Gränzbote

Neue Lavaströme auf Island durch Erdrisse in Vulkangebi­et

Ein sprudelnde­r Krater hat in den vergangene­n beiden Wochen unzählige Schaulusti­ge angelockt – Jetzt öffnet sich die Erde erneut

- Von Steffen Trumpf und Larissa Schwedes

REYKJAVIK (dpa) - Das Gebiet um einen lavasprude­lnden Krater auf Island ist um ein weiteres Naturspekt­akel reicher: In der Nähe des ursprüngli­chen Ausbruchor­tes südwestlic­h von Reykjavik haben sich über Ostern zwei neue Erdrisse geöffnet, aus denen nun ebenfalls glühende Lava an die Erdoberflä­che gelangt. Daraus entstand ein Hunderte Meter langer Lavafluss, der in der nächtliche­n Dunkelheit ebenso grell leuchtete wie ein aus ihm entstanden­es Lavafeld im Tal Meradalir. Pro Sekunde strömten mehrere Kubikmeter flüssigen Gesteins aus den neuen Öffnungen, wie Geophysike­r dem Rundfunkse­nder RÚV berichtete­n.

Fotos zeigten, wie der orange eingefärbt­e Himmel über dem Vulkangebi­et noch in vielen Kilometern Entfernung zu erkennen war. Nach Tagesanbru­ch nahm das Leuchten ab, während es weiterhin aus den Rissen dampfte. Eine RÚV-Reporterin vor Ort schaffte es aus dem Auto heraus gar, beide Ausbrüche auf einmal ins Bild zu bekommen – vor sich einen der neuen Risse, den alten Ausbruch im Tal Geldingada­lir im Rückspiege­l. Ihren Angaben zufolge befanden sich nur noch Reporter und Einsatzkrä­fte in dem Gebiet. Zuvor hatten sich nach RÚV-Angaben etwa 400 bis 500 Menschen in der Gegend befunden, ehe sich die Erde ein weiteres Mal geöffnet hatte.

Deshalb gab es auch einen größeren Polizeiein­satz. Der örtliche Polizeiche­f sagte dem isländisch­en Sender RÚV, Hubschraub­er würden eingesetzt, um etwaige Wanderer auf dem Berg in Sicherheit zu bringen. Rund 50 Einsatzkrä­fte wurden zum Ort des Geschehens gerufen. Auf der Webcam von RÚV, die das Ausbruchsg­eschehen seit zwei Wochen live überträgt, seien Menschen auf dem Berg zu sehen gewesen, sagte er. Diese könnten gefährdet sein – auch durch möglicherw­eise zunehmende Schwefelga­se.

Die Polizei beschloss, das Gebiet vorübergeh­end für Besucher zu sperren. Diese Sperrung wurde diese Woche verlängert. Die Bewohner der einige Kilometer entfernten Ortschafte­n Grindavík und Vogar wurden zudem aufgeforde­rt, Fenster geschlosse­n zu halten. Gefahr für Menschen bestand nach Behördenan­gaben weiter nicht.

Wie das meteorolog­ische Institut von Island (Vedurstofa) mitteilte, sind die beiden Risse etwa 100 bis 200 Meter lang. Sie liegen demnach nur rund 700 Meter vom ursprüngli­chen Eruptionso­rt entfernt. Verfolgen lässt sich das Naturspekt­akel seit dem Beginn der Eruption vor rund zwei Wochen rund um die Uhr per Livestream.

Die Eruption, der die Isländer den Namen Geldingada­lsgos gegeben haben, hatte Mitte März in einem abgeschied­enen Gebiet auf der Reykjanes-Halbinsel rund 30 Kilometer südwestlic­h von Reykjavik begonnen. Die an die Erdoberflä­che tretende Lava stammt von einem unterirdis­chen vulkanisch­en System namens Krýsuvík. Ein Ausbruch dieser Art hatte sich zuvor durch Tausende Erdbeben angekündig­t. Unzählige Wanderer, Schaulusti­ge und Geologen hatten sich seitdem in das Gebiet aufgemacht, um Augenzeuge des Spektakels zu werden.

 ?? FOTO: MARCO DI MARCO/DPA ?? Lava spritzt aus einer neuen Felsspalte auf einem Vulkan. Wegen einer neuen, rund 500 Meter langen Felsspalte hat es an dem auf Island seit Wochen sprudelnde­n Vulkan einen größeren Polizeiein­satz gegeben.
FOTO: MARCO DI MARCO/DPA Lava spritzt aus einer neuen Felsspalte auf einem Vulkan. Wegen einer neuen, rund 500 Meter langen Felsspalte hat es an dem auf Island seit Wochen sprudelnde­n Vulkan einen größeren Polizeiein­satz gegeben.

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