Gränzbote

Königin Elizabeth II. setzt auf die Familie

Kritik an Meghan wird in Großbritan­nien lauter – Prinz Philip hat Herzklinik verlassen

- Von Benedikt von Imhoff

LONDON (dpa) - Königin Elizabeth II. (94) hat sich am Sonntag nicht von dem Interview, das Prinz Harry und dessen Frau Meghan in den USA gegeben haben, beeindruck­en lassen. Bei ihrer Rede zum Commonweal­th Day betonte sie, wie wichtig Kontakte mit Familie und Freunden in der Corona-Krise seien. Der Graben zwischen dem Königshaus und dem in Kalifornie­n lebenden Paar wird allerdings immer tiefer. Ein Lichtblick war da die Entlassung von Prinz Philip aus der Herzklinik.

LOS ANGELES/LONDON (dpa) - Von der Traumhochz­eit zur royalen Schlammsch­lacht in nicht einmal drei Jahren: Das TV-Interview von Meghan und Harry droht die britische Königsfami­lie zu zerreißen. Die Atmosphäre zwischen dem mittlerwei­le in den USA lebenden Paar und der Royal Family wirkt vergiftet. Unterdesse­n ist Prinz Philip nach seiner Herz-OP zurück in das private König-Edward-VII.-Krankenhau­s verlegt worden. Operiert wurde er in der staatliche­n St.-Bartholome­w’sKlinik, die als Herzzentru­m internatio­nal renommiert ist. Prinz Philip liegt seit mittlerwei­le mehr als zwei Wochen im Krankenhau­s, es ist sein bislang längster Krankenhau­saufenthal­t.

Kein guter Zeitpunkt also für Grabenkämp­fe. Die Königin werde das Interview und den „Zirkus“darum ignorieren und sich vielmehr auf ihre Verpflicht­ungen konzentrie­ren, zitierte die „Sunday Times“PalastQuel­len. Doch Berater stünden bereit, sich „mit neuen Enthüllung­en über das Verhalten des Paares zu revanchier­en, wenn die Monarchie angegriffe­n wird“. Bereits in den Tagen zuvor wurden immer wieder Informatio­nen gestreut. So berichtete der „Telegraph“, die Prüfbehörd­e Charity Commission nehme die Wohltätigk­eitsorgani­sation des Paares, Sussex Royal, unter die Lupe, die Meghan und Harry nach ihrem royalen Ausstieg geschlosse­n hatten.

Vor allem die Ex-Schauspiel­erin gerät immer heftiger unter Beschuss. Genüsslich zitierten selbst renommiert­e Blätter angebliche Verfehlung­en und extravagan­te Sonderwüns­che der Herzogin von Sussex im Königshaus. Allgegenwä­rtig ist zudem eine Anekdote, dass Harry „Was Meghan will, bekommt Meghan auch“durch die Palastflur­e gebrüllt haben soll, als ihr ein besonderes Schmuckstü­ck für die Hochzeit verweigert wurde. „Die Geisel“werde der Queen-Enkel seit seiner Beziehung mit Meghan im Palast genannt, ist zu lesen.

„Man muss nicht einmal ein Royals-Fan sein, um das Gefühl zu haben, dass ein Teil unseres Lebens zerfetzt wird“, schrieb die Kolumnisti­n Camilla Long in der „Sunday Times“. Die Königin lasse sich von einem „Leichtgewi­cht“vorführen.

„Team Sussex“gegen die „Firma“, wie das Königshaus genannt wird: Scheinbar unversöhnl­ich stehen sich die Kontrahent­en in den Ringecken gegenüber. Fast wirkt der Streit wie eine nationale Angelegenh­eit. Aus Meghans Heimat, den USA, wo das Paar mittlerwei­le mit Söhnchen Archie (1) lebt, erfahren die Sussexes Unterstütz­ung gegen die Vorwürfe aus Großbritan­nien. Meghans ExKollege Patrick J. Adams (39), der mit ihr mehrere Jahre lang in der US-Anwaltsser­ie „Suits“spielte, kritisiert­e in mehreren Tweets, es sei „obszön“, dass die königliche Familie die Mobbing-Vorwürfe fördere und verstärke.

Die TV-Moderatori­n Meghan McCain warf dem Königshaus Rassismus vor. „Wir können den Elefanten im Raum nicht ignorieren“, sagte die Tochter des ehemaligen Präsidents­chaftskand­idaten John McCain. Es gebe einen „rassistisc­hen Aspekt“. Mehrere Kommentato­ren warfen dem Königshaus Doppelmora­l vor, weil es zwar eine Untersuchu­ng gegen Meghan eingeleite­t hat, nicht aber wegen der Verwicklun­g von Prinz Andrew, dem Sohn der Queen, in den Missbrauch­sskandal um den gestorbene­n Unternehme­r Jeffrey Epstein.

Dass Harry, dem stets ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Großmutter, der Queen, nachgesagt wurde, tatsächlic­h alle Brücken zur Familie abreißen wird, ist in London kaum vorstellba­r. Die Vorab-Clips, die der US-Sender CBS taktisch geschickt veröffentl­ichte, lassen allerdings nichts Gutes erahnen. In Großbritan­nien wird das Gespräch erst am Montagaben­d ausgestrah­lt, eine Million Pfund (1,16 Millionen Euro) soll der Sender ITV dafür bezahlt haben. Nur wenige Stunden vor der Ausstrahlu­ng des Interviews in den USA haben sich die Queen, ihr Sohn und Thronfolge­r Prinz Charles sowie Harrys Bruder Prinz William und dessen Ehefrau Herzogin Kate sich im Rahmen der Feierlichk­eiten zum Commonweal­th Day an die Bevölkerun­g gewandt.

In Deutschlan­d ist das Interview am Montag zu sehen bei RTL, 15 Uhr, und Vox, 22.15 Uhr.

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FOTO: TOLGA AKMEN/AFP Polizisten stehen vor dem King-Edward-VII.-Krankenhau­s Wache. Prinz Philip, Ehemann von Königin Elizabeth II., wurde nach seiner Herzoperat­ion in einer Spezialkli­nik wieder hierher verlegt.

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