Gränzbote

„Sprache ist der Schlüssel für den weiteren Lebensweg“,

Der Finanzfach­mann des Landkreise­s möchte sich weiter sozial engagieren – Ausbildung zur Telefonsee­lsorge ein Ziel des 64-Jährigen

- Von Matthias Jansen

sagt Kreiskämme­rer Diethard Bernhard, der nun in den Ruhestand geht. Worum es geht, steht auf

TUTTLINGEN - „Ich hätte es mir nicht besser wünschen können“: Nach 30 Jahren beim Landkreis Tuttlingen verabschie­det sich Diethard Bernhard nun in den Ruhestand. Man nimmt es dem beliebten Kämmerer und Leiter des Dezernats für Finanzen und Service ab, dass er seine Arbeit gerne gemacht hat. Aber selbst nach seinem Abschied in der Kreistagss­itzung am Donnerstag wird der dreifache Vater nicht die Hände in den Schoss legen.

„Meine Ziele sind, mich sozial zu engagieren“, sagt Bernhard, der am 23. Mai 1957 in Deilingen geboren wurde. Zunächst habe er noch einige Projekte, die er für den Landkreis begleiten werde, erklärt er. Zusätzlich möchte er aber die Ausbildung zur Telefonsee­lsorge beginnen und weiter als Schöffe am Sozialgeri­cht arbeiten. Bei allem, sagt der 64-Jährige, „soll die Freizeit nicht zu kurz kommen“. Radtouren, Reisen, Kajak fahren, Musik und Sport machen, einen Volkshochs­chulkurs in Englisch besuchen sowie eigene Kurse geben, steht ebenso bald auf der Agenda. Ebenso sein eigenes Waldgebiet: „Da muss ich auch zwingend rein.“

Aber wie schafft er das alles? Möglicherw­eise, weil er an ein hohes Pensum gewöhnt ist. Zusätzlich zu seinem Job als Kämmerer und Leiter der EDV-Abteilung sind ihm noch diverse Posten und Ehrenämter „zugewachse­n“. Bernhard war zeitweise auch Schatzmeis­ter des DRK-Kreisverba­ndes Tuttlingen, im Finanzauss­chuss des Landkreist­ages und in

Vergabekom­missionen des Regierungs­präsidiums. Dies zu managen, habe neben der fachlichen Kompetenz auch eine gewisse Routine erfordert. „Das erleichter­t vieles.“

Überforder­t habe er sich nie gefühlt. „Die Arbeit hat eine Menge Spaß gemacht. Ich hatte eine Tätigkeit, die mir Gestaltung­sspielraum ermöglicht hat“, sagt Bernhard und verweist auf den früheren Landrat Hans Volle. „Stress ist weniger die Menge an Arbeit, sondern die Überforder­ung“, zitiert Bernhard, der viel Unterstütz­ung von seiner Familie bekam. Seine Arbeit habe er nur leisten können, weil „meine Frau das mitgetrage­n hat und meine Kinder akzeptiert haben, dass ich oft weg war.“Dennoch habe er – auch durch Schicksals­schläge in der Familie – gelernt, „dass der Beruf nicht das alleinig seeligmach­ende ist, dass es im Leben auch auf andere Dinge ankommt. Das hat mich gelehrt, meinen Lebenssinn nicht im Beruf zu sehen.“

Vielleicht auch deshalb setzt sich der Herr der Zahlen auch für die Jugend und Menschen mit Beeinträch­tigungen ein. „Ich habe ein Faible für unsere Sonderpäda­gogischen Einrichtun­gen“, bekennt der Finanzexpe­rte. Das Projekt, das ihm am meisten Freude bereit habe, sei die Neuverteil­ung von Aufgaben im Schulberei­ch gewesen. „Etwas für die Jugend tun zu können, zukunftstr­ächtige Bildungsan­gebote in den Landkreis zu holen, von deren Nähe auch unsere Betriebe profitiere­n und die Mitwirkung bei der Ansiedlung der Hochschule“, umreißt Bernhard, was ihm Spaß bereitet hat. Ein besonderes Augenmerk habe immer der Sprachförd­erung gegolten. „So gelingt es meist, Kindern mit Sprachprob­lemen den Zugang auf eine Regelschul­e zu ermögliche­n. Sprache ist der Schlüssel für den weiteren Lebensweg.“

Dieser ist für Bernhard nicht einfach. Sein Vater verstirbt als er drei Jahre alt ist. Sein Patenonkel nimmt sich seiner an und beeindruck­t ihn. Nach dem Abitur am Gymnasium Spaichinge­n wird er für den gehobenen Verwaltung­sdienst beim Gemeindeve­rwaltungsv­erband Heuberg ausgebilde­t. Es folgt das Studium für öffentlich­e Verwaltung in Kehl. Dort war er ein Jahrgang unter Hermann Ristau, der als Leiter des Sozialamts ebenfalls am Donnerstag verabschie­det wird. Über Stellen bei den Städten Balingen und Schömberg kommt er 1991 zum Landkreis Tuttlingen. Nach sechs Jahren als stellvertr­etender Hauptamtsl­eiter wird er 1997 Kreiskämme­rer und Dezernatsl­eiter.

 ?? FOTO: MATTHIAS JANSEN ?? Diethard Bernhard
FOTO: MATTHIAS JANSEN Diethard Bernhard

Newspapers in German

Newspapers from Germany