Ostern: Kirchen feiern zweigleisig
Zwar setzen die katholische und evangelische Gemeinde auf Präsenzgottesdienste, aber es gibt auch digitale Angebote
TUTTLINGEN - Die sogenannte Osterruhe ist wieder vom Tisch und auch die Bitte des Bundes an die Kirchen, Ostergottesdienste nur digital abzuhalten wurde zurückgenommen. Im Landkreis Tuttlingen stellt man sich daher darauf ein, an dem höchsten christlichen Feiertag Präsenzgottesdienste abzuhalten, aber auch digitale Angebote zu schaffen.
„Sehr erstaunt“habe der Vorschlag, das wichtigste Fest der Christenheit nur digital zu feiern, heißt es in einem Statement der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Anfang der Woche. Nun, nachdem diese Bitte vom Tisch ist, gelte es „angesichts der schwieriger werdenden Pandemiesituation weiterhin, verantwortlich im Rahmen der bestehenden Regelungen abzuschätzen, ob Gottesdienste präsentisch oder in digitalen Formaten gefeiert werden können“, so die Landeskirche in einer weiteren Verlautbarung.
Präziser wird Dekan Sebastian Berghaus vom evangelischen Kirchenbezirk Tuttlingen. „Wir planen Präsenzgottesdienste, aber es wird auch ein digitales Angebot geben“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Er weiß allerdings auch: „Im Zweifelsfall müssen wir kurzfristig reagieren.“So dürften bei einer Inzidenz ab 300 keine Präsenzgottesdienste mehr abgehalten werden – „trotz unseres bewährten Hygienekonzepts“– und bei einem Wert ab 200 müsse sich die Frage gestellt werden, ob man nicht lieber auf digitale Angebote umschwenke. Das sei die Vorgabe der Landeskirche.
Berghaus weiß auch, dass viele der treuen Kirchgänger „oft hochbetagt sind und zur Risikogruppe gehören“und sich daher nicht in die Kirche trauen. Diese erreiche man aber auch nur schwer über digitale Kanäle. Daher gibt es auch „ein gedrucktes Angebot in Form eines Gemeindebriefes“. Weil man aber in der Summe nicht zu allen Gemeindemitgliedern immer einen persönlichen Kontakt halten könne, setzt Berghaus auf die Gemeinschaft. Er hofft, dass Gemeindemitglieder den Brief auch dort verteilen, wo sie wissen, dass man sich darüber freut. Für den Ostersonntag habe die Kirche viele Blumen bestellt, die ebenfalls nicht alleine an alle Gläubigen verteilt werden können. Berghaus setzt darauf, dass diese ebenfalls freiwillig abgeholt und an andere, weniger mobile Gemeindemitglieder verteilt werden. „Wir freuen uns auch immer über Hinweise, wo gerade ein Besuch gebraucht wird.“
„Überrascht“war man auch bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart über das Ansinnen der Politik. Nicht zuletzt deswegen, weil sich die „bewährten und eingeübten Regelungen der Diözese an den regionalen Inzidenzen orientieren“, wie es Anfang der Woche hieß. Dementsprechend hat die Diözese nun entschieden, den Pandemiestufenplan „an die veränderte pandemische Lage anzupassen“, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Ab dem 29. März sind dann keine Präsenzgottesdienste mehr möglich, wenn an drei aufeinander folgenden Tagen die 7-Tages-Inzidenz bei über 200 pro 100 000 Einwohnern
liegt. Aktuell liegt diese Grenze noch bei 300.
In der Katholischen Seelsorgeeinheit Tuttlingen ist geplant, die traditionellen Ostergottesdienste an Gründonnerstag, Karfreitag, der Osternacht und Ostersonntag in Präsenz abzuhalten. In allen Gottesdiensten werden am Palmsonntag die Palmzweige und Palmkreuze geweiht. Allerdings entfällt zum Beispiel der Familiengottesdienst für Kommunionkinder, da es dann zu viele Teilnehmer gewesen wären, wie Dekan Matthias Koschar auf Nachfrage mitteilt. Auch der Kinderkreuzweg am Karfreitag in Maria Königin sowie die Kinderosterfeier am Karsamstag in St. Gallus finden nicht statt. Stand jetzt geht er nicht davon aus, dass sich der Inzidenzwert im Landkreis Tuttlingen auf über 200 erhöht, sodass dann nur noch digitale Angebote möglich wären. „Aber wir müssen natürlich auf Sicht fahren, wie es unser Ministerpräsident immer ausdrückt“, sagt Koschar.
Digitale Angebote werde es aber so oder so geben. Zwar sei es schwierig, die Gottesdienste live zu streamen, „weil wir dafür weder die Technik noch das Team haben“, aber es werde Impulse auf dem Youtube-Kanal geben, eventuell auch aufgezeichnete Gottesdienste, allerdings dann mit zeitlicher Verzögerung. Zudem bestehe die Möglichkeit, die Ostergottesdienste aus dem Dom in Rottenburg zu verfolgen, die im Internet übertragen würden.
Grundsätzlich ist Koschar froh, dass es nun doch die Möglichkeit gibt, am höchsten christlichen Feiertag direkten Kontakt zu den Gläubigen zu haben. „Das Unmittelbare gehört einfach dazu.“Ebenfalls dazu gehöre natürlich aber auch die Hygieneund Abstandsregeln einzuhalten, eine Maske zu tragen und sich vorher über die Pfarrämter anzumelden. Doch was das angehe, habe man in den vergangene Wochen schon viel Erfahrung sammeln können.
Eine Übersicht aller Gottesdienste und alternativen Angebote der evangelischen Kirche Tuttlingen gibt es unter
●» www.corona.ev-kirche-tuttlingen.deViele live übertragene Gottesdienste und weitere digitale Impulse der katholischen Kirche gibt es auf der Homepage der Diözese Rottenburg-Stuttgart unter
●» www.drs.de