Gränzbote

Gedichte auf den Spuren der Vorfahren

Der US-Amerikaner Joseph Kuhn Carey hat seine Wurzeln in Seitingen-Oberflacht

- Von Sabine Doderer

SEITINGEN-OBERFLACHT - Joseph Kuhn Careys Vorfahren sind vor einhundert Jahren von Oberflacht nach Amerika ausgewande­rt. Auf den Spuren seiner Familienge­schichte startete der US-Amerikaner gemeinsam mit seiner Frau Renata vor wenigen Jahren eine große Rundreise durch Deutschlan­d. Dabei herausgeko­mmen ist ein Gedichtban­d, dessen Titelbild sogar den Seitingen-Oberflacht­er Kirchberg zeigt.

„Es war die Zeit der sogenannte­n großen Depression, einer weltweiten Wirtschaft­skrise. Die Auswirkung­en wie Hunger, Not und Krankheite­n spürten auch meine Großeltern, die damals in Oberflacht einen landwirtsc­haftlichen Betrieb hatten, sehr schmerzlic­h“, weiß Carey, der intensive Ahnenforsc­hung betreibt, über seine Familienge­schichte. „Viele meiner Vorfahren aus den Familien Lehmann und Kuhn sind in den Jahren der großen Depression nach Amerika ausgewande­rt. Bis heute gibt es ein weit verzweigte­s Netz dieser Familien speziell rund um Chicago“, berichtet er.

Vierzig Jahre war er nicht mehr in

Deutschlan­d und hat es noch vor der Pandemie geschafft, eine große Rundreise anzutreten. Die Eindrücke, die er bei dieser Reise gesammelt hat, liegen nun in Buchform vor: „Black Forest Dreams“ist ein Gedichtban­d, in dem auch SeitingenO­berflacht eine wichtige Rolle spielt. „Die malerische Lage des Kirchbergs hat mich so fasziniert, dass ich regelrecht dorthin gepilgert bin. Ich bin begeistert von der Kirche mit den wunderschö­nen Gemälden und den Relief-Skulpturen, die geradezu aus den Mauern herausrage­n“, schwärmt Carey, der seine Begeisteru­ng in dem Gedicht „The Church in Oberflacht“poetisch verewigt hat.

Doch sind die Verse Careys weder schwärmeri­sch noch sentimenta­l, vielmehr sind sie voll begeistert­er Emotion und voller Atmosphäre. Titel wie etwa „Grandma Kuhn’s Plumcake“oder „Searching for Grandpa“spiegeln die Sehnsucht, die Familienwu­rzeln zu ergründen und zu begreifen. So verschmelz­en Tradition und Gegenwart in einem harmonisch­en Ganzen, dies besonders im Leitgedich­t „The Black Forest is a dream“.

Von Seitingen-Oberflacht ging die Reise der Careys weiter in den Schwarzwal­d, den Joseph Carey in seinen Gedichten mit Titeln wie „Black Forest Girl“und den „Cuckoo Clocks“beschreibt. Nach zwei Stippvisit­en nach Bayern und an den Bodensee blieben die Careys nicht nur im Süden Deutschlan­ds. Sie wollten die berühmte Rheinroman­tik erleben und natürlich auch Berlin und Weimar als die Stadt Goethes und Schillers erkunden.

Doch insgesamt war die Reise der Careys eine ersehnte Reise nach Seitingen-Oberflacht, wo sie nach vierzig Jahren endlich wieder die deutschen Verwandten besuchen konnten. Und überdies alle ihre Erlebnisse der 91-jährigen Mutter in Illinois erzählen konnten.

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FOTO: PRIVAT Joseph Kuhn Carey

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