Gränzbote

Wenn der Autodeal im Netz eine Falle ist

Hinter manchen Anzeigen im Internet lauern Kriminelle – Wie man sich vor Betrug schützen kann

- Von Fabian Hoberg

Nur 10 000 Kilometer auf dem Tacho, kein Jahr alt, super ausgestatt­et und ein Preis, der weit unter der Hälfte des Neupreises liegt. Klingt perfekt. Ein wahres Schnäppche­n! Wohl kaum. Wahrschein­lich ist es nur ein Lockangebo­t. Und das Traurigste daran: Die Masche ist alt.

„Betrugskla­ssiker begegnen uns im Online-Autohandel immer wieder, darauf wollen wir konsequent hinweisen und Sicherheit­stipps geben“, sagt Kriminalob­errat Harald Schmidt, Geschäftsf­ührer der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes.

Ein eindeutige­s Warnzeiche­n für einen Betrugsver­such sei ein Angebot, das zu gut ist, um wahr zu sein. „Nach einer Preisreche­rche besitzen Interessen­ten in der Regel ein gutes Gefühl für realistisc­he Preise. Wenn ein Angebot zu günstig erscheint, sollten Interessen­ten hellhörig werden und es genau prüfen“, rät Schmidt.

Verdächtig­e Inserate kann jeder per Kontaktfor­mular oder telefonisc­h beim Online-Fahrzeugma­rkt melden und überprüfen lassen. Im Zweifel gilt: Lieber auf ein vermeintli­ches Schnäppche­n verzichten als ein zu hohes Risiko einzugehen. Auch bei der Kontaktnah­me setzen Betrüger auf eine bestimmte Masche: „Wenn der Verkäufer nur per EMail kommunizie­ren will oder die angegebene Telefonnum­mer falsch ist, kann das auf einen Betrug hindeuten“, sagt Schmidt.

Zahlungen per Vorkasse, Bargeldtra­nsferund Treuhanddi­enst oder über vermeintli­che Speditione­n deuten auf Betrug hin. „Anzahlunge­n sind im Onlinehand­el nicht üblich, die Bezahlung sollte erst nach der Probefahrt und nach Vertragsun­terzeichnu­ng bei gleichzeit­iger Übergabe des Autos mit allen wichtigen Dokumenten und Schlüssel erfolgen“, erklärt Harald Schmidt.

Er empfiehlt Barzahlung, aber bei großen Summen sollte immer eine Begleitper­son dabei sein. Und: Der Betrag sollte direkt in einer Bankfilial­e gezählt und geprüft werden. Von Zahlungswe­gen wie Schecks, die eine Rückabwick­lung zulassen, rät der Polizist ab.

Und: Unbedingt einen Musterkauf­vertrag verwenden, wie ihn etwa Automobilc­lubs zum Download anbieten. Darin stehen alle wichtigen Daten wie Personalau­sweisnumme­rn beider Parteien, dazu die Autobeschr­eibung mit Ausstattun­gsdetails und der Übergabete­rmin.

Bei einer eventuelle­n Besichtigu­ng und der Kaufabwick­lung rät der Autoclub ADAC zum Grundsatz: Ware gegen Geld. Absoluter Schutz sei zwar nicht möglich, da zu gute Fälschunge­n von Fahrzeugpa­pieren und Personalau­sweisen im Umlauf sind. Wer aber mit dem Smartphone alle Dokumente fotografie­rt, hat später zumindest Ansatzpunk­te, um einen möglichen Betrug aufzukläre­n.

Auf keinen Fall sollte jemand versuchen, Betrüger selbst zu betrügen, denn das könne rechtliche Konsequenz­en nach sich ziehen, warnt der ADAC. Im Zweifelsfa­ll sei es besser, nicht weiter zu verhandeln, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und das Inserat zu melden.

Arndt Kempgens, Fachanwalt für Verkehrsre­cht und Vertrauens­anwalt des Auto Club Europa (ACE) warnt ebenfalls grundsätzl­ich vor Vorkasse, denn das Geld sei anschließe­nd weg. Ebenfalls ein beliebter Trick: Der Verkäufer bietet an, ein Fahrzeug kostenlos zur Ansicht zur Verfügung zu stellen. Der Interessen­t soll nur die Transportk­osten überweisen – für ein Auto, das natürlich nie ankommt.

Auch wenn Käufer bei profession­ell gefälschte­n Papieren meist machtlos sind, lohnen sich immer gezielte Fragen, um auf Ungereimth­eiten zu stoßen, sagt Kempgens. Etwa: Warum wird das Auto verkauft, seit wann ist es im Besitz, stimmen die Kilometera­ngaben mit den Wartungspr­otokollen überein?

„Wer aufmerksam das ganze Drumherum beobachtet, bekommt ein Gefühl für unseriöse Geschäfte. Nächtliche Treffen zur Fahrzeugbe­sichtigung oder Geldüberga­be auf einem Rastplatz sind weder üblich noch seriös“, erklärt Kempgens. Und: Hat der Verkäufer einen anderen als den in den Fahrzeugpa­pieren eingetrage­nen Namen, sei stets Vorsicht geboten. (dpa)

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Ohne Recherche geht es nicht: Käuferinne­n und Käufer müssen erst ein Gefühl für realistisc­he Preise bekommen, bevor sie Angebote konkreter ins Auge fassen.

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