Stadt plant Hilfe für Handel und Gastronomie
Gemeinderat hat insgesamt 30 000 Euro bewilligt – Aufbau von Lieferdienst und Online-Plattform sind angedacht
TUTTLINGEN - Mit einem Sonderbudget von 30 000 Euro wird die Stadt Tuttlingen Maßnahmen finanzieren, die dem lokalen Einzelhandel und der Gastronomie wieder auf die Beine helfen sollen (wir berichteten). Der Gemeinderat stimmte einstimmig zu. Vor allem das Vorhaben, einen Lieferservice zu organisieren, wurde heftig diskutiert.
„Es wäre wichtig, den Lieferservice jetzt zu haben. Und nicht erst, wenn der Lockdown vorbei ist“, sagte Oberbürgermeister Michael Beck und legte damit den Finger in die Wunde. Wirtschaftsförderer Simon Gröger hatte zuvor erklärt, man werde das Vorhaben mit oberster Priorität umsetzen. Wann der Lieferservice aber starten soll, blieb unklar. Gröger erklärte, dass man mit den Händlern in Kontakt stehe. Auch mit Taxi-Unternehmen, die den Transport der Ware zu den Kunden übernehmen könnten, habe man sich abgestimmt. Bisher hätten aber nicht allzuviele Händler Interesse gezeigt. „Wir müssen ein Konstrukt entwickeln, das nachhaltig funktioniert und bei dem möglichst viele mitmachen. Einen Zeitpunkt, wann das funktioniert, kann ich nicht sagen. Aber wenn das jetzt beschlossen ist, dann können wir loslegen.“
Die Idee ist, dass Kunden bei Händlern bestellen. Die Verteilung soll über Taxiunternehmen stattfinden. „Wir bieten eine Tour an, abends zwischen 18 und 20 Uhr wird geliefert“, erklärte der Wirtschaftsförderer. Hans-Martin Schwarz (LBU) war dabei wichtig hinzuweisen, wer welche Rollen hat. Die 10 000 Euro – mit dieser Summe beteiligt sich die Stadt am Aufbau des Lieferservice – sei eher eine Anschubfinanzierung. „Handel und ProTUT müssen sehen, dass es läuft. Wenn es nicht funktioniert, bauen wir auf einer Illusion auf.“Noch deutlicher wurde Fraktionskollege Uwe Schwartzkopf: „Wenn Händler ein Jahr lang geschlafen haben, dann sind sie auch selbst schuld. Man kann nicht alles von der Stadt und ProTUT verlangen.“
Das Konzept beruht auch auf einer Digitalisierung des lokalen Einzelhandels, die die Stadt ebenfalls mit 10 000 Euro unterstützt. Dazu soll die bereits bestehende Plattform „TUT erleben“wieder genutzt werden. Diese war vom vorherigen CityManagement aufgebaut worden, dann aber nicht durchgehend genutzt worden. Dort, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung, könnten die
Produkte, Serviceangebote und Aktionen der Händler gebündelt dargestellt sowie auf bestehende OnlineShops hingewiesen werden.
„Wir müssen die 10 000 Euro so einsetzen, dass es funktioniert und mit Leben gefüllt wird“, sagte Gröger. Auch Schwartzkopf ist überzeugt, dass man mit einer funktionierenden Plattform weniger Probleme habe. Aber auch in diesem Fall gibt die Stadt die Starthilfe. Mit dem Beitrag soll der Internetauftritt neugestaltet und überarbeitet werden. Der Erfolg habe dann zwei Bausteine, merkte Gröger an. Die Werbung für die Plattform und die Übernahme der Kosten durch die Nutzer. „Die Plattform ist essentiell für die Stadt“, sagte Schwartzkopf. Er verwies darauf, dass das Attribut von Tuttlingen eine Fair-Trade-Stadt zu sein, dort auch angezeigt werden sollte. „Das ist Werbung und kostet nichts.“
Weitere 10 000 Euro werden in eine von ProTUT mit der Stadt entwickelten Werbe- und Aktionskampagne investiert. Ulrike Martin (LBU) regte an, dass man versuchen solle, an verkaufsoffenen langen Samstagen – wie am 24. April – den ÖPNV kostenlos fahren zu lassen. OB Beck wies daraufhin, dass bei diesem Vorhaben auch immer Verhandlungen mit TUTicket nötig seien.