ReCup-Becher setzen sich bisher kaum durch
Nur wenige Kunden nutzen die Mehrwegbecher – So reagieren Tuttlinger Cafés und Bäckereien
TUTTLINGEN - Durch die CoronaPandemie entsteht mehr Müll als zuvor. Einer der Gründe sind die Plastikverpackungen, die bei Essen und Getränken zum Mitnehmen anfallen. Gleichzeitig boomen nachhaltige Alternativen wie zum Beispiel die Becher von ReCup. Doch von der Begeisterung ist in Tuttlingen bisher nicht viel angekommen.
Bulos Kusoglu, der Geschäftsführer vom Café Como war einer der Ersten in Tuttlingen, der die Becher eingeführt hat. Er fragt bei jedem Kunden gezielt nach, ob er sein Getränk lieber im ReCup-Becher mitnehmen möchte. Dennoch geht nur etwa ein Drittel der Kunden darauf ein. „Das ist einfach noch nicht in Tuttlingen angekommen“, bedauert er.
Ähnlich geht es auch Martina Heinz, Inhaberin der Bäckerei Heinz in Nenndingen. Auch bei ihren Kunden kommen die Becher kaum an. Sie verkaufe im Monat etwa fünf Becher, schätzt Heinz. Damit eine Bäckerei oder ein Café die ReCup Becher nutzen darf, fallen jedoch zusätzlich zu den Becherkosten auch Lizenzgebühren an. Im Fall von Martina Heinz übersteigen diese mittlerweile den Umsatz, den sie mit den Bechern macht. Sie habe deshalb schon überlegt, den Verkauf der Becher ganz einzustellen.
Der Grund dafür, dass die Becher nicht gut angenommen werden? „Bequemlichkeit und Vergesslichkeit“, vermutet Heinz. Viele Kunden ließen ihren Becher zu Hause. „Das ist natürlich nicht Sinn der Sache“, so Heinz. Seit dem Beginn der CoronaPandemie hat sich außerdem der Kundenstamm leicht verändert. Es kommen weniger Büroangestellte und mehr Bauarbeiter in die Bäckerei Heinz. Und letztere wollen schnell wieder die Hände frei haben und greifen daher zum klassischen Einweg-Becher.
Für Bulos Kusoglu liegt der Rückgang der Becher auch an der aktuellen Situation. Durch die Corona-Pandemie ist ein Stadtbummel kaum noch möglich, deshalb kaufen auch weniger Leute eine Kaffee zum Mitnehmen. Dennoch sieht er auch
Cafés und Bäckereien in der Verantwortung, weniger Einweg-Becher und -Verpackungen zu nutzen und auf nachhaltigere Alternativen zu setzen. „In Großstädten ist so etwas Gang und Gebe“, so Kusoglu.
Diesen Eindruck bestätigt das Unternehmen ReCup: Deutschlandweit werden die Mehrwegbecher insgesamt immer beliebter. „Die Nachfrage an nachhaltigen Mehrweg-Alternativen wie ReCup ist von Seiten der Gastronomie stark gestiegen. Außerdem erzählen uns viele Gastronomen, dass die Kunden mehr und mehr nach Mehrweg-Alternativen fragen“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage mit.
Mittlerweile hat ReCup das Geschäft erweitert und bietet auch Mehrweg-Schüsseln an. Alleine im Januar seien über 35 000 Bowls vorbestellt worden. „Die Gastronomen sind derzeit komplett auf Ihr Take Away Geschäft angewiesen und entwickeln ein großes Bewusstsein für den Verbrauch an Verpackungsmüll“, so die Erklärung von ReCup. Hygienebedenken habe es nur anfänglich gegeben. Bei ReCup handle es sich um ein Pfandsystem, bei dem der Kunde immer einen frisch gespülten Becher ausgegeben bekommt.
Für Como-Inhaber Kusoglu ist der Plan daher klar: Nach der Corona-Zeit überlegt er, einen Schritt weiterzugehen gar keine Einwegbecher mehr anzubieten. Beim Thema Nachhaltigkeit sieht er sich und auch andere Gastronomen in der Verantwortung. Gleichzeit hofft er, dass die Leute so mehr Zeit bei ihm im Café verbringen. „Ich möchte der Erste in Tuttlingen sein, der die Leute zum Sitzen animiert, nicht zum Gehen.“