Beleidigungen im Online-Unterricht: Lehrerin erstattet Anzeige
Wenn Zugangs-Links in falsche Hände geraten – Weiterer Fall von Datenmissbrauch festgestellt
TUTTLINGEN (iw) - Porno-Videos im Homeschooling: Schmuddelbilder sind Mitte Januar in einer weiterführenden Schule in Tuttlingen im Online-Unterricht aufgetaucht. Ein ähnlicher Fall, aber an einer anderen Tuttlinger Schule, ereignete sich nur wenige Tage später. Wie jetzt erst bekannt wurde, hat eine Lehrerin aus Tuttlingen deswegen Anzeige wegen Beleidigung erstattet.
In beiden Fällen soll der Zugangslink, den die Schüler für den OnlineHeimunterricht erhalten haben, von Fremden verwendet worden sein, sagt Uwe Vincon, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen. „Das macht momentan wohl die Runde“, fügt er an. Offenbar tauschen die Schüler die Zugangslinks auf Onlineplattformen wie Tik Tok aus, wobei es auch Unberechtigten gelinge, Zugang in die Chat- und Kommentarfunktionen zu bekommen. Damit gelangen sie auch an die entsprechenden Links.
Ein 14-Jähriger aus Breisach am Rhein habe so Kontakt zu einer Klassengruppe geknüpft und die Lehrerin einer weiterführenden Schule in Tuttlingen beleidigt. In mehreren Sätzen soll mehrmals das F-Wort vorgekommen sein. Ob sich Schüler und Lehrerin kannten, teilt die Polizei nicht mit. Der Junge sei aber kein Schüler der betreffenden Schule oder einer anderer in der Donaustadt.
Bilder, die da nicht hingehören, sind am 12. Januar in einer weiterführenden Schule in Tuttlingen im Online-Unterricht aufgeploppt. Das Landratsamt als Schulträger teilt nun mit: „Der den Schülern zur Verfügung gestellte Zugangslink ist offensichtlich in falsche Hände geraten“, so Julia Hager, Pressesprecherin der Kreisbehörde.
Dieser Vorfall habe sich an einem Berufskolleg ereignet. Die Schulleitung erstattete Anzeige, als Unbekannte über die Software Alfaview ein Porno-Video hochgeladen hatte. Die Polizei sprach von einer „Sicherheitslücke“an der Schule, die das möglich gemacht habe.
„Die betroffene Schule hat nach eigener Aussage Maßnahmen ergriffen, um solche Vorkommnisse künftig zu unterbinden“, erklärt Hager.
So wurde gemeinsam mit Partnerdiensten die Rückverfolgung anonymer Unterrichtsteilnehmer geprüft. Lehrer seien geschult worden, um Mikrofon und Bildschirm zu verweigern, falls es zu einem Missbrauch des Zugangs komme, und ungebetene Teilnehmer von der Sitzung auszuschließen. Zudem seien die Zugangsdaten geändert worden, und alle Schülerinnen und Schüler wurden ein weiteres Mal sensibilisiert, Daten nicht weiterzugeben. Hager: „Schuldzuweisungen sind nicht angebracht, denn für alle Betroffenen war die Situation sehr unangenehm.“
Den minderjährigen Schülern wurde angeboten, bei Gesprächsbedarf auf die Schulsozialarbeiter oder Beratungslehrer zuzugehen. Die Schulleitung bedauere, „dass das hervorragende Online-Angebot für kriminelle Handlungen missbraucht wurde“.