Gränzbote

ReCup-Becher setzen sich bisher kaum durch

Nur wenige Kunden nutzen die Mehrwegbec­her – So reagieren Tuttlinger Cafés und Bäckereien

- Von Katharina Höcker

TUTTLINGEN - Durch die CoronaPand­emie entsteht mehr Müll als zuvor. Einer der Gründe sind die Plastikver­packungen, die bei Essen und Getränken zum Mitnehmen anfallen. Gleichzeit­ig boomen nachhaltig­e Alternativ­en wie zum Beispiel die Becher von ReCup. Doch von der Begeisteru­ng ist in Tuttlingen bisher nicht viel angekommen.

Bulos Kusoglu, der Geschäftsf­ührer vom Café Como war einer der Ersten in Tuttlingen, der die Becher eingeführt hat. Er fragt bei jedem Kunden gezielt nach, ob er sein Getränk lieber im ReCup-Becher mitnehmen möchte. Dennoch geht nur etwa ein Drittel der Kunden darauf ein. „Das ist einfach noch nicht in Tuttlingen angekommen“, bedauert er.

Ähnlich geht es auch Martina Heinz, Inhaberin der Bäckerei Heinz in Nenndingen. Auch bei ihren Kunden kommen die Becher kaum an. Sie verkaufe im Monat etwa fünf Becher, schätzt Heinz. Damit eine Bäckerei oder ein Café die ReCup Becher nutzen darf, fallen jedoch zusätzlich zu den Becherkost­en auch Lizenzgebü­hren an. Im Fall von Martina Heinz übersteige­n diese mittlerwei­le den Umsatz, den sie mit den Bechern macht. Sie habe deshalb schon überlegt, den Verkauf der Becher ganz einzustell­en.

Der Grund dafür, dass die Becher nicht gut angenommen werden? „Bequemlich­keit und Vergesslic­hkeit“, vermutet Heinz. Viele Kunden ließen ihren Becher zu Hause. „Das ist natürlich nicht Sinn der Sache“, so Heinz. Seit dem Beginn der CoronaPand­emie hat sich außerdem der Kundenstam­m leicht verändert. Es kommen weniger Büroangest­ellte und mehr Bauarbeite­r in die Bäckerei Heinz. Und letztere wollen schnell wieder die Hände frei haben und greifen daher zum klassische­n Einweg-Becher.

Für Bulos Kusoglu liegt der Rückgang der Becher auch an der aktuellen Situation. Durch die Corona-Pandemie ist ein Stadtbumme­l kaum noch möglich, deshalb kaufen auch weniger Leute eine Kaffee zum Mitnehmen. Dennoch sieht er auch

Cafés und Bäckereien in der Verantwort­ung, weniger Einweg-Becher und -Verpackung­en zu nutzen und auf nachhaltig­ere Alternativ­en zu setzen. „In Großstädte­n ist so etwas Gang und Gebe“, so Kusoglu.

Diesen Eindruck bestätigt das Unternehme­n ReCup: Deutschlan­dweit werden die Mehrwegbec­her insgesamt immer beliebter. „Die Nachfrage an nachhaltig­en Mehrweg-Alternativ­en wie ReCup ist von Seiten der Gastronomi­e stark gestiegen. Außerdem erzählen uns viele Gastronome­n, dass die Kunden mehr und mehr nach Mehrweg-Alternativ­en fragen“, teilte eine Sprecherin des Unternehme­ns auf Anfrage mit.

Mittlerwei­le hat ReCup das Geschäft erweitert und bietet auch Mehrweg-Schüsseln an. Alleine im Januar seien über 35 000 Bowls vorbestell­t worden. „Die Gastronome­n sind derzeit komplett auf Ihr Take Away Geschäft angewiesen und entwickeln ein großes Bewusstsei­n für den Verbrauch an Verpackung­smüll“, so die Erklärung von ReCup. Hygienebed­enken habe es nur anfänglich gegeben. Bei ReCup handle es sich um ein Pfandsyste­m, bei dem der Kunde immer einen frisch gespülten Becher ausgegeben bekommt.

Für Como-Inhaber Kusoglu ist der Plan daher klar: Nach der Corona-Zeit überlegt er, einen Schritt weiterzuge­hen gar keine Einwegbech­er mehr anzubieten. Beim Thema Nachhaltig­keit sieht er sich und auch andere Gastronome­n in der Verantwort­ung. Gleichzeit hofft er, dass die Leute so mehr Zeit bei ihm im Café verbringen. „Ich möchte der Erste in Tuttlingen sein, der die Leute zum Sitzen animiert, nicht zum Gehen.“

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FOTO: MOHSSEN ASSANIMOGH­ADDAM Gerade in der Corona-Pandemie sind Gastronome­n und Café-Betreiber auf das Take-Away-Geschäft angewiesen. Dabei fällt viel Verpackung­smüll an. Das Pfandsyste­m ReCup soll Abhilfe schaffen.

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