Nach langem Schweigen erklingt der erste Ton
Die „Große“ist zurück: In der St. Theresiakirche wird die Späth-Lenter-Orgel geweiht
TROSSINGEN (al) – Der Sonntag ist für die katholische Kirchengemeinde St. Theresia zum Freudentag geworden: Beim Festgottesdienst weihte Bischof emeritus Johannes Kreidler die frisch sanierte Späth-Lenter-Orgel. Über fünf lange Jahre mussten die Trossinger Christen in den Gottesdiensten mit der „kleinen Orgel“Vorlieb nehmen. Nun haben sie die große Orgel wieder.
Nach dem Einsatz des Weihbischofs Kreidler ließ Kantor Edgar Blaas die generalsanierte Orgel zum ersten Mal im Gottesdienst erklingen. Die 40 geladenen Gäste zeigten sich begeistert ob des neuen Klangs und spendeten kräftigen Applaus. Aber nicht nur die Gottesdienstbesucher freuten sich. Auch der Orgelsachverständige Bernard Sanders ließ sich mitreißen und zollte allen Hochachtung über das gelungene Werk. Das Objekt hat er im Auftrag der Diözese mitbetreut. Es sei eine sehr langwierige Sanierung gewesen, bestätigte er.
Kirchengemeinderatsvorsitzender Siegbert Fetzer sprach in seiner Begrüßung von einem großen Tag, an dem die Orgel ihrer Bestimmung in Gottesdiensten und Konzerten übergeben wird. Die fünf Jahre seien für alle harte Jahre gewesen, besonders bei der Beschaffung der Spenden, um die Arbeit zu finanzieren. Die Gesamtkosten der Generalsanierung liegen bei 360 000 Euro.
Aus Charles Gounod Missa brevis VII ließ die Frauenschola mit Patricia
Dorndorf, Kristina Ackermann, Valerie Loga und Ursula Maier in Begleitung der kleinen Chororgel ein dominierendes Kyrie erschallen.
Mit seiner kräftigen Stimme sang Weihbischof Kreidler die Bestimmungen der Orgel nach einem Weiheritus aus Amiens. „Orgel, du gottgeweihtes Instrument, anstimmen sollst du des allmächtigen Vatergottes Lob. Erfüllen sollst du dieses Gotteshaus mit deiner Freude Klang, sollst trösten der Trauernden Trübsal, bringen sollst du unsere Bitten zum Throne der heiligen Mutter Gottes.“Bereits zu Moses Zeiten, seien die Menschen angehalten worden, mit Musik und Instrumenten Gotteslob zu verkünden, zitierte Kreidler.
In Prozessionsform ging der Bischof, mit Pfarrer Schmollinger, den Ministranten, Kantor Edgar Blaas und den Sängerinnen auf die Empore, um die Orgel zu weihen. Unter anderem sprach er die Worte: „Segne diese Orgel, damit sie zu deiner Ehre ertöne und unsere Herzen emporhebe zu dir. Wie die 2400 Pfeifen sich in einem Klang vereinen, so lass uns als Glieder deiner Kirche in gegenseitiger Liebe verbunden sein.“
In seiner Predigt sprach der Weihbischof zuerst von Freude und Dankbarkeit über die im wahrsten Sinne des Wortes durch die Sanierung „wieder auferstandene Orgel“. Er sagte: „Musik und Orgel gehören zusammen und wollen in den liturgischen Gottesdiensten alle unsere Sinne ansprechen.“Musik im Gottesdienst helfe, das Geschehen des Himmels und der Erde zu entwickeln und zu erhalten. Sie gebe eine Kraft, auch die jetzigen Schwierigkeiten mit Gott anzugehen. So habe Musik eine Kraft des Heimwehs, nicht der Vergangenheit, sondern der Zukunft.
In den Fürbitten wurde unter anderem den Orgelbauern und Handwerkern gedacht, die an der Sanierung beteiligt waren. Mit Teilen aus verschiedenen Messen ließen die vier Sängerinnen unter Leitung von Kantor Blaas ihr Singen tatsächlich zu einem Gotteslob und Kunstgenuss werden. Als dann am Ende des Gottesdienstes der Kantor nochmals alle Register der großen Orgel mit ihren 40 Manualen zog, hallte gigantisch Charles Maria Widsor: „Toccata aus der
Orgelsinfonie Nr. 5 op. 42“durch die Kirche.
Pfarrer Thomas Schmollinger sprach auch von seiner Seite aus großen Dank den vielen Menschen aus, die zur Orgelsanierung beigetragen haben, sei es finanziell oder auch mit ihrer Arbeitskraft. Es soll eine Festschrift zusammengestellt werden. Jetzt schon sei eine ganze Konzertreihe mit der Späth-Lenter-Orgel geplant, deren Einkünfte zusammen mit zukünftigen Spenden den Restbetrag der Sanierung abdecken sollen.