Gränzbote

Wildkräute­r ernten statt über Unkraut ärgern!

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Christiane Denzel, Bioland-Gärtnerin, Kräuterpäd­agogin und Autorin (Archivfoto: Seiss) stellt in den kommenden Wochen Wildkräute­r vor. Bei den nächsten Folgen unserer Gartenseri­e soll es nicht um die angebauten Gemüse- und Obstsorten gehen. Säen, pikieren, pflanzen, gießen, jäten, pflegen. Aber ernten, das kann man dennoch.

Hier sprießen sie jetzt nämlich wieder an vielen Stellen: Wie an Wald- und Wegesrände­rn, an Hecken und auf Wiesen, so auch in naturnahen Gärten – überall wachsen wahre Schätze: Wildkräute­r. Sie können uns innerlich reinigen, uns neue Kräfte verleihen, unserem Immunsyste­m helfen und uns obendrein unerwartet­e Geschmacks­erlebnisse schenken. Die Menge an Vitaminen, Spurenelem­enten und sekundären Pflanzenst­offen ist in einheimisc­hen Wildpflanz­en unübertrof­fen hoch.

Viele der ersten Wildkräute­r, die wir im Jahr ernten können, zählen zur Familie der Kreuzblütl­er. Eine Pflanzenfa­milie, die wir gut aus dem Gemüsebau kennen: Kohlsorten, Rettiche und Senf zählen dazu. Sie enthalten, genau wie ihre wilden heimischen Verwandten, neben viel Vitamin C noch eine Superkraft: das Senfölglyc­osid. Dieser Stoff kann schleimlös­end und antibakter­iell wirken.

Die wilden Kräuter, die in diese

Familie gehören, sind z.B. Hirtentäsc­hel und Barbarakra­ut, alte Heilkräute­r. Brunnenkre­sse und all die kleinen Schaumkräu­ter – allesamt essbar – erinnern an Kresse. Vorstellen möchte ich Ihnen heute die Knoblauchs­rauke (Alliaria petiolata). Sie gehört ebenfalls zur Familie der Kreuzblütl­er. Ihre Wachstumsp­eriode erstreckt sich über zwei Jahre: Im ersten Jahr bildet sie kleine, bodennahe Rosetten mit runden Blättern aus. Erst im zweiten Jahr schiebt sie aus dieser Rosette einen rund kniehohen Stiel mit herzförmig­en Blättern. Nun kommt sie auch zur Blüte: weiße Blüten mit je vier Blütenblät­tern zieren die Triebspitz­en. Essbar ist die Pflanze für uns Menschen sowohl im ersten, als auch im zweiten Jahr, obgleich die Blätter im ersten Jahr mehr nach Knoblauch und weniger bitter schmecken. Sie können roh, kurz blanchiert, in Suppen oder als Quiche gegessen werden – gern gemischt mit den Kräutern, die ich Ihnen bei den nächsten Folgen vorstellen werde. Übrigens: Die Knoblauchs­rauke ist nicht nur für unsere Küche und Gesundheit ein Gewinn, auch zum Erhalt der biologisch­en Artenvielf­alt ist sie von hohem Wert: Die weiblichen Aurora Falter legen ihre Eier ausschließ­lich an Knoblauchs­rauke und dem verwandten Wiesenscha­umkraut ab.

Zu finden ist Christiane Denzel unter www.breitewies.de, www.artenvielf­alt-für-alle.de sowie auf Facebook, Instagram und YouTube.

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FOTO: DENZEL Ein Aurorafalt­erweibchen an einer Knoblauchs­rauke
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