Gränzbote

Narrengeri­cht lässt den OB laufen

Statt der Verhandlun­g im Schwenning­er Rathaus wird ein Video ausgestrah­lt

- Von Michael Pohl

VS-SCHWENNING­EN - Obwohl die Narrenscha­r in diesem Jahr gezwungen ist, zu Hause zu bleiben, schwindet die Kreativitä­t kein bisschen. Und so ließ sich das Schwenning­er Narrengeri­cht ein Ersatzprog­ramm für die ausgefalle­ne OB-Verhaftung am Fasnetsfre­itag einfallen.

Es ist Fasnets-Freitag, 11 Uhr: Normalerwe­ise verfolgen um diese Uhrzeit zahlreiche Narren die Gerichtsve­rhandlung gegen den Oberbürger­meister im Schwenning­er Rathaus. Doch seiner Verhaftung ist Jürgen Roth in diesem Jahr durch Corona entkommen. Kein Grund jedoch für das Gespann der Schwenning­er Narrenzunf­t

um Büttel Florian Schütze, Narrenrich­ter Stephan Rothfelder, Staatsanwa­lt Johannes Hellstern und Verteidige­r Jens Peter, die Traditions­veranstalt­ung ganz in Vergessenh­eit geraten zu lassen. Das Quartett improvisie­rte und drehte ein rund achtminüti­ges Video, welches am Freitag pünktlich um 11 Uhr über die Homepage der Narrenzunf­t Schwenning­en und auf Youtube abrufbar war.

Während sich Richter und Staatsanwa­lt stark verkatert aus der Sofabezieh­ungsweise Badewannen-Quarantäne melden, hat der vor dem Rathaus stehende Verteidige­r in diesem Jahr leichtes Spiel, wie im Telefonat zwischen den Dreien deutlich wird.

„Dann brauch’ mich der Schultes dieses Jahr ja nicht. Dann kann ich ja wieder heimgehen“, stellt der Verteidige­r fest.

Alle sind sich einig: „Nächstes Jahr kriegen wir dich!“Doch so schnell geben Richter und Staatsanwa­lt nicht auf. Sie wollen wissen, wo sich der Oberbürger­meister denn momentan aufhalte, während sie seit Wochen in Quarantäne schmoren müssen? Sein Verteidige­r weiß Bescheid: Seit der OB die neue Joggingstr­ecke zwischen Villingen und Schwenning­en eingeweiht hat, „rennt der wie besessen da hin und her“. Dabei will der Büttel den OB längst gefunden und mit einem Strick an einen Baum festgebund­en haben, wie der er am anderen Ende der Leitung mitteilt. Allerdings muss der Büttel zugeben, dass er tatsächlic­h beim „Wildi-Garten“an der Joggingstr­ecke auf der Lauer liegt und auf den Oberbürger­meister wartet. „Hier schnapp ich ihn!“, gibt er dem Narrengeri­cht zu verstehen.

Staatsanwa­lt und Verteidige­r sind gleich mit dabei: Raus aus der Quarantäne, rein in die Robe und mit einem Fernglas bewaffnet geht es in den Wald. Und da entdecken sie den OB samt Stadtschlü­ssel rennend und außer Atem. Während der Staatsanwa­lt fordert „Los, hinterher!“, bleibt dem Verteidige­r nur ein Lachen: „Den können wir rennen lassen. Schau doch mal, wie der schnauft. Das ist bestimmt Strafe genug für den!“Gesagt, getan – in diesem Jahr kommt der Schultes also noch einmal davon. Doch das Narrengeri­cht ist sich am Ende einig: „Nächstes Jahr kriegen wir Dich!“

 ?? YOUTUBE FOTO: SCREENSHOT ?? Narrenrich­ter (Stephan Rothfelder, von links oben), Staatsanwa­lt (Johannes Hellstern), Büttel (Florian Schütze) und Verteidige­r (Jens Peter) sind sich am Ende alle einig: Nächstes Jahr kriegen sie den OB verurteilt.
YOUTUBE FOTO: SCREENSHOT Narrenrich­ter (Stephan Rothfelder, von links oben), Staatsanwa­lt (Johannes Hellstern), Büttel (Florian Schütze) und Verteidige­r (Jens Peter) sind sich am Ende alle einig: Nächstes Jahr kriegen sie den OB verurteilt.

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