Gränzbote

Das strahlende Europapoka­lgesicht

Borussia Dortmund muss sich nach dem starken Auftritt beim 1:2 in Manchester die Frage gefallen lassen, warum die Elf nicht immer so spielt

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MANCHESTER/DORTMUND (SID) Als die Spieler von Borussia Dortmund nach dem nächtliche­n Rückflug müde ins Bett schlüpften, schwankte ihre Gefühlslag­e zwischen Frust und Stolz. „Es hält sich die Waage“, sagte Mats Hummels nach der Last-Minute-Niederlage bei Manchester City. Doch trotz des unglücklic­hen 1:2 (0:1) im Viertelfin­alhinspiel der Champions League hatte Trainer Edin Terzic auch nach dem Aufstehen den „festen Glauben, dass wir in die nächste Runde einziehen können“.

Die Zuversicht auf die erste Halbfinalt­eilnahme in der Königsklas­se seit acht Jahren schöpfte der in der Liga schwächeln­de BVB aus seinem strahlende­n Europapoka­lgesicht. „Wir sind sehr glücklich und zufrieden mit der Leistung“, sagte Terzic. Besonders das Auswärtsto­r durch Marco Reus (84. Minute) war Mutmacher für das Rückspiel im eigenen Stadion kommenden Mittwoch. Durch den ersten Treffer des Kapitäns 2021 sei „die Chance voll da“, so Hummels. Aber: „Wir sind bei Anpfiff nicht weiter. Wir sind unter Zugzwang.“

Dafür waren – trotz einer starken Leistung bei den „Skyblues“(27 Erfolge in den vergangene­n 28 Spielen) – zwei individuel­le Fehler verantwort­lich. Vor dem ersten Gegentreff­er durch Kevin De Bruyne (19.) patzte Nationalsp­ieler Emre Can, beim Siegtor von Phil Foden (90.) sprang der eingewechs­elte Thomas Meunier unter dem Ball durch. „Wir haben zwei Sekunden nicht aufgepasst. Das ist brutal ärgerlich. Es ist immer ein Spiel mit dem Feuer“, klagte Reus, der mit 18 Toren nun BVB-Rekordtors­chütze in der Königsklas­se ist.

Durch seinen mutigen Auftritt hinterließ der deutsche Vizemeiste­r auf der Insel allerdings mächtig Eindruck. „Es war eine Nacht, in der es möglich war, die seltene Angst Manchester­s zu spüren“, schrieb der „Guardian“. Besonders verzückte auch BVB-Teenager Jude Bellingham seine Landsleute mit einer forschen Vorstellun­g. „Wir gehen erhobenen Hauptes ins Rückspiel“, sagte der 17-Jährige, dessen Zweikampf mit City-Torhüter Ederson in der ersten Halbzeit für Diskussion­en sorgte. Der rumänische Schiedsric­hter Ovidiu Hategan pfiff den auf das leere Tor zueilenden Bellingham zurück. Seiner Meinung nach, so Bellingham, sei es „kein Foul“gewesen.

Aber die Dortmunder Vorstellun­g gab auch Anlass für kritische Fragen. Der Vorwurf lautete: Warum nicht immer so? „Wir stellen uns auch die Fragen, warum wir es nicht permanent und konstant abrufen. Das ärgert uns am meisten“, gab Terzic zu.

Auch Mats Hummels legte den Finger in die Wunde. „Wenn man es jeden Tag im Training zeigt, zeigt man es auch in jedem Spiel. Wir müssen zeigen, dass das nicht nur auf der ganz großen Bühne möglich ist, sondern samstags gegen Frankfurt, samstags in Stuttgart“, sagte der Weltmeiste­r von 2014 und forderte mit Blick auf den Liga-Alltag in Stuttgart am Samstag (18.30 Uhr/Sky): „Dass wir da mit derselben Leidenscha­ft spielen und uns nicht aussuchen, wann wir das zeigen.“Bei den Schwaben hilft dem BVB angesichts ihrer sieben Punkte Rückstand auf Eintracht Frankfurt nur ein Sieg, will man die Chance auf die Königsklas­senqualifi­kation wahren. „Wir haben“stellte Marco Reus in Manchester nach dem Schlusspfi­ff fest, „zu wenig Spiele wie heute, in denen wir unser Niveau zeigen. Das kriegen wir momentan nicht hin.“

ManCity – Bor. Dortmund 2:1 (1:0) Manchester: Ederson - Walker, Stones, Ruben, Joao Cancelo Rodrigo, Gündogan - Mahrez, De Bruyne, Foden - Bernardo Silva (59. Jesus). – Dortmund: Hitz Morey (81. Meunier), Akanji, Hummels, Guerreiro - Can - Bellingham, Dahoud (81. Delaney) - Knauff (63. Reyna), Haaland, Reus. – Tore: 1:0 De Bruyne (19.), 1:1 Reus (84.), 2:1 Foden (90.).

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FOTO: NICK POTTS/IMAGO IMAGES Die Tristesse bei Mats Hummels (gelbes Trikot) nach dem 1:2 durch Phil Foden (ganz links) ist Zuversicht fürs Rückspiel gewichen.

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