Georg Walter ist zum 28. Mal Ankläger
50. Grob-günstiges Narrengericht und Hemdglonkerball in Durchhausen diesmal in Schriftform
DURCHHAUSEN - Der Wettergott hätte es dieses Jahr besonders gut mit den Hemdglonkern gemeint. Sonnenschein mit Minusgraden, wahrlich prächtiges Wetter für Narrentreiben wäre gewesen.
Doch Durchhausen ist still. Kein Hemdglonker auf der Straße. Niemand stört die Nachtruhe, kein Antrommeln am Donnerstagmorgen. Man kann daran zweifeln, dass es sich überhaupt um den „Schmotzigen Dunschtig“handelt. Am Abend die gleiche Stille. Kein närrischer Lindwurm zieht mit dem Narrenbaum durch die Straßen.Nicht einmal die traditionell angesetzte Gemeinderatssitzung findet statt. Auch das Rathaus liegt im Dunkeln. Und dies, wo das grob-günstige Narrengericht in Durchhausen heuer zum 50. Mal tagen wollte. Zum 28. Mal wäre Georg Walter der Narrenrichter gewesen. Nichtsdestotrotz fand der Schlagabtausch dieses Jahr in Schriftform im Gemeindeblatt statt.
Trotz Pandemie, welche die „Fasnet uns macht hie“, weiche das Narrengericht auch dieses Jahr nicht. Überraschenderweise gab es zur Eröffnung viel Lob für das Gemeindegremium. Häuptling „Axtelix“habe aus der Durchhauser Perle gar einen Brillianten gemacht. Dann war ausgelobt. Der Narrenrichter monierte, dass es schwierig sei, ein altes Denkmal, wie die alte Kirche zu kaufen und vorher keine Finanzierung gemacht zu haben. Am Kindergarten sei die Parksituation in den Abholzeiten schwierig. Um dem Verkehr und dem Parkplatzbedarf Herr zu werden, müsse nun eine Tiefgarage am Kindergarten her. Dazu gab es einen Seitenhieb auf Gemeinderat Thomas Beck, welcher die Frauen lieber als Heimchen am Herd sähe, dies jedoch Vergangenheit sei.
Bei der Bauplatzvergabe sähe sogar Brüssel genau hin, wer da ein Häusle unter dem Lupfen bauen wolle. Und so könne auch ein lediger Schultes bei der Bauplatzvergabe nur leer ausgehen. Als Hightech-Dorf mit seinem Glasfaser sei Durchhausen bekannt, deshalb brauche das Rathaus nun auch eine super teure PCAnlage. Wenn über dem Rathaus soviel Geld für Ausstattung ausgeschüttet würde, dann wollte auch das Bauhofteam nicht nachstehen und veröffentlichte nun auch eine Wunschliste mit Salzsilo und neuem Traktor.
Mutig stellte sich Bürgermeister Axt der Anklage und verteidigte sich ebenfalls in Reimform. Er bedauerte, dass man sich nun zuhause verschanzen müsse, statt in der Halle zu feiern und zu tanzen. Die Situation, beklagte er, sei „zum Haare raufen“. Aber Axt ist sich sicher, „es tut noch eine Weile weh, doch es kommt der Tag, da geht nicht nur der Schnee“. Im Bezug auf die alte Kirche erinnerte Axt daran, dass diese sei wahrlich „nicht schick“.
Ihm sei bewusst, dass die Kosten hoch seien. Jedoch habe er und sein Gremium sich um ELR bemüht und somit würde das Land die Hälfte der Kosten tragen. Gleichzeitig habe er auch Unterstützung „von oben“bekommen. Und Axt zitiert Pfarrer Schmollinger, der von einem Gemeindehaus träume, „wo alle katholischen, evangelischen und andere gingen ein und aus.“Dem Plan der Tiefgarage vor dem Kindergarten wollte der Bürgermeister nicht folgen, stattdessen schlug er vor, einen „Drive through“zu bauen, da würden alle Eltern schreien „juhu“. Dass man einen Anwalt bräuchte für den Themenbereich Bauplatz verteidigte Axt damit, dass man in der EU nicht den schwäbischen Weg kennen würde: Zuerst Haus bauen, dann Heiraten und Kinderkriegen. Die Wünsche des
Bauhofes wurden wohl falsch verstanden.
Es wurde ein Salzsilo gewünscht und das Gremium hatte als Alternative einen Radlader ins Gespräch gebracht. Entschieden seie noch nichts. Auf dem Rathaus wäre bislang immer nur gespart worden und zu dritt müsse man sich dort eine Schreibmaschine teilen. Nun würde man endlich für jeden einen eigenen PC anschaffen, dies sei lediglich Standard. Zum Schluss gestand Axt ein, dass er lieber am Strick in die Halle geführt worden wäre und er freue sich darauf, bald alle wiederzusehen.
Das Urteil des Narrengerichts fiel dieses Jahr milde aus. Es gewährte aufgrund der Pandemie eine Amnestie. Jedoch müsse es am Ende der Corona-Plage für den Narrensamen beim ersten Sommerfest Wurst und Wecken geben. Dies war das einzige närrische Aufbäumen im Durchhauser Dorf. Alle weiteren Veranstaltungen wurden ebenfalls abgesagt. Nicht einmal närrisch geschmückt ist das Dorf; auf die Narrenbändel wurde auch verzichtet.
Wer die ausgefeilten Reime des Narrengerichtes lesen möchte, kann dies tun auf der Homepage der Gemeinde Durchhausen unter Gemeindblatt Nr. 6 2021.