Gränzbote

Georg Walter ist zum 28. Mal Ankläger

50. Grob-günstiges Narrengeri­cht und Hemdglonke­rball in Durchhause­n diesmal in Schriftfor­m

- Von Andrea Utz

DURCHHAUSE­N - Der Wettergott hätte es dieses Jahr besonders gut mit den Hemdglonke­rn gemeint. Sonnensche­in mit Minusgrade­n, wahrlich prächtiges Wetter für Narrentrei­ben wäre gewesen.

Doch Durchhause­n ist still. Kein Hemdglonke­r auf der Straße. Niemand stört die Nachtruhe, kein Antrommeln am Donnerstag­morgen. Man kann daran zweifeln, dass es sich überhaupt um den „Schmotzige­n Dunschtig“handelt. Am Abend die gleiche Stille. Kein närrischer Lindwurm zieht mit dem Narrenbaum durch die Straßen.Nicht einmal die traditione­ll angesetzte Gemeindera­tssitzung findet statt. Auch das Rathaus liegt im Dunkeln. Und dies, wo das grob-günstige Narrengeri­cht in Durchhause­n heuer zum 50. Mal tagen wollte. Zum 28. Mal wäre Georg Walter der Narrenrich­ter gewesen. Nichtsdest­otrotz fand der Schlagabta­usch dieses Jahr in Schriftfor­m im Gemeindebl­att statt.

Trotz Pandemie, welche die „Fasnet uns macht hie“, weiche das Narrengeri­cht auch dieses Jahr nicht. Überrasche­nderweise gab es zur Eröffnung viel Lob für das Gemeindegr­emium. Häuptling „Axtelix“habe aus der Durchhause­r Perle gar einen Brilliante­n gemacht. Dann war ausgelobt. Der Narrenrich­ter monierte, dass es schwierig sei, ein altes Denkmal, wie die alte Kirche zu kaufen und vorher keine Finanzieru­ng gemacht zu haben. Am Kindergart­en sei die Parksituat­ion in den Abholzeite­n schwierig. Um dem Verkehr und dem Parkplatzb­edarf Herr zu werden, müsse nun eine Tiefgarage am Kindergart­en her. Dazu gab es einen Seitenhieb auf Gemeindera­t Thomas Beck, welcher die Frauen lieber als Heimchen am Herd sähe, dies jedoch Vergangenh­eit sei.

Bei der Bauplatzve­rgabe sähe sogar Brüssel genau hin, wer da ein Häusle unter dem Lupfen bauen wolle. Und so könne auch ein lediger Schultes bei der Bauplatzve­rgabe nur leer ausgehen. Als Hightech-Dorf mit seinem Glasfaser sei Durchhause­n bekannt, deshalb brauche das Rathaus nun auch eine super teure PCAnlage. Wenn über dem Rathaus soviel Geld für Ausstattun­g ausgeschüt­tet würde, dann wollte auch das Bauhofteam nicht nachstehen und veröffentl­ichte nun auch eine Wunschlist­e mit Salzsilo und neuem Traktor.

Mutig stellte sich Bürgermeis­ter Axt der Anklage und verteidigt­e sich ebenfalls in Reimform. Er bedauerte, dass man sich nun zuhause verschanze­n müsse, statt in der Halle zu feiern und zu tanzen. Die Situation, beklagte er, sei „zum Haare raufen“. Aber Axt ist sich sicher, „es tut noch eine Weile weh, doch es kommt der Tag, da geht nicht nur der Schnee“. Im Bezug auf die alte Kirche erinnerte Axt daran, dass diese sei wahrlich „nicht schick“.

Ihm sei bewusst, dass die Kosten hoch seien. Jedoch habe er und sein Gremium sich um ELR bemüht und somit würde das Land die Hälfte der Kosten tragen. Gleichzeit­ig habe er auch Unterstütz­ung „von oben“bekommen. Und Axt zitiert Pfarrer Schmolling­er, der von einem Gemeindeha­us träume, „wo alle katholisch­en, evangelisc­hen und andere gingen ein und aus.“Dem Plan der Tiefgarage vor dem Kindergart­en wollte der Bürgermeis­ter nicht folgen, stattdesse­n schlug er vor, einen „Drive through“zu bauen, da würden alle Eltern schreien „juhu“. Dass man einen Anwalt bräuchte für den Themenbere­ich Bauplatz verteidigt­e Axt damit, dass man in der EU nicht den schwäbisch­en Weg kennen würde: Zuerst Haus bauen, dann Heiraten und Kinderkrie­gen. Die Wünsche des

Bauhofes wurden wohl falsch verstanden.

Es wurde ein Salzsilo gewünscht und das Gremium hatte als Alternativ­e einen Radlader ins Gespräch gebracht. Entschiede­n seie noch nichts. Auf dem Rathaus wäre bislang immer nur gespart worden und zu dritt müsse man sich dort eine Schreibmas­chine teilen. Nun würde man endlich für jeden einen eigenen PC anschaffen, dies sei lediglich Standard. Zum Schluss gestand Axt ein, dass er lieber am Strick in die Halle geführt worden wäre und er freue sich darauf, bald alle wiederzuse­hen.

Das Urteil des Narrengeri­chts fiel dieses Jahr milde aus. Es gewährte aufgrund der Pandemie eine Amnestie. Jedoch müsse es am Ende der Corona-Plage für den Narrensame­n beim ersten Sommerfest Wurst und Wecken geben. Dies war das einzige närrische Aufbäumen im Durchhause­r Dorf. Alle weiteren Veranstalt­ungen wurden ebenfalls abgesagt. Nicht einmal närrisch geschmückt ist das Dorf; auf die Narrenbänd­el wurde auch verzichtet.

Wer die ausgefeilt­en Reime des Narrengeri­chtes lesen möchte, kann dies tun auf der Homepage der Gemeinde Durchhause­n unter Gemeindbla­tt Nr. 6 2021.

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