Warnung vor Abzug
Hat der internationale Einsatz in Afghanistan das Land vorangebracht? Die grüne Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger sieht wenig Fortschritte in dem Land: „Leider ist die Situation in Afghanistan auch nach 20 Jahren des internationalen militärischen und zivilen Engagements absolut dramatisch“, sagt die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Ravensburg der „Schwäbischen Zeitung“. Etwas positiver bewertet der CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter die Entwicklung. „Die Sicherheitslage hat sich durch die internationalen Truppen zwar wesentlich stabilisiert und die zivilen Wiederaufbauhelfer haben das Leben der Menschen verbessert“, teilt der Aalener Abgeordnete mit. Aber die Taliban könnten die Entwicklung rasch wieder zerstören. Die Zahl der Anschläge habe in jüngster Zeit sogar noch zugenommen, so Brugger.
Als problematisch beschreiben beide Politiker das Abkommen zwischen dem früheren USPräsidenten Donald Trump und den Taliban – das einen Abzug aller ausländischen Truppen bis Ende April vorsieht. Die Bedingungen dieser Vereinbarung seien noch nicht erfüllt, sagt Kiesewetter und warnt vor einem „verfrühten Abzug aus nationalen Motiven“: „Viele Opfer, die besonders deutsche Soldaten mit viel Blut und Leben bezahlt haben, wären dann vergeblich gewesen!“Brugger fordert allerdings auch, Ziele und Perspektiven bei einer Verlängerung des Einsatzes klarer zu definieren und zu prüfen, ob sie realistisch überhaupt erreicht werden können. „Es wäre falsch, einmal mehr gefährliche Einsätze ohne große Aussicht auf Erfolg mit leeren Durchhalteparolen weiter zu verlängern oder zu glauben, dass sich die Taliban militärisch besiegen lassen.“(clak)