Theresia und Karl Hermle reisen seit 50 Jahren miteinander durchs Leben
Beim Tanz in der Gosheimer Festhalle hat es „gefunkt“– Das „Goldene Fest“soll nachgeholt werden
GOSHEIM - Die Einladungskarte liegt auf dem Tisch. Liebevoll mit Foto und Spruch, bereits vor vielen Wochen gedruckt, lädt sie zur Goldenen Hochzeit des Jubelpaares ein. Doch es darf gerade nicht sein, auf Grund der Corona Pandemie feiern Theresia und Karl Hermle ihr Jubiläum jetzt im kleinsten Familienkreis mit Kindern und Enkeln.
Am 8. April 1971 gaben sie sich auf dem Gosheimer Rathaus das JaWort. Am 12. April 1971 fand die kirchliche Trauung auf dem Dreifaltigkeitsberg in Spaichingen statt. „Es war ein richtig schöner Frühlingstag damals“, erinnert sich Theresia Hermle.
Während auf dem Standesamt nur die beiden Trauzeugen dabei waren, wurde nun mit über 60 Gästen im Gasthaus Krone in Gosheim bei Musik und Tanz gefeiert.
Beim Tanz haben sich die beiden auch kennengelernt. Wie es zur damaligen Zeit üblich war, gingen die jungen Leute am Wochenende auf den „Tanz“. So auch beim Jahreswechsel 1969/70. Der damals 20-Jährige Karl kam mit seinen Freunden zum Tanz in die Festhalle nach Gosheim.
„Da stand Theresia mit ihrer Freundin. Die beiden unterhielten sich lebhaft.“„Das gefiel mir und ich sprach sie einfach an.“Nach diesem Kennenlernen war erstmal Funkstille. Weder Handy noch Computer standen in der damaligen Zeit zur spontanen Kontaktaufnahme zur Verfügung.
„Meine Eltern hatten noch nicht mal ein Telefon“, sagt Theresia geborene Schmidt. So blieb nur das Warten bis zum nächsten „Tanz“. Auf dem Fasnetsball in Gosheim einige Wochen später trafen sie sich wieder. „Ich habe sie zum Tanzen aufgefordert und wir haben fast den ganzen Abend miteinander getanzt“, sagt Karl Hermle, „da hat es dann gefunkt.“
Fortan führte sein Weg nach Feierabend von Königsheim oft über Gosheim, wo er einfach vor ihrem Haus hupte und sie auf eine kleine Fahrt ins Grüne abholte. Am Wochenende ging es oft ins Donautal.
Karl stammt aus Schörzingen, wo er zusammen mit zwei Brüdern und einer Schwester aufwuchs. Er lernte Industriemechaniker, sie lernte Industriekauffrau.
Theresia ist in Brasilien geboren, wohin ihre Familie, gebürtige Donauschwaben, 1951 ausgewandert war. Als Zwölfjährige kam sie mit Eltern und ihrem jüngeren Bruder nach Gosheim zurück.
Brasilien war später auch eines der Länder, das Theresia und Karl Hermle bereisten, denn ihr großes Hobby und ihre gemeinsame Leidenschaft wurde das Reisen. Während sie als junge Familie mit ihren beiden kleinen Töchtern meistens nach Italien fuhren und dort Urlaub im Mobilheim auf einem Campingplatz machten, gingen ihre Reisen später um den halben Globus.
Einzige Bedingung war für sie, dass am Reiseziel ein Meer war, wie Theresia Hermle erzählt. Höhepunkt war dabei sicherlich die KaribikKreuzfahrt, wo sie im November 2019 von Kuba aus fast drei Wochen in See stachen. Auch die Mittelmeerkreuzfahrt mit der jüngeren Tochter und deren Familie bleibt in guter Erinnerung.
Neben den gemeinsamen Reisen liebt es Karl auf zwei Rädern unterwegs zu sein, mit dem E-Bike und vor allem mit seinem Motorrad. Mit seinem Bruder und Freunden unternimmt der rüstige Rentner immer wieder Touren. Mal sind es kleinere Touren zum Lochen oder ins Allgäu, aber es ging auch schon nach Italien, Österreich oder Monte-Carlo. Während der 72-Jährige auf Tour ist, genießt Theresia, in Ruhe ihre geliebten Kreuzworträtsel zu machen, und zwar stundenlang. „Jeder hat seine Freiräume, keiner engt den anderen ein“, sagt die die 68-Jährige und sieht das auch als ein Baustein ihres langen Eheglücks.
Sind beide daheim im Hirschleweg, so essen sie gerne zusammen. „Sie kann sehr gut kochen“, lobt Karl seine Ehefrau. Oft kommt die älteste Tochter, die mit Familie in Gosheim wohnt, vorbei. Die jüngere Tochter mit Familie ist im Main-TaunusKreis bei Frankfurt zuhause und besucht die Eltern, wann immer möglich.
Oder die Eltern fahren ein paar Tage zu ihr. Am schönsten ist jedoch für die dreifachen Großeltern, wenn alle in Gosheim versammelt sind, so wie jetzt am kommenden Wochenende.
Wenn es eine Zeit nach Corona gibt, wollen sie das Fest der Goldenen Hochzeit nachholen, vielleicht dabei einfach nur das Datum in der schönen Karte ändern. Außerdem soll es obendrauf noch eine zweite Hochzeitsreise geben. Die erste führte 1971 nach Italien und die „Goldene“, soll nach Ägypten gehen – inklusive Nilkreuzfahrt.