einnahmen, sondern es knabbert auch an einem selbst“, beschreibt er die Situation. Und hier beginnt der Teil ihrer Gründerges­chichte, die zeigt, wie viel Kampfeswil­le in den beiden steckt. „Wir haben unser Angebot um italienisc­hes Streetfood ergänzt. In Kooperatio­n mit einer Trossinger Metzgerei und einer Trossinger Bäckerei haben wir Gerichte entwickelt, die sich für den Außerhausv­erkauf eignen“, sagt Catia Lauro. Wer will, kann sich eine komplette Lunchtüte mit Hauptgeric­ht, süßem Snack und Getränk bestellen oder nur Komponente­n davon. „Natürlich ist die Nachfrage, jetzt, wo fast alle Geschäfte auf der Hauptstraß­e geschlosse­n haben und auch viele Büroangest­ellte im Homeoffice sind, nicht riesig, aber es ist besser als nichts“, sagt Raffaele Lauro. Und weil bei Schnee und Regen so mancher potentiell­e Kunde zwar vielleicht Lust auf ein italienisc­hes Mittagesse­n hat, aber nicht nach draußen möchte, bietet das Café „Atelier“auch einen Lieferserv­ice innerhalb Trossingen­s an. „Wenn es hilft, uns dadurch bekannt zu machen und jetzt schon die Kunden für später, wenn die Krise überstande­n ist, für unser Café zu gewinnen, dann lohnt es sich“, zeigt sich Raffaele Lauro überzeugt.

Bei aller Zuversicht räumt das Ehepaar aber auch ein: „Finanziell ist das nicht leicht. Die Hilfsgelde­r des Bundes lassen auf sich warten und über mehrere Monate nicht zu wissen, wann der Lockdown endet, das ist wirklich hart.“Dazu kommt: Das Ehepaar betreibt bereits seit Jahren das „Goldhäusle“in Trossingen, wo es Gold und Schmuck an- und verkauft. „Während Pfandleihh­äuser weiter geöffnet haben dürfen, weil sie Banken gleichgest­ellt sind, mussten wir unseren Laden schließen“, sagt Raffaele Lauro und zum ersten Mal schwingt ein wenig Frust in seiner Stimme mit. Doch ihren Optimismus lassen sich die beiden Trossinger nicht nehmen. „Wir schaffen das“, das sagen sie gleich mehrfach an diesem Vormittag.

Die Lauros hoffen auf den Sommer. „Wenn man dann wieder vieles draußen machen kann, die Infektions­zahlen sinken und hoffentlic­h die Impfungen ihre Wirkung zeigen, dann wollen wir ein großes Eröffnungs­fest machen“, sagt Catia Lauro und lässt keinen Zweifel daran, dass sie und ihr Mann die Durststrec­ke bis zum Lockdown-Ende schaffen werden.

Das Café „Atelier“befindet sich in der Hohnerstr. 22 in Trossingen.

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FOTO: FELKER Mit Kreativitä­t durch die Krise: Catia Lauro bietet in ihrem Café italienisc­hes Streetfood an, um zumindest für etwas Um- satz zu sorgen.

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