Gränzbote

Zahl der Verkehrsto­ten sinkt

Die Zahl der Verkehrsto­ten sinkt seit Jahrzehnte­n – Rückgang bei Fahrrad- und Motorradfa­hrern am geringsten

- Von Isabell Scheuplein

WIESBADEN (dpa) - Seit Jahrzehnte­n sinkt die Zahl der Verkehrsto­ten in Deutschlan­d. Am wenigsten profitiere­n von dem positiven Trend bisher aber die Fahrer von Motorräder­n, Fahrrädern und Pedelecs. Dies geht aus einer am Mittwoch in Wiesbaden veröffentl­ichten Auswertung des Statistisc­hen Bundesamts hervor. Von 1991 bis 2020 sank demnach die Zahl der Verkehrsto­ten insgesamt um 76 Prozent.

IESBADEN (dpa) - Zweiradfah­rer haben in den vergangene­n drei Jahrzehnte­n am wenigsten vom Rückgang tödlicher Verkehrsun­fälle profitiert. Von 1991 bis 2020 sank die Zahl der Verkehrsto­ten insgesamt um 76 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Bei Autoinsass­en betrug der Rückgang 83 Prozent, bei Fußgängeri­nnen und Fußgängern 80 Prozent. Bei den Fahrern von Motorund Fahrrädern war das Minus mit 55 und 54 Prozent deutlich geringer.

Das von der Bundesregi­erung selbst gesteckte Ziel eines Rückgangs der Gesamtzahl in der Dekade bis 2020 um 40 Prozent sei klar verfehlt worden, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallfors­chung der Versichere­r. Mit Ausnahme der Corona-Zeit habe es seit 2010 statt einer Abwärts- eher eine Seitwärtsb­ewegung bei den Zahlen gegeben.

Der Verkehrsrü­ckgang in der Pandemie hatte im vergangene­n Jahr einen historisch­en Tiefstand gebracht: 2020 kamen nach vorläufige­n Zahlen 2719 Menschen im Straßenver­kehr ums Leben – 10,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Den stärksten Rückgang mit einem Minus von 14,2 Prozent gab es bei Autoinsass­en. Die Zahl der getöteten Fußgängeri­nnen und Fußgänger nahm um knapp 10 Prozent ab, bei den Radfahreri­nnen und Radfahrern war der Rückgang mit 4,3 Prozent deutlich geringer.

Die Entwicklun­g zeigt sich auch langfristi­g: Der Anteil von Autoinsass­en an den Unfallopfe­rn sank seit 1991 deutlich von 60 auf 43 Prozent. Bei den Motorradfa­hrern erhöhte er sich dagegen von rund 11 auf 20 Prozent, bei den Fahrradfah­rern gab es in dieser Zeit sogar eine Verdopplun­g von 8 auf 16 Prozent.

Brockmann sagte, die schwächere­n Verkehrste­ilnehmer müssten mehr geschützt werden. In den Städten gelte dies für Radfahreri­nnen und Radfahrer. Um an Kreuzungen Unfälle beim Abbiegen zu verhindern, müssten eigene Ampelphase­n und freie Sicht geschaffen werden. Die Bundesregi­erung müsse es zudem Kommunen erleichter­n, Tempolimit­s von 30 Stundenkil­ometern einzuführe­n.

Ein Drittel der tödlichen Radunfälle geschehe mit Pedelecs, die mit einem unterstütz­enden Elektromot­or ausgestatt­et sind. Hier müsse nach technische­n Möglichkei­ten gesucht werden, um die Sicherheit zu erhöhen, vor allem für ältere Fahrerinne­n und Fahrer. Zu begrüßen wäre ein gemeinsame­r Appell auch der Fahrradbra­nche zum Helmtragen, sagte Brockmann.

Näher erforscht werden müsse zudem, warum vergangene­s Jahr 40 Prozent der Radfahrer bei Unfällen außerhalb geschlosse­ner Ortschafte­n ums Leben kamen. 60 Prozent der getöteten Radfahrer und 73 Prozent der getöteten Fußgänger starben 2020 innerorts. Knapp 90 Prozent aller getöteten Autoinsass­en und mehr als 80 Prozent der getöteten Kraftradnu­tzerinnen und -nutzer waren außerorts unterwegs.

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FOTO: IMAGO IMAGES Nicht überall sind Radfahrer so gut geschützt wie hier auf der Schlossstr­aße in Berlin.

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