Feuerwehr auf Sparflamme
Anders als andere Einsatzkräfte haben Wehrleute kein Anrecht auf eine Impfung
Wehrleute ärgern sich, dass sie noch immer nicht geimpft werden.
LANDKREIS TUTTLINGEN - Sie müssen genauso ausrücken, wenn es brenzlig wird, wie Polizei oder Rettungsdienst. Im Gegensatz zu diesen werden Feuerwehrleute aber noch nicht geimpft. Das können im Landkreis nicht alle verstehen.
„Wir setzen immer unsere Gesundheit aufs Spiel. In normalen Zeiten können wir uns auch gut schützen, aber nicht gegen dieses Virus“, beklagt Feuerwehr-Kommandant Markus Neidhart aus Emmingen-Liptingen. Die Impfung könnte dabei helfen. Im November 2020 hatte Landesinnenminister Thomas Strobl davon gesprochen, dass auch Feuerwehrleute, neben Polizisten und Rettungsdienstlern, frühstmöglich geimpft werden sollten. Die Bundesverordnung zur Impfverteilung weist Rettungsdienst und Polizei jedoch Priorität Eins und Zwei, der Feuerwehr aber lediglich Priorität Drei zu.
In Nordrhein-Westfalen haben einige Landkreise daher Anfang April beschlossen, Feuerwehrleute in der Impfreihenfolge vorzuziehen. Das sei in Baden-Württemberg allerdings nicht möglich, erklärt Kreisbrandmeister Andreas Narr, da hier strenger zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst getrennt werde. „Ich bin strikt gegen solche Ausreißer aus den Regelwerken“, betont er. Es sei wichtig,bei einem so emotional aufgeladenen Thema besonnen und sachlich vorzugehen. Er erwartet jedoch, dass auch die Feuerwehrleute in den nächsten Wochen als impfberechtigt eingestuft werden.
Dass das später kommt als für Rettungsdienst und Polizei, findet Kommandant Neidhart in Emmingen-Liptingen wenig sinnvoll: „Wir sind vor Ort, wir sind verpflichtet zu helfen“, erklärt er. Gerade bei Verkehrsunfällen müsse auch die Feuerwehr nah am Patienten arbeiten. Neidhart mache sich auch Gedanken darüber, was passieren würde, wenn einer dieser Patienten Corona-positiv wäre. Noch sei das nicht vorgekommen. „Wir können von Glück sagen, dass bis jetzt alles glimpflich gelaufen ist.“
Um das Risiko einer Ansteckung unter den Feuerwehrleuten selbst zu reduzieren, laufen alle Übungen derzeit nur in „Sparplanung“oder seien zeitweise sogar ganz ausgesetzt gewesen, wie der Fridinger Kommandant Franz-Josef Hamma erklärt. „Im Einsatz hat jeder seine Aufgabe und die wird abgearbeitet, mit oder ohne Pandemie“, sagt er. Dafür sind die Übungen entscheidend, das weiß auch Andreas Narr: „Jeden Moment kann es zu einem Einsatz kommen, und das muss dann funktionieren.“
Narr war es daher wichtig, alle Feuerwehren im Kreis gut und einheitlich zu informieren und alle Maßnahmen auch mit den Nachbarlandkreisen abzustimmen. Zuletzt habe er den Feuerwehren umfassende Schutzkonzepte weitergeleitet, mit denen Übungen in Kleingruppen wieder möglich sind. Kleingruppe, das heißt maximal zehn statt der üblichen 20 oder mehr Beteiligten.
Für die Feuerwehrkommandanten vor Ort bedeutet das einen größeren Organisationsaufwand, wie Winfried Heitzmann aus Immendingen schildert. Er achte darauf, dass sich die Gruppen zwischen den Übungen nicht begegnen. „Wir müssen dafür sorgen, dass keine ganze Wehr ausfällt. Das könnte ja verheerend sein.“. Bei den Einsätzen merke man jedoch, dass die Übung fehle: Im vergangenen Jahr hätten sie lediglich vier Mal proben können, statt wie sonst üblich 25 Mal.
In der gesamten Corona-Zeit habe es im Landkreis keine Einschränkung der Einsatzbereitschaft ganzer Feuerwehren aufgrund von Erkrankung oder Quarantäne gegeben, betont Kreisbrandmeister Narr. Das spreche für die Disziplin und den Kenntnisstand der 1700 Feuerwehrleute, die hier im Einsatz sind. „Es hat bislang gut funktioniert und ich hoffe, dass das auch weiter so bleibt.“