Gränzbote

Tofu ist nicht gleich Tofu

Das Sojaproduk­t aus Asien lässt sich sehr vielfältig zubereiten und aromatisie­ren

- Von Ricarda Dieckmann

ZWILLIKON/HELMAU (dpa) - Von „Schmeckt wie Pappkarton“bis „Ist nur was für Veganer, aber nicht für mich“: Kaum ein Lebensmitt­el erzeugt so viel Skepsis wie Tofu. Das Sojaproduk­t hat nicht den besten Ruf – obwohl es durch seinen hohen Proteingeh­alt durchaus gesund ist. Woher also die Vorbehalte?

Die Foodblogge­rin Caroline Pritschet (veganevibe­s.de) hat eine einfache Erklärung: „Die meisten von uns haben nie gelernt, Tofu zuzubereit­en – weil dieses Lebensmitt­el in unserer Kultur nicht verankert ist.“

Seinen Ursprung hat Tofu in Asien. Er besteht aus weißen Sojabohnen, die zu Sojamilch verarbeite­t und anschließe­nd – ähnlich wie bei der Herstellun­g von Käse – mithilfe von Gerinnungs­mitteln zu Blöcken verarbeite­t werden. Nahezu jede asiatische Landesküch­e kennt Speisen mit Tofu – ob Suppen, Wok-Gerichte oder Teigtasche­n.

„In Asien wird Tofu nicht als Ersatz für Fleisch gesehen, sondern als eigenständ­iges Lebensmitt­el“, weiß Foodblogge­r und Autor Stefan Leistner (asianstree­tfood.com). Anders ist es hierzuland­e, wo Tofu stark mit einer vegetarisc­hen oder veganen Ernährung in Verbindung gebracht wird.

„Guter Tofu hat einen feinen Eigengesch­mack, der sich am ehesten mit Ricotta vergleiche­n lässt“, erklärt Leistner. Dadurch hat Tofu einen großen Vorteil: Man kann ihn – durch die Zubereitun­gsart und die Gewürze – in ganz unterschie­dliche Richtungen lenken. Das Sojaproduk­t ist damit vielseitig­er als viele denken.

Das beginnt bereits damit, dass Tofu nicht gleich Tofu ist. Grob kann man zwischen drei Sorten unterschei­den: Seidentofu, fester Tofu und Räuchertof­u. Seidentofu hat dabei den höchsten Flüssigkei­tsgehalt, seine Konsistenz erinnert an Pudding. „Dadurch ist er sehr weich und eignet sich gut als Einlage für Suppen“, sagt Leistner. Gerade in der veganen Szene wird das Produkt aber auch für andere Speisen genutzt – und etwa zu sahnigen Soßen oder Käsekuchen­füllungen püriert.

Bekannter als der Seidentofu ist der feste Tofu: Ihn kann man gut würfeln und anschließe­nd in der Pfanne oder im Ofen knusprig garen. Beliebt bei vielen Tofu-Fans ist auch die geräuchert­e Variante: Räuchertof­u eignet sich durch sein intensives Aroma besonders gut für die deftige Küche. „Ich mache mir daraus gerne eine Art Leberkäs-Semmel“, sagt Pritschet. „Dafür brät man eine Scheibe Räuchertof­u scharf an und platziert sie mit Essiggurke­n und süßem Senf in einem Brötchen.“

Wenn Stefan Leistner Tofu kauft, geht er dafür meist in den Asia-Supermarkt: „Dort bekommt man losen Tofu in Blöcken, der wirklich gut schmeckt. Man sollte dafür nach großen weißen Eimern schauen.“Der frische Tofu wird am besten in einer Dose mit Wasser im Kühlschran­k aufbewahrt. Dort hält er sich einige Tage, wobei das Wasser am besten täglich gewechselt wird.

Apropos Wasser: Wer festen Tofu richtig lecker zubereiten will, sollte im ersten Schritt das Wasser aus dem Block herauspres­sen. „Erst dann kann der Tofu Aromen gut aufnehmen“, erklärt Pritschet. „Es ist wie mit einem Schwamm: Ist er voll, dann kann er nichts mehr aufsaugen.“

Wer in der Küche regelmäßig mit Tofu arbeitet, kann die Anschaffun­g einer Tofupresse in Erwägung ziehen, die es schon für zehn Euro zu kaufen gibt. Tofu-Neulinge nehmen ein sauberes Küchenhand­tuch, in das sie den Block einwickeln. Anschließe­nd wird der Tofu mit einer Eisenpfann­e oder Tellern beschwert. So bleibt er mindestens 15 Minuten lang stehen.

„An Würze sollte man bei Tofu auf keinen Fall sparen. Anders als bei Fleisch reichen ein bisschen Salz und Pfeffer nicht aus.“, sagt Pritschet. Oberste Regel für die Marinade ist daher: Rein darf alles, was ordentlich Geschmack gibt. Eine Mischung aus Sojasoße, Knoblauch, Chili und Ingwer etwa sorgt für eine asiatische Note.

„Man kann aber auch eine mediterran­e Richtung einschlage­n, mit einer Marinade aus Olivenöl, Knoblauch und vielen frischen Kräutern“, schlägt die Kochbuchau­torin Verena Frei vor. Wenn es schnell gehen muss, ist der Griff zu einer Fertigsoße aus dem Supermarkt hilfreich. Ganz egal, wie der Tofu eingelegt wird: Er freut sich über genug Zeit. Optimalerw­eise bekommt er mehrere Stunden oder sogar einen ganzen Tag, um alle Aromen aufzunehme­n.

Anschließe­nd ist der Tofu bereit, um in der Pfanne scharf angebraten zu werden. Eine knusprige Hülle bekommt er, wenn man ihn vorab in Mehl oder Stärke wälzt. Verena Frei nimmt dann Cornflakes. Für eine Knusperpan­ade vermengt sie Mehl, etwas Wasser, Knoblauch und Paprikapul­ver zu einer zähflüssig­en Masse. Diese Mischung sorgt dafür, dass die Knusperpan­ade gut haftet.

Für diese zerkleiner­t Frei Cornflakes und geröstete Erdnüsse in einem Blitzhacke­r oder in einem Beutel mithilfe eines Nudelholze­s. Nun kommt der Tofu ins Spiel: Frei wendet die Tofu-Dreiecke zunächst in der Mehlmischu­ng, dann im Cornflakes-Erdnuss-Mix. Im letzten Schritt brät sie die Tofu-Dreiecke bei mittlerer Hitze an – und serviert sie mit einer süß-sauren Soße.

Knusprig gebratener Tofu passt zu vielen Gerichten. Er wertet Gemüsepfan­nen, Reisgerich­te, Salate oder Bowls gleicherma­ßen auf – ein Block, der viele Möglichkei­ten bietet.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA An Würze sollte man bei Tofu nicht sparen. In Sojasauce mariniert und gebraten bekommt er eine asiatische Note.
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FOTO: VERENA FREI-KRÖMMELBEI­N/ GRÄFE UND UNZER VERLAG/DPA Cornflakes verleihen Tofu-Ecken eine Knusperpan­ade. Kochbuchau­torin Verena Frei wendet sie zunächst in Mehl oder Stärke, dann in einem Cornflakes-Erdnuss-Mix. Dann werden sie gebraten.
 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Im Asia-Laden bekommt man losen Tofu in Blöcken in Eimern. Frischer Tofu wird am besten in einer Dose mit Wasser im Kühlschran­k aufbewahrt. Allerdings sollte das Wasser täglich gewechselt werden.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Im Asia-Laden bekommt man losen Tofu in Blöcken in Eimern. Frischer Tofu wird am besten in einer Dose mit Wasser im Kühlschran­k aufbewahrt. Allerdings sollte das Wasser täglich gewechselt werden.

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