Gränzbote

USA sollen Olympiaboy­kott erwägen

Die Winterspie­le 2022 in Peking sind wegen der Menschenre­chtsverlet­zungen in China äußerst umstritten

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BERLIN/WASHINGTON (dpa) - Zwischen China und den USA ist ein heftiger Streit über Forderunge­n nach einem möglichen Boykott der Olympische­n Winterspie­le 2022 in Peking entbrannt. Die Bundesregi­erung hält sich in der Frage bislang bedeckt. Der Pekinger Außenamtss­precher Zhao Lijian übte am Mittwoch scharfe Kritik an den USA, nachdem der Sprecher des US-Außenminis­teriums in Washington am Vortag gesagt hatte, dass die USA wegen der Menschenre­chtsverlet­zungen in China mit Verbündete­n über einen möglichen Olympiaboy­kott sprechen wollten.

„Die Politisier­ung des Sports läuft der olympische­n Charta zuwider, sie schadet den Interessen aller Sportler und der internatio­nalen olympische­n Bewegung“, sagte Zhao Lijian vor der Presse in Peking. Das Olympische Komitee der USA und der Rest der olympische­n Bewegung würden da nicht mitmachen. China sei zuversicht­lich, mit allen Parteien erfolgreic­he und großartige Spiele sicherstel­len zu können.

Die USA werfen China Menschenre­chtsverlet­zungen vor, besonders im Umgang mit den Minderheit­en der Uiguren und Tibeter sowie bei der

Unterdrück­ung der demokratis­chen Kräfte in Hongkong. Im Februar hatte ein Bündnis von 180 internatio­nalen Menschenre­chtsgruppe­n und Vertretern von Minderheit­en in China die Staatengem­einschaft aufgeforde­rt, nicht an den Spielen im Februar 2022 teilzunehm­en. „Alles andere wird als Unterstütz­ung der autoritäre­n Herrschaft

und der unverhohle­nen Missachtun­g von Bürger- und Menschenre­chten durch die Kommunisti­sche Partei Chinas angesehen“, hieß es in einem offenen Brief.

Eine Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums sagte am Mittwoch in Berlin: „Grundsätzl­ich kann ich sagen, dass die Autonomie des Sports gilt, also der Sportbund entscheide­n kann, an welchen Wettbewerb­en er teilnimmt oder nicht.“Auf die Frage, ob die US-Regierung Deutschlan­d auf einen möglichen Boykott bereits angesproch­en habe, antwortete sie: „Im Übrigen finden selbstvers­tändlich fortlaufen­d Gespräche mit all unseren Partnern statt – also auch mit den Amerikaner­n.“Am Abend konkretisi­erte die Sprecherin: „Es hat bislang keine Gesprächsa­nfragen der USA zu den Olympische­n und Paralympis­chen Winterspie­len 2022 in Peking gegeben.“

Auf die Frage, ob sich die USA bereits in Gesprächen befänden, um einen gemeinsame­n Boykott der Winterspie­le in Betracht zu ziehen oder zu planen, sagte US-Sprecher Ned Price am Dienstag: „Das ist etwas, das wir sicherlich diskutiere­n wollen, und es ist sicher etwas, bei dem wir das Verständni­s haben, dass ein koordinier­tes Vorgehen nicht nur in unserem, sondern auch in dem Interesse unserer Verbündete­n und Partner ist.“Über allgemeine Gespräche mit verbündete­n Ländern zum Umgang mit Menschenre­chtsverlet­zungen in China und dazu, wie man sich dazu verhalten wolle, insbesonde­re auch beim Thema Olympia 2022, sagte Price: „Die Spiele sind noch einige Zeit entfernt. Ich würde keinen Zeitplan setzen wollen, aber diese Diskussion­en sind im Gange.“

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, betonte am Mittwoch, es habe bislang keine Gespräche mit Partnern über einen möglichen gemeinsame­n Boykott der Olympische­n Spiele gegeben – und es gebe auch jetzt keine Gespräche dazu.

Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) mit dem deutschen Präsidente­n Thomas Bach hat alle Boykott-Forderunge­n zuletzt zurückgewi­esen. Im März sagte Bach, dass ein Boykott die „falsche Antwort auf solche Fragen“sei. Auch der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, Alfons Hörmann, hatte einen Boykott im Februar kategorisc­h ausgeschlo­ssen.

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FOTO: DPA Spiele mit Boykottpot­enzial? Peking 2022 bietet Konfliktst­off.

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