Stadt sucht händeringend nach Technikern
Generelles Problem: Mehr freie Stellen als Bewerber – und die Wirtschaft zahlt besser
TUTTLINGEN (iw) - Zwei Stellen im Hochbauamt der Stadtverwaltung sind vakant, ebenso sucht die Stadt zwei Mitarbeiter für den Tiefbau und einen Mobilitätsmanager. Auch Citymanager sowie Integrationsbeauftragter sind ausgeschrieben (s.h. Kasten). Laut Gemeinderatsbeschluss soll in den kommenden Jahren die Zahl der Verwaltungsstellen ab- statt aufgebaut werden. Doch diese Positionen gehören zu denen, die wiederbesetzt werden sollen. Die Stadt tut sich schwer damit.
Wieso sind gerade im technischen Bereich so viele Stellen frei? Gesucht werden ein Bau- sowie ein Verkehrsingenieur, ein Techniker und ein Sachbearbeiter Architektur für die Mitarbeit an einem Großprojekt. Stadtsprecher Arno Specht verweist auf die Tatsache, dass dies seit Jahren „Mangelberufe“seien. Mehr offene Stellen kommen auf mögliche Bewerber. Dass in Tuttlingen gerade fünf wichtige Positionen in diesem Segment auf einmal zu besetzen sind, liege auch daran, dass zwei langjährige Mitarbeiter des Hochbauamts in Pension gehen würden.
Zudem will die Stadt einen Mobilitätsmanager einstellen. Specht: „Dieses Berufsbild ist noch relativ neu und hat dadurch noch wenige
Studienabsolventen, sodass der Markt ohnehin dünn gesät ist.“Für die Stellen im technischen Sektor habe es Bewerbungsgespräche gegeben, auch bereits Vorstellungen von Kandidaten im nichtöffentlichen Teil des Gemeinderats. Bislang noch ohne Vertragsabschluss.
„Das ist kein Tuttlingen-spezifisches Problem. Bei allen Kommunen herrscht da ein Mangel“, verweist der Stadtsprecher auf die technischen Berufe. Schlechte Karten habe die öffentliche Hand deshalb, weil sie sich in Konkurrenz zur Wirtschaft befinde. Und da werde – selbst in Corona-Zeiten – einem Ingenieur oft 1000 Euro mehr im Monat bezahlt. Specht: „Es ist schwer, dagegen anzutreten.“Die Verwaltungen seien an den Tarifvertrag gebunden, das seien klare Vorgaben mit wenig Spielraum. Tuttlingen zahle zwar Zuschläge, um die Differenz zur Wirtschaft wenigstens ein bisschen auszugleichen. Doch auch das interne Gehaltsgefüge spiele bei der Bemessung eine Rolle. Es könne nicht sein, dass ein Sachbearbeiter in der Baubehörde das gleiche Lohnniveau wie ein Fachbereichsleiter einer anderen Abteilung erhalte.
In Einzelfällen hat die Stadt Head Hunters eingesetzt, um auf offene
Stellen einen passenden Bewerber zu finden. Das sei nicht ganz billig, erläutert Specht, und koste teilweise bis zu einem halben Jahresgehalt der gesuchten Stelle. Unterm Strich habe sich die Kosten-Nutzen-Rechnung eher nicht gelohnt.
Seit Kurzem setzt die Stadt Tuttlingen deshalb auf ein neues Erscheinungsbild, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Stellenanzeigen wurden nicht nur moderner in der Aufmachung, sondern auch flotter im Inhalt gestaltet. Sie sollen auch dafür sorgen, sich von der Konkurrenz abzuheben. Blau sticht das „Im Quadrat“hervor, von der Stellenanzeige geht es mit digitalen Geräten gleich zur Homepage der Stadt. Kleine Einspielfilme wurden dafür produziert. „Zudem haben wir noch einiges in petto“, so der Stadtsprecher und verweist auf das Jobticket (Wer sich ein Monats- und Jahresticket von Tuticket kauft, bekommt für die Strecke zum Arbeitsplatz bis zu 50 Prozent vergütet) und das Jobrad-Modell. Wer ein Rad oder E-Bike kauft, erhält ein Drittel der Kosten bis zu 500 Euro erstattet. Zudem gibt es Fitnessprogramme mit deutlich vergünstigten Teilnahmemöglichkeiten. Ob es hilft? Man wird sehen. Die Verwaltung sucht erst mal weiter.