Zwangsschließung trifft Ehepaar doppelt hart
Inhaber von Friseurgeschäft und Fitnessstudio haben seit Monaten fast keine Einnahmen
TROSSINGEN - Das Trossinger Ehepaar Detlef und Cornelia Schmidt hat die Schließungen wegen der Pandemie doppelt hart getroffen: Weil sie ihren Broterwerb als FriseurMeisterin und er als Inhaber eines Fitnessstudios bestreiten. Beide Einrichtungen an der Andreas-KochStraße 6 sind seit Monaten dicht. Die beiden haben so gut wie keine Einnahmen.
Mit „Leuten, die unter den Auswirkungen von Corona extrem leiden“, wollen einige SPD-Politiker sprechen, so der Trossinger Gemeinderat Vatche Kayfedjian. Mit SPDStadtrat Dieter Görlich-Heinichen und Christine Treublut, SPD-Landtagskandidatin im Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen, besucht er die beiden Inhaber des Friseurteams „Haarscharf“und der „Fitness Fabrik Trossingen“. Sie treffen auf zwei arg konsternierte Menschen. „Bei mir ist es fünf vor zwölf“, begrüßt Cornelia Schmidt die Sozialdemokraten. „Bei mir bereits fünf nach zwölf – es ist absolut indiskutabel“, sagt ihr Mann.
„Ich lebe seit November von 5000 Euro“, ärgert er sich, dass die angekündigten Novemberhilfen für Geschäftsleute bis heute nicht geflossen seien. Die für Dezember habe er immerhin bekommen. 105 Kündigungen von Besuchern der Fitness Fabrik habe es im Laufe des vergangenen Jahres gegeben, weil sie die insgesamt 130 Geräte nur zeitweise nutzen konnten. Dabei sei doch bei 800 Quadratmetern Gesamtfläche genügend Platz vorhanden, sagt Detlef Schmidt – die Abstandsregeln könnten bei „sonst höchstens 35 Leuten in zwei Stunden“eingehalten werden. Stattdessen hätten sich „Leute, die nicht kommen können, in ihrem Keller eingerichtet und treffen sich dort zu sechst oder acht zum Trainieren“.
„Etliche Fitnessstudios in der Region“hätten inzwischen schließen müssen, sagt der Trossinger. „Mehrere Studios gemeinsam wollen nun Klage einreichen.“Von den Politikern habe er „die Nase gestrichen voll“, sagt er dem SPD-Trio. „Sie sind weit weg von dem, was uns betrifft, und arbeiten gegen den Mittelstand.“Schmidt kann nicht verstehen, dass die Menschen „gerade in einer Zeit, wo es auf die Gesundheit ankommt, nichts für ihre Fitness tun können.“
Auch Cornelia Schmidt weist darauf hin, dass bei „Haarscharf“genügend Platz vorhanden sei und es ein Hygienekonzept mit Erhebung der Kontaktdaten gebe. „Es ist doch besser, hier die Haare schneiden zu lassen, als in einem Hinterhof oder der Garage“, sagt sie. Ihre vier Mitarbeiterinnen sind in Kurzarbeit, „und ich muss Geld vorstrecken, das ich nicht habe“. Die laufenden Kosten müssten beglichen, das Haus abgezahlt werden. „Ich bin froh, wenn ab und zu ein Trossinger kommt und mir Farbe abkauft.“Viele Friseure arbeiten derzeit schwarz, um wenigstens etwas Geld zu verdienen. „Angebote hätten wir genug“, weiß Cornelia Schmidt, dass dies in der Pandemie oft vorkomme. „Aber wem kann man es verdenken, wie soll es anders gehen?“
„Freuen Sie sich auf den 1. März?“, will Christine Treublut wissen. Dann dürfen Friseure wieder ganz offiziell ihre Profession betreiben. „Riesig“, antwortet die Trossingerin. „Die ersten beiden Wochen sind komplett voll mit Terminen.“
Doch zumindest in einem Punkt kommt die Öffnung für die Schmidts zu spät – ihr Wohnhaus hätten sie inzwischen, unter anderem wegen der fehlenden Einnahmen durch die Pandemie, verkauft. „In den nächsten acht Monaten müssen wir raus und hoffen, auf einem Grundstück, das wir besitzen, dann neu bauen zu können.“
„Sie sind weit weg von dem, was uns betrifft, und arbeiten gegen den Mittelstand.“
Fitnessstudio-Inhaber Detlef Schmidt