„Ich fresse einen Besen, wenn die Legalisierung nicht kommt“
BERLIN - Justus Haucap ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er hat in einer Studie berechnet, welche Auswirkungen die Legalisierung von Cannabis auf die deutsche Volkswirtschaft hätte.
Herr Haucap, was kostet das Cannabis-Verbot den Steuerzahler?
Justizvollzug sind dabei noch nicht eingerechnet, weil wir dafür keine verlässliche Datengrundlage haben. In Wahrheit liegt die Summe also noch deutlich höher.
Welche Steuereinnahmen ließen sich durch eine Legalisierung generieren?
Mindestens 1,7 Milliarden Euro im Jahr. Der Großteil davon über eine direkte Steuer für Cannabis sowie die Mehrwertsteuer. Auch hier wieder: Das ist das absolute Minimum. Faktoren wie die, dass wir dadurch nicht mehr unnötig Menschen, die produktiv sein könnten, dem Arbeitsmarkt entziehen würden, kommen noch dazu, sind aber schwer zu beziffern. Der erhöhte Gesundheitsschutz für junge Menschen durch besseren Jugendschutz und hochwertigeres Cannabis ebenso.
Wären bei einer Legalisierung Cannabis-ETFs eine Geldanlage?
Am Anfang wäre die Gewinnspanne sicher enorm. Die höchsten Margen wären bei medizinischem Cannabis zu erwarten, wo hohe Reinheitsgrade zu den Anforderungen gehören. Bei Cannabis als Genussmittel hätte der Markt perspektivisch aber nicht allzu hohe Eintrittsbarrieren – siehe die Fotos von Cem Özdemirs Balkon. Es wäre auf Dauer schwierig, super profitabel zu sein. Der Preis, das zeigen Daten aus den USA, darf auch nicht viel höher sein als auf dem Schwarzmarkt. Allerdings würden sich wohl Markenprodukte herausbilden, dazu könnte bei Bio-Cannabis die
Gewinnspanne steigen.
Sie sprechen sich für eine Legalisierung von Cannabis aus. Sind unter Kollegen ein Außenseiter?
Ganz im Gegenteil, das ist totaler Common Sense unter Volkswirten. Für manche ist das Thema nur ein bisschen langweilig, weil es wenig gute Daten gibt und jeder weiß, dass Prohibition schlecht ist.
Was kommt in der Cannabis-Frage nach der Bundestagswahl?
Um es mal salopp zu formulieren: Ich fresse einen Besen, wenn die Legalisierung nicht kommt. Der Mindestkonsens wird sein, dass die Abstimmung im Bundestag freigegeben wird, wie bei der Ehe für alle. Und dann findet sich eine Mehrheit für die Legalisierung.