Trossinger sollen Stadt gemeinsam sauber bekommen
Agenda-Gruppe startet mit Müllsammelaktion in Coronazeiten erstes Projekt – Zigarettenkippen sind ein Hauptproblem
TROSSINGEN - Die Lokale AgendaGruppe Trossingen hat sich im Herbst 2019 gegründet – doch die Pandemie hat Aktivitäten erschwert. Nun startet die Gruppe mit bisher knapp zehn Mitgliedern ihr erstes Projekt: Eine Müllsammelaktion in Coronazeiten. Bei der sollen möglichst viele Trossinger mitmachen. Am Donnerstagabend stellte die Gruppe ihre Pläne im Rathaus vor.
„Jeder kann mitmachen, denn jeder einzelne kann was tun.“Sarah Morath von der Agenda-Gruppe erläuterte Sinn und Zweck der coronakonformen Aktion: „Beim nächsten Spaziergang oder Jogging kann, wer will, Müllsack und Handschuhe mitnehmen“. Und am Wegesrand entdeckten Abfall aufsammeln. Die gefüllten Müllsäcke könnten an öffentlichen Mülleimern abgelegt werden. Das Bürgerbüro gebe bei Bedarf Müllsäcke aus und verleihe Zangen. Die Sammler sollen Selfies mitsamt Müllsack schießen und mit Name, Adresse und Sammelort versehen an agenda-trossingen@posteo.de schicken. Den Teilnehmern winken als Gewinne Geschenkgutscheine und Eis, zudem werde ein „großes gemeinsames Müllfoto“in den Medien veröffentlicht. Einsendeschluss ist der 12. April.
„Wir hoffen, dass wir viele Trossinger erreichen, die bereit sind, die Stadt schön und sauber zu bekommen – und eventuell bei der Agenda mitmachen“, sagte Melanie Tobjinski von der Gruppe. Deren Ziel sei es, Arbeitskreise zu entwickeln – wie es sie für Artenvielfalt und Zigarettenkippen bereits gibt. Weitere Themen sollen etwa Lebensmittel, Mobilität und Soziales werden. Bürgermeisterin Susanne Irion begrüßte die Initiative: „Sauberkeit ist ein Reizthema in Trossingen – dazu erhält die Stadtverwaltung viele Anrufe.“Die Aktion sei „unterstützenswert, weil sich hier Menschen einsetzen und nicht nur kritisieren“. Auch die Stadt sei dran am Thema Umweltschutz: So werde überlegt, eine Flyeraktion zur naturnahen Gartengestaltung für Bauherren zu starten.
Dass die Aktion notwendig ist, demonstrierte die Agenda mit einigen prall gefüllten Mülltüten, die sie am Donnerstag in Trossingen gefüllt hatte: Unter anderem am RudolfMaschke-Platz, im Stadtpark und am Spielplatz am Mühlenweg waren Mitglieder unterwegs – und stießen auf Unmengen an Zigarettenkippen, Kronkorken oder Kassenbons. Supermarkt-Parkplätze zählten zu den Orten, an denen sich viel Kleinmüll findet.
Zigarettenkippen gehört ein Hauptaugenmerk der Gruppe: „Weggeworfene Kippen in der Stadt haben in den letzten Jahren zugenommen“, sagte Grünen-Stadtrat Wolfgang Steuer. „In bald jeder Ritze findet sich eine.“Der Arbeitskreis der Agenda wolle das Thema bekannter machen und Lösungsvorschläge erarbeiten. „Das Stadtjugendreferat macht mit“, freute sich Steuer. So habe dieses einen „tragbaren Aschenbecher“hergestellt, den Raucher in der Tasche dabei haben können. Aufkleber wurden entwickelt mit dem Hinweis, Kippen nicht achtlos wegzuwerfen, sondern im Restmüll zu entsorgen, die an Bänken oder Fußgängerampeln angebracht werden. „Wir haben nichts gegen Rauchen, obwohl es nicht gesund ist“, betonte
Steuer. „Aber Kippen in der Umwelt sind eine erhebliche Gefahr für Grund- und Trinkwasser und die Böden.“Filter verrotteten langsam, und neben Nikotin enthielten Zigaretten viele weitere giftige Stoffe. „Kippen in der Umwelt sind Gift – irgendwann kommt das zurück in die Nahrungskette oder ins Trinkwasser.“
Auf Spielplätzen weggeworfene
Zigarettenkippen seien eine Gefahr für Kinder, die diese verschlucken könnten, warnte Steuer. Die Agenda habe der Stadtverwaltung deshalb vorgeschlagen, an Trossinger Spielplätzen „Rauchen verboten“-Schilder aufzustellen. Auch das Problem weggeworfener Flaschen habe in Corona-Zeiten, in denen sich Leute verstärkt draußen treffen, zugenommen. Melanie Tobjinski kann sich zudem „vorstellen, Patenschaften mit Trossinger Schulen zu pflegen“, damit Schüler das Areal um die Schulen, das sie teilweise verschmutzten, selbst reinigen.
Hauptamtsleiter Ralf Sulzmann sagte, dass das Ordnungsamt Problemzonen wie den Maschke-Platz, wo abends Leute zusammenkommen und Abfall liegenbleibt, kontrolliere. „Aber wir können nicht überall gleichzeitig sein.“Auch könne es „nicht nur Aufgabe des Ordnungsamts und des Bauhofs sein, für eine saubere Stadt zu sorgen“. Für das Wegwerfen von Abfall drohe ein Bußgeld von 50 Euro. „Das Problem ist, dass wir die Täter auf frischer Tat ertappen müssen.“
Bei einer Auftaktveranstaltung am 6. Mai um 18 Uhr will sich die Agenda-Gruppe vorstellen; der Ort ist noch unklar. Trossinger Vereine wie etwa der Albverein sollen angesprochen werden zwecks möglicher Teilhabe; gemeinsam sollen dann Projekte entwickelt werden.