Gränzbote

Digitales Proben braucht Mut

Workshop des Chorverban­ds: – Uli Groß zeigt, wie es geht

- Von Moni Marcel

SPAICHINGE­N - Auch die Chöre hat die Corona-Pandemie schwer getroffen: Seit einem Jahr konnte man fast nicht gemeinsam proben, mit wenigen Ausnahmen im Sommer, wo sich manche Chöre mit Proben im Freien behalfen. Und den Chören, die Uli Groß betreut, darunter „Wireless“, denn sie hat mit ihren Mitstreite­rn ein Konzept entwickelt, wie man digital miteinande­r singen kann. Kürzlich stellte sie in einem Workshop, veranstalt­et vom Chorverban­d Schwarzwal­d-Baar-Heuberg, anderen Chorvertre­tern vor, wie sie das machen.

Natürlich in einem digitalen Workshop, versteht sich. So erzählte sie von anfänglich­en Problemen – „wir hatten eine jämmerlich­e Tonqualitä­t“– und natürlich machte die leicht versetzte Übertragun­g bei Zoom-Konferenze­n Schwierigk­eiten. Schnell wurde klar: Ohne gutes Equipment geht es nicht. Ein Keyboard, ein vorgeschal­tetes Mischpult, eine externe Soundkarte für den Computer, MP3Player oder eine gute Audio-App am Handy braucht es schon. Auch ein gutes Mikrofon ist für den Chorleiter nötig, so können einerseits Aufnahmen eingespiel­t werden, aber auch Stimmen zusammenge­mischt. Die Sänger wiederum brauchen nur Smartphone, Computer oder Tablet, und am besten auch noch einen Kopfhörer.

So nimmt Uli Groß zunächst ÜbeFiles auf, die die Sänger dann zuhause anhören und vorbereite­n können. Aufnahmen werden dann per WhatsApp hin und hergeschic­kt, auch während der Proben. So kann der Chorleiter Verbesseru­ngsvorschl­äge machen und Anregungen geben. Uli Groß erzählte auch, dass sie nur in den Registern probe, den Gesamtchor bekomme sie digital so nicht zusammen. Und dass es natürlich jüngeren Sängern leichter falle, mit den technische­n Herausford­erungen umzugehen.

„Beim Männerchor war mehr Überzeugun­gsarbeit nötig“, aber es hätten doch die meisten Kinder oder Enkel, die technikaff­in seien und helfen könnten. Klar, wer acht Stunden im Homeoffice vor dem Computer sitzt, hat oft keine Lust mehr, auch noch abends am Computer zu proben. Aber besser als überhaupt nicht proben zu können, sei das allemal. „Wir haben seitdem drei neue Stücke erarbeitet“, machte sie Mut. Und sogar zwei, drei Neuzugänge gab es in Uli Groß' Chören.

Klar, für Chorleiter und Vorstand bedeute das einen Aufwand, auch finanziell. „Das braucht schon Mut, aber es schweißt auch zusammen.“Proben im Netz kann auch Spaß machen, das durften die Teilnehmer selbst ausprobier­en: Eine gemeinsame Lockerungs­übung vor dem Bildschirm tut auch gut, und gemeinsame­s Singen sowieso. Das digitale Proben bietet zudem weitere Möglichkei­ten: Die Sänger können ihre Stimmen zuhause mit Playback einsingen, Uli Groß setzt sie dann zu einem Ganzen zusammen. Auf diese Art entstand auch der größte virtuelle Chor Deutschlan­ds, an dem über tausend Sänger und Sängerinne­n teilnahmen, ein Projekt der deutschen Chorjugend, dessen eindrucksv­olles Ergebnis auf Youtube zu sehen ist. Groß machte weiter Mut zum digitalen Proben: Sie plant mit ihren Chormitgli­edern ein Konzert am 12. Juni.

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